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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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heimlich in London weilt und ihre Tochter erneut zu treffen wagt. Eleonore, die dunkle Gestalten bezahlt, damit sie einen kaltblütigen Mord begehen. Eine Bluttat, die das Schicksal ihrer Tochter besiegeln wird, ein für alle Mal. Mia, die in den Mauern von Mushroom Manor einem Mädchen das Leben schenkt. Martin Mushroom, der wie sein Vater aussieht. Lord Mordred Mushroom, den Eleonore nicht vergessen kann. Der in ihrem Herzen ist, lange bevor Nicodemus Manderley sie zur Frau nimmt. Mordred Mushroom, dessen Kind sie in ihrem Leib tötet, bevor ihr Gatte davon erfährt. Mordred, den sie davonjagt, obwohl sie weiß, dass er sie liebt. Mordred, der sie seitdem hasst. Der Manderley Manor hasst. Eine Stadt, die in Flammen steht, und zwei Häuser, die niemals zueinander finden werden.
    Schreie.
    Tränen.
    Tod.
    Emily hörte ihre Großmutter schallend lachen.
    »Da hast du es, kleine Göre, dein Wissen, das dir so viel wert ist.« Eleonore Manderley erhob sich aus dem Sessel, und die Nebelfetzen aus ihren Augen flossen ihr wie Tränen über das Gesicht. Sie sickerten in die schwärenden Wunden, wo die Pest die alte Haut hatte aufplatzen lassen. Krochen ihr unter die Haut, die sich bewegte und das Gesicht veränderte. Mylady Manderley hustete und spuckte dunkles Blut auf die weißen Laken, die auch den Boden bedeckten. »Da hast du dein Wissen, und nun tu damit, was du willst.« Sie ging in die Knie, stützte sich mit beiden Händen auf dem Boden ab. Das graue Haar fiel ihr wirr über das Gesicht. Ein letztes Mal schnappte sie nach Luft. »Es ist ein Fluch«, keuchte sie, »und du bist auch nur eine Manderley.«
    Dann starb sie.
    In dem Haus, das sie so lange schon nicht mehr verlassen hatte.
    Und Emily Laing, die jetzt wusste, was damals geschehen war, stand einfach nur da und fühlte weder Trauer noch Freude. Das war alles. Und so viel.
    Es ist der grausamen Gezeiten Gang, der wildes Treibholz aus alter Zeit an die Gestade unseres Lebens treibt, wo es wie faule Pfähle im Sand stecken bleibt und zu einem Mahnmal wird, das zu übersehen uns nur selten erlaubt ist.
    »Sie sind Emily Laing aus Rotherhithe«, betonte ich, als wir Manderley Manor verließen. »Nur das und niemand anders.« Ich sah sie eindringlich an. »Niemals dürfen Sie das vergessen.«
    Wir entfernten uns von der leblosen Ruine, die Manderley Manor geworden, doch eigentlich schon seit Jahren gewesen war. Miss Judith Anderson begleitete uns. Allein die Sorge um die kleine Mara hatte die Gouvernante bei Kräften gehalten. Doch nun, als wir den Regent’s Park verließen, da bemerkten wir die Schwäche, die Miss Anderson gebeugt gehen ließ. Denn die Nebel, das hatte Miss Anderson uns so nicht gesagt, hatten auch sie für einige Augenblicke berührt. Sie schnappte nach Luft, und wenn sie hustete, dann atmete sie schmale Fetzen grauen Nebels aus, die der Winterwind von dannen trieb.
    Emily dachte daran, wie sie Miss Anderson zum ersten Mal begegnet war. Gefürchtet hatte sie sich vor der dunklen Frau und lange Zeit geglaubt, dass Mara dies auch tat. Doch dann war ihr klar geworden, dass sich ihre Schwester viel mehr vor der eigenen Großmutter gefürchtet hatte. Und vor ihrer Mutter, die heulend wie ein Tier in der Dachkammer von Manderley Manor gefangen gehalten worden war. Es wäre ihr früher nie in den Sinn gekommen, dass Miss Anderson eine wirklich fürsorgliche Gouvernante sein konnte.
    Nun, als wir alle durch den Regent’s Park in Richtung Hampstead Manor eilten, da wurde dem Mädchen klar, dass Miss Anderson tief in ihrem Herzen ein guter Mensch sein musste. Sie hatte für das Kind getan, was in ihrer Macht gestanden hatte.
    »Peggotty wird Sie pflegen«, machte Emily ihr Mut. Sah mich an. Hoffte, dass ich dem zustimmte.
    Miss Anderson nickte nur.
    Atmete erneut Nebelfetzen aus, die sich wie durchsichtige Maden in der kalten Luft krümmten und dann zerstoben oder zu Boden sanken.
    Dann kam der Angriff.
    Unverhofft.
    Schnell.
    Die drei großen Kreaturen erhoben sich aus dem Schnee, der die Hügel vor uns bedeckte, und schüttelten das glitzernde Weiß von ihren Chitinpanzern. Die großen Mandibeln knackten laut und hungrig, und die langen Spinnenbeine ließen die Wesen schnell über den Schnee laufen.
    »Nekir!«, entfuhr es Emily.
    Sie starrte die insektenhaften Wesen an. Wie konnte es sein, dass die Nekir in London waren? Die Hölle war ihr natürlicher Lebensraum, und dort war Emily ihnen auch zum ersten Mal begegnet. Im neunten Kreis der Hölle, die

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