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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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dass Mia Manderleys Herz einem jungen Musiker aus Covent Garden gehört hatte. Doch dies, hatte ihm sein Vater mitgeteilt, brauche ihn nicht weiter zu kümmern. Man habe alles, was nötig sei, in die Wege geleitet.
    Natürlich steckte sein Vater dahinter.
    Er und die herrschsüchtige Frau, die bald schon seine Schwiegermutter sein würde.
    Irgendetwas Schlimmes musste Richard Swiveller zugestoßen sein.
    Doch er war fort.
    Und nur das zählte.
    Warum sich weiterhin Gedanken darüber machen?
    Martin Mushroom liebte Mia noch immer, und mit jedem Tag, den sie nicht zusammen verbrachten, liebte er sie noch mehr. Er besaß eine Photographie von ihr. Auf seinem Klavier stand sie, und wenn er die Finger über die Tasten gleiten ließ, dann schaute er in die hellen Augen auf dem gerahmten Bildnis, und die Einsamkeit, die so lange sein Begleiter gewesen war, begann zu schwinden wie ein schlechter Traum im Morgengrauen. Das Leben, dachte er, würde so anders werden, wenn sie gemeinsam hier leben würden.
    Mushroom Manor würde sich verändern. Kinderlachen würde die langen Korridore füllen. Ein Lachen, das die dunklen Mauern schon so lange nicht mehr vernommen hatten.
    Alles würde gut werden.
    Doch …
    Spürte er die Anspannung im Haus.
    Die Winkelzüge, die seinen Vater nächtelang wach hielten.
    Der Golem, der die Morde im Distrikt Whitechapel verübt hatte, war nicht das gewesen, was sich sein Vater vorgestellt hatte. Zu schwierig zu lenken war die Kreatur, und so suchten Mordred Mushroom und der Nocnitsa nach einer Lösung, die aber noch in weiter Ferne liegen mochte.
    Die Hochzeit war es, die London und der uralten Metropole den Frieden bringen würde.
    Ein Erbe würde über beide Häuser gebieten.
    Das war der Plan.
    So wollten es die Ratten. So wollte es Manderley Manor. Und auch das Haus aus Blackheath hatte dem zugestimmt. Der Plan war, wie jeder gute Plan, von höchst einfacher Natur.
    Doch dass sein Sohn das Manderley-Mädchen von ganzem Herzen liebte und allergrößte Hoffnungen in die Begegnung mit Mia Manderley setzte, war etwas, das Lord Mushroom nicht in seinem Plan bedacht hatte. Dass sein Sohn wahrem Unglück begegnen sollte, auch nicht. Am wenigsten aber gehörte zum Plan, dass Richard Swiveller nach London zurückkehren und Mia Mushroom, wie sie dann schon hieß, wiedersehen würde.
    Der Plan sah nicht vor, dass Martin Mushrooms Herz zu Stein wurde und in der Kälte einer einzigen Winternacht zerbrach.
    Und wie jeder Plan, der lückenhaft ist, weil es Menschen sind, die ihn ausführen, so war auch dieser zum Scheitern verurteilt. Das war etwas, das weder die Ratten noch irgendwer sonst berücksichtigt hatten.
    Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.

Kapitel 1
Tangled up in blue
    Die Welt ist gierig und durchtrieben, und manchmal, wenn sie eine Lügnerin ist, verschlingt sie Liebende mit Herz und Verstand. Emily Laing war noch jung und in ihrem Herzen, wie alle Verliebten, ein Kind, als sie ihren Himmel erneut schwinden sah. Natürlich wusste sie, dass niemand außer ihr selbst die Schuld an dem trug, was geschehen war. Dass sie fortgegeben hatte, was sie eigentlich hätte festhalten sollen. Dass sie das Falsche getan hatte.
    Doch für Reue ist es nun zu spät. Sie steht neben mir vor dem alten Haus, das zu betreten sie sich noch immer beharrlicht weigert. Es ist Weihnachten, mittlerweile, und hinter den wohlige Wärme verheißenden Fenstern erklingt leise Musik.
    Ein Lied, das Emily kennt.
    »Sie sollten es tun«, rate ich ihr.
    Schneeflocken verfangen sich in ihrem Haar. Den Koffer trägt sie auch jetzt noch mit sich herum. Kann sich gar nicht davon trennen, als sei er das Einzige, was ihr von den vergangenen Tagen geblieben ist.
    »Nun gehen Sie schon endlich hinein. Reden Sie mit ihm!«
    »Nein!«
    Sie schaut mich trotzig an.
    Emily Laing ist schon lange nicht mehr das kleine Mädchen, dessen ich mich einst angenommen hatte. Ein langer Weg ist es gewesen, von der Tottenham Court Road bis hierher.
    »Wissen Sie«, flüstert sie mit einem Mal, »dass mein Vater hier gespielt hat?«
    »Im Cheshire Cheese?«
    Sie nickt.
    Wahrlich viel ist geschehen während der letzten beiden Tage. Zu viel, um es einfach zu verschweigen. Die Welt drehte sich nach unserer Rückkehr aus Prag so schnell weiter, dass wir kaum mehr Luft holen konnten, um uns zu vergewissern, ob das, was wir taten, auch das Richtige war. Es ist kaum zu glauben, dass erst zwei Tage vergangen sind seit jener eisig klirrenden

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