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Die Unzertrennlichen

Die Unzertrennlichen

Titel: Die Unzertrennlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilian Faschinger
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für Schritt. Bis sie nicht mehr existiert.«
    Ich hatte es verstanden. Auch ich wollte Reginas Verrat ein für alle Mal aus meinem Gedächtnis streichen. Dass sich die Situation seit meinem letzten Besuch in der Steiermark aufgrund der neuen Informationen, an die ich gelangt war, geändert hatte, war unleugbar. Nichts von dem, was bisher als sicher, als wahr gegolten hatte, galt mehr. Die Desillusionierung, die auf Procida begonnen hatte, schritt fort, unaufhörlich. Aber das schreckte mich nicht ab, im Gegenteil: Ich musste der Sache auf den Grund gehen. Es war die einzige Möglichkeit. Ich musste ganz genau wissen, was geschehen war.
    »Fällt dir nichts auf?«, fragte Stefan.
    Wir saßen in der Stube des Winzerhauses beim Essen. Vor den Fenstern fiel Schnee in großen, dichten Flocken. Es war behaglich warm im Zimmer, die Stehlampe und die zahlreichen Kerzen, die schon bei meiner Ankunft gebrannt hatten, tauchten den Raum in ein angenehmes Licht. Stefan hatte sie auf die Regale und die Anrichte, die Kommode, das Beistelltischchen und den Deckel des Stutzflügels, ja selbst auf den Fußboden und die Fenstersimse gestellt und angezündet, um mich zu überraschen. Die Überraschung war ihm gelungen. Und er hatte gekocht, was er selten tat. Er gab sich wirklich viel Mühe, mich zu verwöhnen. Der Tisch war festlich gedeckt und ebenfalls mit einem Arrangement aus hohen weißen, sich nach oben verjüngenden Wachskerzen geschmückt.
    »Abgesehen von den Kerzen, meinst du?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Doch«, sagte ich und musste schmunzeln.
    Die vielen Fotos an den Wänden, Erinnerungen an Reisen, die Regina und er, nicht selten in meiner Begleitung, unternommen hatten, waren entfernt worden, man sah nur noch die undeutlichen Konturen der Bilderrahmen an den Stellen, wo sie gehangen waren. Auch die gerahmte Kette mit dem Mondstein, die sie gern getragen hatte, war verschwunden. Desgleichen ihre CD s. Sofort nach meiner Ankunft waren wir über die Treppe ins ebenfalls von zahlreichen Kerzen erleuchtete Schlafzimmer im Dachboden gestiegen und hatten uns im breiten Bett geliebt. Ich hatte auf den ersten Blick bemerkt, dass der Scherenschnitt mit Reginas Profil nicht mehr auf dem Nachtkästchen stand. Und als ich mich später in ihren weinroten Kimono hüllen wollte, der üblicherweise an einem Haken im Badezimmer hing, suchte ich ihn vergebens. Ich hatte all diese Veränderungen registriert, es jedoch vermieden, mich dazu zu äußern.
    »Und?«, fragte Stefan.
    Ich stand auf, ging um den Tisch herum, legte meine Arme von hinten um seine Schultern, beugte mich zu ihm hinunter und küsste ihn auf den Scheitel und auf die Wangen. Dann setzte ich mich wieder auf meinen Platz.
    »Ich bin froh, dass dieses Haus keine Gedenkstätte mehr ist«, sagte ich. »Ein ganz bestimmtes Erinnerungsstück habe ich hier aber nie gesehen.«
    Stefan schaute mich interessiert und fragend an.
    »Den Buddha, den du Regina in Katmandu geschenkt hast. Aus diesem grauen Stein aus dem Himalaya. Eine beeindruckende Statue. Erinnerst du dich? In den Rücken war ein Drache eingemeißelt, sehr kunstvoll, darunter ein Mantra. Om Mani Padme Hum. Der Wunsch nach Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten.«
    Erneut dieser Blick. Vorsichtig. Auf der Hut.
    »Ach, der Buddha aus Nepal!«, sagte er nach einer Pause und deutete in die dem Esstisch gegenüberliegende Ecke der Stube. »Er stand lange dort drüben, auf der kleinen Konsole neben dem Klavier. Irgendwann gefiel er ihr nicht mehr, sie fand ihn plump. Sie wollte ihn nicht mehr sehen. Ich weiß nicht, wo er ist. Vielleicht hat sie ihn hergeschenkt. Oder er steht irgendwo im Keller.«
    Unsere Blicke trafen sich kurz, bevor sie sich wieder auf die Speisen senkten, die in Tellern und Schüsseln vor uns standen. Eine Weile aßen wir stumm. Schließlich brach Stefan das Schweigen.
    »Hast du Lust, in die Christmette zu gehen?«, fragte er leichthin. »Ich weiß, dass du nicht religiös bist. Ich bin es auch nicht. Aber dieser Heilige Abend ist etwas Besonderes, findest du nicht?« Er lächelte mich an. »Der Kirchenchor ist nicht schlecht, die Direktorin der Volksschule leitet ihn. Sie ist immer auf der Suche nach alten Liedern. Ich bin sicher, sie hat für den Gottesdienst ein paar schöne ausgegraben.« Er legte das Messer weg und griff nach meiner Hand. »Es sind unsere ersten gemeinsamen Weihnachten, Prinzessin. Ich möchte diese Tage stimmungsvoll gestalten.«
    Ich blickte auf die Hand, die auf meiner

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