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Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Titel: Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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ohne Verzierungen und enthielten das Begräbnismobiliar Tut-ankh-Amens. In einer Wand des Vorzimmers entdeckten wir einen weiteren vermauerten Durchgang, der mit einem Symbol gekennzeichnet war, das jenem aus dem Grab KV55 ähnelte.
    »Al-Vathek«, flüsterte Ahmed Gurgar ehrfurchtsvoll und ängstlich, als er das Symbol erkannte.
    Der wahrhaftige Träger dieses Namens indes, Herr Pharos, stand lediglich mit mürrischer Miene inmitten der begeisterten Entdecker.
    Hinter der Tür des Vorzimmers, die das Zeichen al-Vatheks trug, befand sich ein weiterer Gang, der in zwanzig Stufen in die Tiefe führte. Am Ende der Treppe stießen wir auf eine Tür mit einem Siegel und einer Inschrift, die ich nach einigen Schwierigkeiten übersetzte: »Nefer-titi, Gattin des al-Vathek, Gattin des Akh-en-Aton, bewacht von Ptah und Sobek, auf ewig.«
    Zu unser aller Glück vermuteten die Anwesenden ganz folgerichtig eine Grabkammer hinter dieser Tür, und Howard Carter wollte diese erst dann öffnen, wenn alle bisher gefundenen Objekte katalogisiert und, was weitaus wichtiger war, konserviert worden waren. Außerdem konzentrierte sich die Aufmerksamkeit bald auf eine andere Tür, die erst nachträglich in der Nordwand des Vorzimmers entdeckt wurde und hinter der sich möglicherweise der Sarkophag des großen Pharaos befand.
    Al-Vathek, Tom und mir indes war klar, dass wir Nefer-titi aufsuchen mussten, bevor sich die Berichterstattung der Medien (in weiser Voraussicht hatte Howard Carter der Times die Exklusivität der Dokumentation zugesprochen) auf die Grabräumung stürzte. Die Zeit drängte demnach, und die einzige Chance, die uns blieb, war, in der ersten Nacht in das Grab einzudringen. Es musste so schnell wie nur möglich vonstatten gehen.
    »Die Wachen stellen kein Problem dar«, versicherte uns al-Vathek.
    Wie Recht er doch hatte.
    Als wir uns in der kühlen Wüstennacht an den Eingang zum Grab heranpirschten, bemerkten uns die Wachen nicht einmal. Al-Vathek schlich sich in ihre Gedanken und ließ sie fremdartige Träume erleben.
    Weitaus schwieriger war es gewesen, Howard Carters und Harry Burtons Gesellschaft zu entkommen. Nach einem langen Tag mühevoller Arbeit hatten die beiden Freunde uns eingeladen, mit ihnen zu feiern. Erst nach mehrmaligem Verweis auf unsere tiefe Erschöpfung war es uns gelungen, uns auf unsere Zimmer zurückzuziehen, und dann waren wir (den kleinen Helden in den Geschichten Mark Twains gleich) aus dem Fenster und an den Mauervorsprüngen entlang nach unten geklettert. Al-Vathek hatte uns bereits im Tal der Könige erwartet, das wir nach einem halbstündigen Ritt erreicht hatten, wobei wir sorgsam darauf geachtet hatten, die Pferde in einem der Seitenarme des Tales, außerhalb der Reichweite der Wachen zurückzulassen.
    Die mitgebrachten Laternen vor uns haltend, drangen wir endlich in die eisigen Innereien des Grabes ein. Zielstrebig durchquerten wir die Vorkammer, stiegen die lange Treppe hinab und fanden uns bald vor jener Tür mit dem Unheil verheißenden Symbol wieder.
    Tom trug einen Revolver an seiner Seite, während al-Vathek einen Krummsäbel mit sich führte. Ich selbst vertraute dem Revolver, den mir Miss White überlassen hatte, um so die Besuche in Kairo sicherer gestalten zu können.
    Die feuchte, kalte Luft ließ mich frösteln, und insgeheim hoffte ich, die massive Tür ließe sich gar nicht erst öffnen. Doch kannte al-Vathek den Mechanismus, und so schob sich der gewaltige Steinquader bald zur Seite. Das Knirschen der Sandkörner füllte die modrige Stille um uns herum.
    Dann betraten wir die Kammer, leuchteten sie mit den Laternen aus und erkannten den gewaltigen Sarkophag, der in der Mitte des Raumes auf einem Podest stand. Wie der Sarkophag im KV55, so waren auch an diesem die Inschriften beseitigt worden. Eiserne Schlösser versiegelten das Behältnis. Nichts sollte jemals wieder diesem Sarg entkommen.
    »Es gibt keinen Grund, länger zu warten«, sagte al-Vathek bestimmt. Angespannt wog er den Krummsäbel in seinen kräftigen Händen. Jede Sehne seines Körpers schien der Begegnung zu harren.
    Al-Vathek machte sich an den Schlössern zu schaffen, Tom und ich taten es ihm gleich. Mit leisen Geräuschen schnappten sie auf, und es erforderte unser aller Kraft, das Oberteil des Sarkophags zur Seite zu schieben. Ein Ekel erregender Gestank schlug uns entgegen, als die Öffnung sichtbar wurde. Insekten huschten vor dem Licht davon, als Tom mit der Laterne das Innere des Sarkophags

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