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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Einsamkeit vergessen ließ.
    Immer und immer wieder.
    Nur sie.
    Mia!
    Könnte es nicht sein, dass …?
    Nein, darüber durfte er nicht einmal nachdenken.
    Sie waren die Kinder verfeindeter Familien.
    Geschichten wie diese gingen niemals gut aus. Geschichten wie diese waren der Inhalt großer Tragödien.
    Doch Dinge, die geschehen, kündigen sich meist nur verschwörerisch flüsternd an.
    Unverhofft.
    Still.
    Leise.
    Es war eine Ratte namens Lord Brewster, die eines Nachmittags im Herbst das Anwesen in Blackheath aufsuchte. Die von Dingen sprach, die Martin erst viel später von seinem Vater erfahren sollte. Dingen, die sein Leben und den weiteren Verlauf der Geschichte entscheidend beeinflussen sollten.
    Manchmal, daran glaubte Mia Manderley ganz fest, findet man die Liebe, die man selbst gesucht und die einen wie von allein gefunden hat, und muss ihr so schnell wieder Lebewohl sagen, dass jener Moment des kurzen Glücks niemals mehr richtig Vergangenheit zu werden vermag.
    Mia wusste, dass es ihrer Mutter missfiel, wenn sie sich ohne Leibwächter in der Stadt herumtrieb. Aber war sie nicht schon fast eine erwachsene Frau? Nein, sie wollte sich nicht wegsperren lassen. Warum hätte sie das zulassen sollen? Sie war gern in Covent Garden, und wenn sie dort war, dann spürte sie das tosende Leben, das in den ehrwürdigen Mauern von Manderley Manor schon lange nicht mehr zu singen wagte.
    Und, ja, sie war verliebt.
    Hätte es hinausschreien können.
    Laut.
    Damit es jeder hörte.
    Verliebt war sie.
    Mit Herz.
    Und Verstand.
    In den wunderbarsten Mann, den sie jemals getroffen hatte.
    Er war Musiker und spielte in den Bars und Kneipen von Covent Garden und im Eastend. Ja, Komponist war er, hatte ihr bereits ein eigenes Lied komponiert. Er hatte für sie gesungen, im Cheshire Cheese, für sie ganz allein in dem überfüllten Raum, und er hatte sie geküsst und Tränen in den Augen gehabt, als er ihr seine Liebe gestanden hatte.
    Er stammte aus Lancashire und war ein richtiger Bohemien. Ein Künstler wie jene, von denen sie immer nur gelesen hatte. Er traf sie jeden Abend heimlich am Leicester Square, und von dort aus erkundeten sie das Nachtleben Londons. Hielten einander fest und betrachteten die Zukunft, die vor ihnen lag und die sie gemeinsam erleben würden.
    Es waren diese Augenblicke, die Mia mochte.
    In denen sie lebte.
    Fernab vom Regent’s Park.
    Von Manderley Manor.
    Dem toten Haus.
    Natürlich wusste Mia um die Dinge, die sich in der Stadt der Schornsteine zutrugen. Die Unruhen, die in Whitechapel ausgebrochen waren und mittlerweile die ganze Stadt wie ein Flächenbrand heimgesucht hatten, waren noch immer nicht beendet und in aller Munde. Ein Angehöriger des Hauses Micklewhite hatte vor wenigen Tagen im Senat eine Anschuldigung ausgesprochen, die für Empörung gesorgt hatte. Mushroom Manor, das Haus aus Blackheath, sollte verantwortlich gewesen sein für ihres Vaters Tod.
    Ob sie das glaubte?
    Was konnte man in diesen Zeiten schon glauben?
    Am Ende jedenfalls waren die Anschuldigungen fallen gelassen worden, und der Ankläger hatte Stand und Vermögen eingebüßt. Das war der Preis, den er für seinen Mut hatte zahlen müssen. Es war das, was sich Gesetz nannte in der uralten Metropole. Die Ländereien der Micklewhites wurden veräußert, und große Teile davon gingen in den Besitz Mushroom Manors über. Als Wiedergutmachung für das, was man als Verleumdung bezeichnete.
    Ihre Mutter war außer sich gewesen vor Zorn.
    Das war die einzige Emotion, zu der sie noch fähig war, seitdem man ihren Mann des Nachts nach Hause gebracht hatte. Sie war zornig und nachtragend und berechnend. Kühl und eisig kalt.
    Zudem missbilligte sie ihren Freund.
    Es sei nicht standesgemäß, dass sie sich mit einem arbeitslosen Musiker herumtrieb. Er sei ein grässlicher Nichtsnutz, ein liederlicher Taugenichts, ein Halunke, der nur wegen ihrer Abstammung hinter ihr her sei. Sie solle darüber nachdenken.
    Gut, das hatte sie getan.
    Kurz nur, aber immerhin.
    Und sie hatte herausgefunden, dass sie nie, nie mehr ohne Richard Swiveller leben wollte. Wenn es, wie die Literatur es sie als kleines Mädchen glauben gemacht hatte, in eines jeden Leben einen ganz bestimmten Menschen gab, dann war dieser Mensch Richard. Mit seinem lockigen roten Haar, dem sanften Lächeln und den verrückten Ideen, von denen er ihr andauernd erzählte. Nach Paris wolle er gehen und ein richtiger Bohemien werden. Er wolle Stücke schreiben, über das Leben,

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