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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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ihr nicht gelang.
    Da sah ich einen weißen Nebel über den Nekir fluten.
    Und bevor sie ihren Stachel in das Mädchen bohren konnte, verfiel die Kreatur in wildeste Zuckungen. Der Nebel hüllte sie vollständig ein und war so dicht, dass man nicht mehr erkennen konnte, was in seinem Inneren vor sich ging. Emily Laing kam auf allen vieren durch den Schnee gekrochen, japste nach Luft. Adam Stewart war augenblicklich bei ihr und zog sie von dem Nebel fort, aus dem zuckende Insektenbeine auszubrechen versuchten.
    »Das ist Londons Efeu«, keuchte Emily.
    Miss Anderson schrie, als ein lautes Knacken aus dem Nebel ertönte, das wie brechende Knochen und berstende Panzerplatten klang. Gefolgt von einem schrillen Kreischen. Als der Nebel sich verzog, ließ er einen verrenkten Insektenkörper zurück, der keinerlei Ähnlichkeit mehr mit dem Wesen aufwies, das uns angegriffen hatte.
    Weiter hinten hatten die Werwölfe und Schakalmenschen die beiden anderen Nekir zu Fall gebracht. Kreischende, panische Laute stießen die Höllenkreaturen aus, als die Werwesen ihnen die Beine zerfetzten, ihre Fänge in die Facettenaugen gruben und die kräftigen Klauen in die Lücken der Chitinpanzer griffen, um große Stücke dampfenden Fleisches aus den Insektenkörpern zu reißen.
    Es dauerte nicht lange, und es war vorbei.
    Londons Efeu schwebte über dem Regent’s Park und ließ sich auf einer Parkbank nieder. Ihr geratet oft in Schwierigkeiten, waberten seine Worte mit dem Winterwind. Das muss ich schon sagen.
    »Und Ihr seid immer zur Stelle, wenn man Euch braucht«, bedankte ich mich bei ihm.
    Das scheint zu einer Angewohnheit zu werden in diesen Tagen. Er lächelte, wie Nebel eben lächeln, wenn ihnen danach ist. London ist noch immer meine Stadt, und es ist mir nicht gleichgültig, was in den Gassen und Straßen und in der uralten Metropole passiert.
    Ein Schakal verwandelte sich vor unseren Augen in ein menschliches Wesen zurück. Die Schnauze schrumpfte, und aus dem Knurren wurden Worte: »Der Lordkanzler von Kensington hat uns geschickt, damit wir Euch schützen.«
    Emily und Adam starrten den Schakalmenschen an. »Woher hat er …?«
    »Der Lordkanzler hat vom Angriff der Nebel erfahren. Und die Hölle gehört jetzt den Mala’ak ha-Mawet.«
    Das waren keine guten Neuigkeiten.
    »Der Lordkanzler befürchtete, dass Lord Gabriel Höllenkreaturen nach London schicken würde.«
    »Um uns zu töten?«
    Er nickte. »Ihr seid alle in Gefahr.«
    Ich werde Euch zur Seite stehen, schaltete sich Londons Efeu ein.
    »Wir müssen zurück nach Hampstead Manor«, sagte ich. »Wenn Ihr uns begleiten möchtet …«
    Miss Anderson trägt noch die Nebel in sich, stellte Londons Efeu fest.
    »Könnt Ihr mir helfen?«
    Der Nebel schwebte auf sie zu. Ihr müsst mich einatmen.
    Miss Anderson, die wusste, dass sie keine Wahl hatte, tat wie geheißen. Und während die Werwölfe und Schakalmenschen wachsam die Gegend sondierten, spürte Miss Anderson den alten Nebel aus London wie eine wohlige Kälte in ihrem Bewusstsein. Und als Londons Efeu sie dann verließ, da sank sie in die Knie und erbrach dicke Wolken grauen Nebels, die schwer zu Boden sanken und den Schnee in Schlamm verwandelten.
    »Lucifer und Lilith weilen derzeit in Kensington«, nahm der dunkelhäutige Schakalmann das Gespräch wieder auf. »Sie sind Gäste im Kristallpalast des Lordkanzlers.«
    »Gibt es weitere Neuigkeiten?«
    Statt zu antworten, sagte der Schakalmensch: »Der Lordkanzler möchte Euch sprechen.«
    »In Kensington?«
    Der Schakalmann lauschte dem Wind. »Nein, im Britischen Museum. Er wird Euch dort aufsuchen. Bald schon.«
    Das war alles.
    Die Schakalmenschen und die Werwölfe, die ihre Arbeit getan hatten, zogen von dannen. Zurück blieben die Leichname der drei riesigen Nekir. Schnee fiel und bedeckte die Körper. Es war ein Anblick, der nicht richtig war.
    »Was wird mit ihnen geschehen?«
    Sie werden verschwinden, antwortete Londons Efeu. So wie alles, was aus der Hölle kommt, eines Tages dorthin zurückkehren wird. Doch wir werden nicht mehr hier sein, wenn sie verschwinden.
    »Ihr habt Recht«, sagte ich schnell. »Wenn Gabriel erfährt, dass die Nekir gescheitert sind, wird er weitere schicken.« Was noch immer nicht die Frage beantwortete, weshalb er sie geschickt hatte.
    »Etwas«, sagte Emily, »ist nicht in Ordnung.«
    »Ist ja was ganz Neues«, entgegnete Adam.
    Sie zog ein Gesicht.
    »Nein, das meine ich nicht. Es ist noch etwas passiert.« Sie sah die

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