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Die Unzertrennlichen

Die Unzertrennlichen

Titel: Die Unzertrennlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Faschinger
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und es nicht für gänzlich absurd hielt, dass Stefan dieses abscheuliche Verbrechen begangen hatte: Ich konnte meinem langjährigen Freund und jetzigen Geliebten eine solche Tat nicht zur Last legen. Was, wenn ich ihn zu Unrecht bezichtigte? Ich würde es mir nie verzeihen. Zu verwirrt, um einen klaren Gedanken zu fassen, versuchte ich zu schlafen. Kurz bevor ich einnickte, kam mir der Gedanke, mit Emma über die Angelegenheit zu sprechen.
    »Bist du verrückt?« Emma blickte mich entgeistert an. »Du musst der Polizei mitteilen, was du weißt. Es ist doch völlig klar, dass dieser Mensch seine Frau umgebracht hat!« Sie dachte kurz nach. »Ehrlich gesagt, ich fand ihn von Anfang an unsympathisch, das hast du ja gemerkt. Und die Aversion war gegenseitig.«
    Es war ein kalter Wintertag, wir saßen an einem Tisch am Fenster in Emmas Wohnung, die in einer ruhigen Seitengasse in der Nähe des Margaretenplatzes gelegen war, in einem kleinen Biedermeierhaus in schlechtem Zustand, und tranken Eisenkrauttee. Die Wohnung war nicht geräumig und auch nicht sonnig, aber man fühlte sich wohl darin. Alle Fenster gingen auf einen Innenhof hinaus, in dem Bäume und Sträucher wuchsen, deren Zweige sich unter dem vielen frisch gefallenen Schnee bogen. Auch auf dem abgenutzten Holztisch und den drei Plastiksesseln, auf denen nie jemand saß, lag eine dicke Schneeschicht. Es sah hübsch aus. Das Rosenbäumchen, das im Sommer dunkelrote, stark duftende Blüten trug, war gegen die Kälte mit Jute umwickelt. Nur die leuchtend blaue Rosenkugel ragte heraus. Im ersten Stock des Hauses gegenüber stand ein junger Mann an einem Fenster, blickte auf einen Notenständer und blies in ein Saxofon. Es war merkwürdig, ihn spielen zu sehen, aber nicht zu hören.
    »Ich begreife dich nicht, Sissi«, sagte Emma und schenkte mir Tee ein. »Du darfst diesen Mann auf keinen Fall mehr sehen, auf keinen Fall, verstehst du?«
    »Er hat mich über die Weihnachtsfeiertage zu sich eingeladen. Das ist mir wichtig, Emma. Es ist das erste Mal seit Reginas Tod, dass er dieses Fest nicht allein verbringt.«
    Reginas Tod. Noch nie hatte ich dieses Wort, so wie jetzt, ohne Zögern ausgesprochen, ohne zu stocken, ohne einen anderen, umschreibenden, harmloseren, ungenaueren Ausdruck dafür zu verwenden.
    »Ich werde nicht zulassen, dass du hinfährst!«, rief Emma, stieß in ihrer Erregung mit einer abrupten Handbewegung ihre Teetasse um, nahm eine Papierserviette und wischte den verschütteten Tee damit auf. «Versprich mir, dass du das nicht tun wirst. Dass du dich nicht bewusst in eine gefährliche Situation begibst. Es wäre Wahnsinn. Du musst es mir versprechen, Sissi! Auf der Stelle!«
    Ich sah meine Freundin an, die vorhatte, Weihnachten mit ihrem Sohn und dessen Vater zu verbringen. Ihre schmalen grauen Augen mit den jadegrünen Einsprengseln, die ich nach wie vor bezaubernd fand, blitzten. Sie war ehrlich um mich besorgt und würde nicht aufhören, nicht nachgeben, bevor sie mir diese Zusicherung abgerungen hatte.
    »Ich verspreche es dir«, sagte ich.

12
    Ja, Lügen vereinfachten vieles, dachte ich, als ich mich wieder auf der Südautobahn, kurz vor Hartberg, befand. Auf dem Weg in den Sausal, zu Stefan. Drei Tage vor Weihnachten. Emma würde nie mehr ein Wort mit mir reden, wenn sie das erfuhr.
    Inzwischen hatte ich mich von den schockierenden Mitteilungen des Dozenten Hasiba erholt. Ich fand, dass ich noch immer nicht genug wusste. Ich war immer noch neugierig. Neugieriger denn je. Und ich wollte weiterhin mit Stefan schlafen. Ich hatte keine Angst. Wir hatten uns die drei Tage vor Weihnachten freigenommen, um möglichst viel Zeit im Bett verbringen zu können. Emma hatte mich gewarnt, sie fürchtete, ich könnte mich in Gefahr bringen, wenn ich Stefan besuchte. Aber ich hatte nicht das Gefühl, ein großes Risiko einzugehen. Mein Freund hatte nicht die leiseste Ahnung, dass ich so viel über Regina und ihn wusste. Und dass es sich bei der Leiche nahezu hundertprozentig um Regina handelte, hieß nicht unbedingt, dass er sie getötet hatte. Es gab zwar Verdachtsmomente, aber keine Beweise.
    »Ich freue mich so, dass du mit mir Weihnachten feierst«, hatte Stefan bei meiner Abreise gesagt, meine Hände genommen und sie überschwänglich geküsst. »Es bedeutet mir sehr viel. Jetzt, wo du weißt, was für ein Albtraum meine Ehe in Wahrheit gewesen ist, wirst du das verstehen. Mit deiner Hilfe werde ich die Vergangenheit hinter mir lassen, Sissi, Schritt

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