Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
Vom Netzwerk:
Ich passe auf, dass jeder genau das tut, was er auch tun soll.«
    »Sie dienen den Black Friars.«
    Grubach lächelte überheblich. »Ich arbeite für die Geheimpolizei. Mehr müssen Sie nicht wissen. Ich sollte Sie ausfindig machen und der hiesigen Bürokratie übergeben. Das ist alles. Man wird Sie verurteilen, und Miss Laing und Master Marlowe wird man ebenfalls finden. Prag ist eine kleine Stadt, und wir haben unsere Augen und Ohren überall, an jeder Straßenecke, in jedem Haus. Man wird Ihnen allen den Prozess machen, und niemand wird das, was in London geschieht, aufhalten können. Sie sind ein solcher Narr, das sind Sie schon immer gewesen.«
    »McDiarmid hat uns also verraten.«
    Inspektor Grubach lachte. »Sie verstehen es noch immer nicht.«
    Er erhob sich von seinem Platz.
    Erst jetzt bemerkte ich, dass die ganze Zeit über zwei weitere Polizisten in grauen Anzügen auf den Schreibtischplätzen hinter mir gesessen hatten. »Wir sind Trickster, Wittgenstein. Aber nur ich bin extra aus London hierher gekommen. Sie werden uns nicht entkommen. Und die Stadt der Schornsteine werden Sie niemals wiedersehen. Wir haben in Ihrem Verstand gelesen wie in einem Buch. Alle Ihre Pläne sind uns bekannt. Haben Sie wirklich geglaubt, Sie könnten uns schaden? Wir haben Ihnen das kümmerliche Bewusstsein genommen, wie es uns gefiel. Nicht einmal Handschellen haben wir gebraucht. Wir haben Sie einfach wie eine Marionette durch die Stadt laufen lassen, immer brav neben uns her, und Sie können sich nicht einmal mehr daran erinnern. Tja, unser Verstand in dem Ihren. Wie gesagt, Sie sind ein Narr, schon immer gewesen. Sie hätten den Black Friars beitreten sollen, als Sie die Gelegenheit dazu hatten.« Er warf die Zigarre auf den Boden und trat sie aus. »Jetzt ist es dafür zu spät. Sie werden bald tot sein und für das, was Sie unseren Brüdern einst angetan haben, bezahlen. Ich werde dabei sein, wenn Sie sterben. Ich werde in Ihre arroganten Augen schauen und all das, was Sie im Augenblick des Sterbens empfinden, trinken wie süßen Wein.« Er drehte sich um und schickte sich an zu gehen, als er plötzlich innehielt. »All die Jahre über haben Sie das getan, was Sie tun sollten. Und nicht einmal jetzt erkennen Sie, was um Sie herum geschieht. Ist das nicht eine furchtbare Tragödie?«
    Die beiden Trickster, die hinter mir standen, traten näher an den Stuhl heran.
    »Warten Sie!«, forderte ich Inspektor Grubach auf, doch der drehte mir nur den Rücken zu, zündete sich eine neue Zigarre an und sagte leise etwas zu Gregor Samsa, der zurückgekehrt war und ein Blatt Papier mit einer Reihe von amtlichen Stempeln in der Hand hielt.
    »Führen Sie ihn ins Gericht«, sagte Grubach zu Samsa. Laut genug, dass ich es verstehen konnte.
    Die beiden Trickster, die hinter mir gestanden hatten, packten mich mit ihren Gedanken, und ich war unfähig, ihnen entgegenzutreten. Der kümmerliche Rest meines Bewusstseins sagte mir, dass der eine der beiden wohl in der Lage war, meine Fähigkeiten zu blockieren, während der andere sich ungehindert in meinem Kopf zu bewegen vermochte. Es war ein abscheulicher Akt roher Gewalt, nicht zu vergleichen mit den Momenten, in denen ich Emily Laing erlaubt hatte, sich meine Gedanken anzusehen. Im Gegenzug hatte Emily mir Scherbensplitter ihrer eigenen Erinnerungen und Empfindungen geschenkt. Doch dies hier war etwas anderes.
    Gregor Samsa öffnete die Schlösser der Ketten, die mich an den Stuhl banden. Der graue Mann, der meine Fähigkeit schwächte oder blockierte, fügte mir absichtlich Schmerzen zu, und durch eine Wolke aus Benommenheit konnte ich ein Grinsen in seinem feisten Gesicht erkennen. Der zweite graue Mann übernahm die Kontrolle über meinen Körper und ließ mich durch die endlosen Schreibtischreihen des Großraumbüros wanken.
    Inspektor Grubach war verschwunden. Wohin, konnte ich nicht sagen. Ich hatte nicht einmal bemerkt, wie er sich von dannen geschlichen hatte.
    Gregor Samsa indes geleitete die beiden grauen Trickster-Männer aus dem Büro hinaus in ein Treppenhaus, das sich unendlich weit nach oben wie auch nach unten erstrecken mochte.
    Bleiern setzte ich einen Schritt vor den anderen.
    Müde dachte ich an Emily Laing und an Peggotty.
    An die anderen.
    Ich sorgte mich um sie.
    Selbst in der Benommenheit, der Marionette, die ich war, gedieh die Sorge.
    Doch dann.
    Passierte etwas.
    Mit einem Schlag klärte sich mein Bewusstsein.
    Ich taumelte.
    Suchte nach einem Halt.
    Gregor

Weitere Kostenlose Bücher