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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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einzugehen, stellte der Inspektor seine nächste: »Sie kennen Herrn Bisselbeck?«
    Warum lügen?
    »Ich bin ihm früher bereits begegnet.«
    »Wann war das?«
    »Vor einer Ewigkeit.«
    »Etwas genauer, bitte.«
    Ich sagte es ihm.
    »Herr Bisselbeck hat dieses Notizbuch in seiner Hand gehalten, als man ihn gefunden hat.«
    Ungeduldig wippte ich mit den Füßen auf und ab. »Was soll dieser lauwarme Mummenschanz, Grubach?«
    Der Inspektor tauschte einige vielsagende Blicke mit Gregor Samsa. »Oh, nein, Herr Wittgenstein, dies ist kein Mummenschanz. Dies sind Beweismittel, wichtige Ermittlungen.« Er schwenkte das Notizbuch vor meiner Nase herum. »Zudem fand man Ihre Fingerabdrücke im Laden. Auf einer Teetasse. Herr Bisselbeck hat mit seinem Mörder Kräutertee getrunken, wie die Überreste in den Tassen zeigen. Sie sind Alchemist, und das, meine ich, passt auch vorzüglich zur Art des Vergehens.« Bedeutungsschwer sprach er das nächste Wort aus. »Gift.«
    Genervt entgegnete ich ihm: »Sie unterstellen mir also nicht nur ein Mörder, sondern dazu auch noch ein dummer Mörder zu sein?« Ich zweifelte nicht im Geringsten daran, dass Inspektor Grubach die Beweismittel äußerst geschickt zu fälschen gewusst hatte. In den Besitz der Teetasse zu gelangen dürfte jedenfalls kein Problem dargestellt haben.
    Dennoch begann ich mich um Peggotty zu sorgen. In wessen Auftrag der Inspektor auch immer handelte, er verfügte über Kontakte nach London. Und es war nicht zu leugnen, dass jemand in mein Haus in Marylebone eingedrungen war.
    »Für wen arbeiten Sie?«, wollte ich wissen.
    Der Inspektor reagierte nicht.
    Starrte mich nur an.
    Sagte: »Es wäre nicht das erste Mal, dass Sie kaltblütig gemordet haben.«
    Seelenruhig beobachtete er mich.
    »Worauf spielen Sie an?«
    »Auf die Trickster, die Sie in London ermordet haben.«
    Woher, in aller Welt, wusste er davon?
    McDiarmid!
    Nur der alte Magister, der sich all die Jahre meiner angenommen hatte, kannte die alte Geschichte. Warum aber sollte McDiarmid, der seit Jahren mit uns zusammenarbeitete, mich verraten? So lange Zeit war er der einzige Mensch in meinem Leben gewesen, dem ich ohne Vorbehalte vertraut hatte. Nein, es konnte nicht sein, dass McDiarmid mich all die Jahre so niederträchtig getäuscht hatte. Es musste einen anderen Grund dafür geben.
    »Die gerechte Strafe ereilt einen immer, Herr Wittgenstein. Immer!«
    »Was haben Sie mit mir vor?«
    »Was denken Sie denn? Man wird Ihnen schon bald den Prozess machen, und dann wird es ein gerechtes, auf Fakten basierendes Urteil geben. Wenn Sie Pech haben, enden Sie in einer der vielen Strafkolonien, die es noch immer gibt. Wenn Sie Glück haben, dann wird man Sie hinrichten.«
    »Warum die Umstände?« Wenn man mich aus dem Weg schaffen wollte, dann hätte man dies auch einfacher bewerkstelligen können.
    Der Inspektor schüttelte missbilligend den Kopf. »Was denken Sie von uns? Dass wir Sie einfach umbringen? Es gibt Gesetze in dieser Stadt. Die Polizei ist dazu da, für die Einhaltung dieser Gesetze einzutreten. Sie haben einen Mord begangen, und dafür wird man Sie zur Rechenschaft ziehen.«
    Was wurde hier gespielt?
    »Was«, wiederholte ich meine Frage von vorhin, »wollen Sie von mir?«
    »Ein Geständnis«, kam er frei mit der Antwort heraus. »Die Fakten sprechen gegen Sie, und wir haben die Order, unnötige Verfahrenskosten zu vermeiden. Der Prozess kann somit kurz und effizient sein.«
    Das war verrückt!
    »Steht mir denn nicht ein Anwalt zu?«
    Eigentlich war die Frage reinster Spott gewesen, doch er nahm trotzdem Bezug darauf: »Haben Sie denn einen Antrag gestellt?«
    »Worauf?«
    Der Inspektor wirkte mit einem Mal ungeduldig. »Darauf, dass man Ihnen ein Formular zukommen lässt, auf dem Sie die Vertretung durch einen Rechtsanwalt beantragen. Hat Samsa Ihnen keins gegeben?«
    »Nein.«
    Gregor Samsa zog ein Gesicht. »Die Vordrucke sind aufgebraucht.«
    »Dann müssen Sie sich ein Antragsformular besorgen, wenn dies alles vorbei ist.«
    Hörte ich richtig?
    »Es wäre angebracht, den Rechtsanwalt jetzt zu konsultieren«, gab ich zu bedenken.
    »Aber Sie haben doch gar keinen Rechtsanwalt.«
    »Ich besorge mir einen.«
    »Sie haben das Formular nicht ausgefüllt.«
    »Das ist in der Tat ein Problem.«
    »Und zudem keinen Antrag auf ein Formular gestellt.«
    »Dann besorgen Sie mir eben einen Antrag.«
    »Das, Herr Wittgenstein, ist nicht meine Aufgabe. Anträge werden nur von der

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