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Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Titel: Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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stellte, die sie an niemanden zu richten schien. »
Was
bin ich?«
    Nahezu eine Stunde lang hatte ein Pfleger Emilys Freundin ruhig gestellt, sodass uns die Zeit geblieben war, unsere Gedanken zu sammeln und unsere Geschichten auszutauschen.
    Emily, die von Elizas Blut getrunken hatte, um sich zu retten, fühlte sich schwach und benommen.
    Adam Stewart hatte ihr die Hand gehalten, als sie an Elizas Handgelenk getrunken hatte. »Emily«, hatte er ihren Namen geflüstert, und wieder war da diese Melodie gewesen. »Ach, Emily.« Seine dunklen Augen waren ihren ganz nahe gewesen, und sie hatte seinen Atem auf ihrem Gesicht gespürt, als er sie in die Arme geschlossen und festgehalten hatte, als die Tränen übermächtig geworden waren.
    Sie hatte seinen Herzschlag gespürt, mit einem Mal.
    »Erst in den nächsten Stunden wird der Blutdurst erwachen«, hatte ihr Eliza mitgeteilt, die nach dem Aderlass ganz bleich und krank wirkte.
    Aber darüber hatte sie nicht nachdenken wollen.
    Nun denn.
    Die Zeit drängte.
    »Carathis«, hatte ich den Anwesenden mitgeteilt, »hat London verlassen und wandelt nun in den Höllenkreisen, wo sie Lilith zu finden gedenkt.«
    »Sie hat also von unseren Plänen erfahren.« Eliza war nicht begeistert von dieser Entwicklung der Ereignisse.
    Da erwachte Aurora.
    »Wenn Carathis bereits in der Hölle ist, dann kann Aurora bei Bewusstsein bleiben, dann kann Carathis sie hier nicht mehr aufspüren.« Eliza gab dem Pfleger die Anweisung, die Kanülen aus den Armen des Mädchens zu entfernen. »Die Vinshati, die Alexander Grant nach Paris geführt hat, weilen ebenfalls nicht mehr unter uns. Die Gefahr ist damit gebannt. Vorerst.«
    Dinsdale und Lady Mina saßen schweigend auf der Heizung, und Ipy die Sphinx war von einem der Pfleger in einen anderen Raum getragen worden, wo man sich ihrer Verletzungen anzunehmen versprochen hatte.
    »Wer hat Aurora all dies angetan?« Emily, die sich aus Adam Stewarts Umarmung gelöst hatte, war Eliza Holland gegenübergetreten und hatte sie mit einem Mal wütend und verzweifelt angeschrien.
    »Aurora«, antwortete Eliza, »ist, was sie ist.«
    Und so erzählte sie uns, was sich damals in Ägypten zugetragen hatte. Damals, nachdem Howard Carter das Grab Tut-ankh-Amens entdeckt hatte.
    Denn das war es, was wir erfahren mussten.
    »Wir sind in Karnak und im Tal der Könige geblieben, Tom und ich.«
    Al-Vathek indes hatte das Land verlassen und sich nach London begeben, wo er sich mit Miss White zu treffen gedachte. Die Geschwister Holland hatten weiterhin für Howard Carter gearbeitet, Funde katalogisiert und Inschriften auf den mächtigen Stelen übersetzt.
    Die Vertreter ausländischer Museen gaben sich die Klinken in die Hand in jenen Tagen. Das Metropolitan Museum von New York schickte die Herrn Callender und Lucas, das Britische Museum hatte bereits seinen Abgesandten vor Ort.
    »Maurice Micklewhite«, erklärte Eliza. »Er hat mehrmals die Grabungsstätten besucht und gemeinsam mit Howard Carter die Fundstücke untersucht.«
    »Ich weiß«, murmelte ich.
    »Ihr, Wittgenstein, habt damals ausgesehen wie ein Einheimischer.«
    Emily sah mich amüsiert an.
    »Wegen des Kaftans«, sagte ich.
    Das Mädchen nahm es mit einem skeptischen Blick zur Kenntnis.
    »Maurice Micklewhite«, bemerkte ich, »war noch in Ägypten geblieben, als ich mich bereits wieder auf Reisen begeben hatte.«
    Eliza nickte. »Ich erinnere mich. Ihr wolltet unbedingt nach Lissabon. Um Geschäfte zu erledigen, wie Ihr sagtet.«
    »Sie haben ein gutes Gedächtnis, Miss Holland.«
    Sie verbuchte es als Kompliment. »Maurice Micklewhite jedenfalls kehrte nach Kairo zurück, wo er Maspero bei den Streitigkeiten mit Pierre Lacau unterstützte.« Lacau, der neue Direktor des Antiquitätendienstes, stellte die von Maspero genehmigte Finanzierung und Vorgehensweise der Ausgrabung infrage. »Kaum dass man erkannt hatte, welche Schätze in dem Grab schlummerten, waren die Aasgeier auf den Plan gerufen.«
    Aurora, die jetzt aufrecht in ihrem Bett saß und deren Lebensgeister immer mehr zurückkehrten, lauschte der Geschichte aufmerksam.
    »Im Frühjahr 1924 nahm der
Service des Antiquités
das berühmteste Denkmal Ägyptens in Besitz, und Lacau, der sich zu einem erbitterten Feind Howard Carters entwickelt hatte, verbot diesem sogar den Eintritt ins Grab.« Mithilfe von Lady Carnarvon klagte Carter gegen die ägyptische Regierung, jedoch ohne Erfolg. »Niedergeschlagen und nervlich am Ende, verließ er

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