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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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»Ihr könnt mir vertrauen«, sagte sie. »Sariel weist uns den Weg in den Limbus.«
    Aurora erinnerte sich dessen, was der Engel gesagt hatte. »Nur auf getrennten Pfaden erreicht man den Limbus.« Das jedenfalls war es, was sich die Engel am Oxford Circus erzählten. Was immer die Worte auch zu bedeuten hatten, es war das, was der Engel gesagt hatte. Und sollte man einem Engel nicht Glauben schenken?
    Das Feuergesicht am Firmament schien jetzt zu lächeln.
    Breit und offen und ohne Arg.
    Es lud sie ein.
    Einzutreten.
    »Wir kommen mit.« Aurora fiel auf, dass sie gerade für Neil gesprochen hatte.
    Ein Blick zur Seite aber genügte, um ihr zu zeigen, dass der Junge ihr nicht böse war.
    So begaben sie sich wieder in die Obhut El-Khamsins, und als der Teppich in die Lüfte auffuhr und die flammenden Zungen des Feuermundes nach ihm griffen, da fragte sich Aurora bang, ob hinter dem gluthitzigen Lächeln der Tod oder der Limbus auf sie warten würde – inständig hoffend, dass beide nicht das Gleiche waren.
    »Sie sind fort«, flüsterte Tristan Marlowe. In einem Hauseingang hatten Emily und er ganz still verharrt, während eine wütende Meute aus Bürgern und Polizisten durch die Gasse geströmt und hinter der nächsten Biegung in der Nacht verschwunden war.
    Emily hatte die ganze Zeit über den Atem angehalten. Das Zittern hatte sie zu verbergen versucht, allerdings ohne Erfolg. Dessen eingedenk hatte sie feststellen müssen, dass auch Tristan Marlowe sich vor den Massen gefürchtet hatte. Schnell war sein Atem gegangen, und die hellen Augen hatten unruhig umhergeblickt in dem Dämmerlicht des Hauseingangs.
    »Wir sollten noch einen Moment warten.«
    Tristan Marlowe war ihr so nahe, dass sie ihn riechen konnte, so nahe wie niemals zuvor. Nach Büchern roch er, irgendwie staubig, und dazu nach Sonnenschein. Das jedenfalls war es, was Emily mit dem Geruch verband.
    »Wittgenstein wird sich hoffentlich nicht von ihnen fangen lassen.«
    »Ihr Mentor ist in dem, was er tut, wirklich sehr geschickt. Es wird ihm schon nichts zustoßen.«
    Tristan Marlowe hatte sie in den Eingang des nächstbesten Hauses hineingeschoben. Es war ein steinerner Vorbau, wild überwuchert von Efeu. Schattig genug, um sich darin verbergen zu können. Tristan hatte die beiden Laternen, die wie zwei Arme aus der Wand neben der Tür ragten, geöffnet und die Glühbirnen aus den Fassungen geschraubt. Augenblicklich war es ganz finster geworden.
    Sofern sich niemand dazu berufen fühlen würde, in den Hauseingängen nachzusehen, wären sie hier in Sicherheit.
    Schritte waren jedenfalls keine mehr zu hören.
    Nur aus der Ferne trug der Wind Stimmengewirr in die schmale Gasse.
    »Danke«, sagte Emily.
    Tristan Marlowe, dem jetzt erst bewusst wurde, wie eng sie beide doch beieinander standen, wich einen Schritt zurück und wirkte ein wenig verlegen, was, gestand Emily sich ein, ihn richtig nett erscheinen ließ. »Ähm, ich«, hüstelte er, »wozu?«
    »Weswegen«, verbesserte ihn Emily.
    »Ja, natürlich.«
    »Danke, dass Sie da gewesen sind.« Emily meinte es ernst. Genau so, wie sie es gesagt hatte. Es hatte gut getan, zu wissen, dass er sich um sie kümmerte.
    Mit einem Mal war sie ganz durcheinander. Sie dachte an Adam Stewart, den sie so vermisste, und sah Tristan Marlowe, der sie doch gar nicht mochte. Das war es, was sie vollends durcheinander brachte. Sie mochte Tristan Marlowe ihrerseits doch ebenso wenig. Er war überheblich und naseweis und arrogant.
    Er war unfreundlich und abweisend zu ihr und doch … war er hier.
    »Ich …«
    Seine blauen Augen waren unruhig wie aufgeschreckte Tiere.
    Emily stand einfach nur da.
    Unfähig sich zu bewegen.
    Sah ihn an.
    Sollte Tristan es doch tun.
    Irgendwas. Sollte er tun.
    Wenn er etwas tun wollte.
    Am Ende.
    Stand er aber nur da.
    Förmlich.
    Wie angeschraubt.
    Und tat nichts.
    »Wir sollten von hier verschwinden«, sagte er.
    Verdutzt fragte Emily: »Jetzt?«
    Er hatte seine Fassung wiedergewonnen. »Nein, im Frühling.«
    Mühelos schaffte er es, dass Emily ihn wieder hätte schlagen können. Herrje, was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Stand die ganze Zeit über neben ihr in dem Hauseingang und tat … nichts!
    Emily Laing verstand selbst nicht recht, woher auf einmal diese Wut kam.
    Was ging nur mit ihr vor?
    »Sie sehen verärgert aus.« Ganz kühl war seine Stimme mit einem Mal wieder.
    Beherrscht.
    »Oh, Tristan, fragen Sie nicht!«, fauchte Emily ihn an.
    Doch bevor sie etwas wirklich

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