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Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Titel: Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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auf der Fahndungsliste haben, dann wirst du sie nie wieder los.«
    »Danke nochmals für den Fahrschein.«
    Emily hielt ihn noch immer in der Hand.
    Carnet 2 cl, section urbaine, M/Bus/RER/T.
    »Ich habe dem RATF-Typen erzählt, du seist Engländerin.« Er musste grinsen. »Und hättest vergessen, den Fahrschein zu entwerten.«
    »Und das hat er geglaubt?«
    »Nun ja, ich habe ihm auch noch versprochen, dass ihm, wenn er meinen Namen an der Abendkasse des Moulin Rouge nennt, kostenloser Eintritt in die Revue gewährt wird.«
    Die Dreistigkeit, mit der Adam Stewart den Kontrolleur belogen hatte, imponierte Emily. Es war irgendwie verwegen. Und außerdem hatte er es getan, um
ihren
Kopf zu retten.
    »Und
das
hat er geglaubt?«
    »Ja, hat er.« Adam kratzte sich am Kinn. »Es kann natürlich sein, dass er an der Abendkasse steht und feststellt, dass dort niemand den Namen kennt, den ich ihm genannt habe.«
    »Welchen Namen hast du ihm genannt?«
    »Emile Nouguier.«
    »Ist das dein Künstlername?«
    Fröhlich erwiderte Adam: »Na, wenn der Kontrolleur sich die gleiche Frage stellt, dann hat der Trick funktioniert.«
    Emily zog ein Gesicht.
    »Du machst dich über mich lustig.«
    »Sei nicht beleidigt. Emile Nouguier war einer der beiden Ingenieure, die Gustave Eiffel in seinem Unternehmen beschäftigt hat und die den Eiffelturm entworfen haben. Die Baupläne, das wissen die wenigsten, stammten nämlich von Maurice Koechlin und Emile Nouguier.«
    »Danke für die Belehrung.«
    »Hey, jetzt sei nicht sauer. Der Trick hat doch funktioniert, und du bist jetzt hier bei mir und nicht in der Aufsichtsstation der RATF.«
    Womit er Recht hatte.
    Augenblicklich kam Emily sich ungerecht vor.
    Humorlos.
    »Tut mir Leid, ich bin eben …«
    »Müde?«
    Sie nickte.
    »Und hungrig?«
    »Ja.«
    »Wir werden in einer halben Stunde etwas zu frühstücken haben.«
    Lady Mina, die das Gespräch mit gespitzten Ohren belauscht hatte, war sich nicht zu schade, die Szene zu kommentieren.
    Er mag dich
, piepste sie.
    Und Emily, die froh war, dass Adam der Ratten Sprache nicht mächtig war, gab sich alle Mühe, möglichst teilnahmslos auszusehen.
    »Was hat sie gesagt?«
    Emily fischte sich eine Strähne aus dem Gesicht.
    »Frag’ besser nicht.«
    Und so brachen sie auf.
    »Wo bringst du mich hin?«
    »Nach Montmartre. Da bin ich zu Hause. Im Moment.«
    Während sie die Métro, die bis hinauf zur Porte de Clignancourt führt, nahmen, erzählte Adam Stewart von den Dingen, die in London geschehen waren und die alles andere als ermutigend klangen. Den Dingen, derentwegen er nun hier war.
    »Die Kontakte zu einigen der Grafschaften sind vor zwei Tagen abgebrochen«, berichtete er dem Mädchen, das die Neuigkeiten mit Besorgnis registrierte. »Überall munkelt man, dass sich Wiedergänger in den Tunneln herumtreiben. Dass sie sich dort unten vermehren. Grauenhaftes Zeug ist es, das man sich erzählt. Der Senat hat beschlossen, dass die Zugänge zu den betroffenen Grafschaften versiegelt werden. Überall sind Wachen postiert worden, und niemand traut sich mehr nach unten in die tieferen Regionen. Die Gilden haben sich äußerst besorgt gezeigt, und der Handel im Zentrum Londons ist fast gänzlich zum Erliegen gekommen.« Er seufzte. »Es sind seltsame Zeiten angebrochen, und ich habe mich verdrückt, bevor Schlimmeres geschehen konnte.«
    »Ist es denn so schlimm?«
    Lady Mina lauschte nur.
    Jedoch sehr aufmerksam.
    »Als der Orient-Express vor ein paar Tagen nach London kam, war er menschenleer. Man erzählt sich, dass Wiedergänger sich die Passagiere genommen hätten. Manderley Manor hat seine Truppen mobilisiert, um die Garde zu unterstützten, und es gibt Gerüchte, dass Lord Mushroom in das Anwesen unten in Blackheath zurückgekehrt sei.«
    Das waren in der Tat keine guten Neuigkeiten.
    Auch Lady Mina wirkte betrübt.
    »Aber was erzähle ich dir da«, schalt Adam sich selbst einen Narren, »immerhin bist du auch hierher gekommen.«
    Und Emily verstand mit einem Mal, was Adam von ihr dachte. Er mutmaßte, dass auch sie London verlassen hatte, weil all die seltsamen Dinge dort geschehen waren. Noch immer geschahen. Weil Ghulchissar, dachte Emily, nach London gekommen war.
    Vielleicht, schoss es dem Mädchen durch den Kopf, wäre es für den Anfang besser, ihren Retter vorerst in diesem Glauben zu lassen. Wenn wirklich viele Londoner die uralte Metropole flohen und nach Paris kamen, dann wäre das vorerst wohl eine recht gute Tarnung, die ihren

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