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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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seinem Kollegen nicht von der Seite wich, schwieg sich aus.
    Ich warf beiden ein hämisches Grinsen zu. »Doch, ist es.«
    Emily war anderer Meinung. »Wo beginnen wir mit der Suche?«
    »Das wollen Sie also wissen?«
    Wütend funkelte sie mich an. »Was soll das alles? Warum haben Sie uns bisher nichts gesagt?«
    »Vertrauen Sie mir!«
    In der Tat, ich hatte geschwiegen. Die ganze Zeit über. Doch sagt man nicht, dass es keine Zufälle gibt?
    »Es wird keine Suche geben. Keine richtige Suche, meine ich.«
    »Wie sollen wir denn das verstehen?«, fauchte Mr. Wolf.
    »So, wie ich es gesagt habe.«
    Mr. Fox und Mr. Wolf schauten sich argwöhnisch unter den Passanten um. Spitzel der Black Friars mochten überall in London zugegen sein. Und wir konnten es uns nicht leisten, entdeckt zu werden.
    »Wo würden Sie sich verstecken, wenn Sie wüssten, dass Lord Mushroom Sie suchen lässt?«
    Schnellen Schrittes verließen wir die Bahnsteige der Hammersmith & City und gingen in Richtung District Line.
    Adam zuckte die Achseln.
    Mr. Fox zischte: »Wissen Sie etwa, wo Lady Mina sich aufhält?«
    Ich konnte mir ein kurzes Grinsen nicht verkneifen. »Natürlich weiß ich es. Nun ja, ungefähr jedenfalls.« Oder, um es genau zu formulieren: »Ich vermute, dass sie einen ganz bestimmten Ort gewählt hat. Was unsere Suche erheblich einschränken wird.« Immer vorausgesetzt natürlich, dass Lady Mina wirklich überlebt und sich des kleinen Mädchens angenommen hatte.
    »Ich spüre aber nicht das Geringste«, bekannte Emily. Während der letzten halben Stunde hatte sie ständig versucht, die Gedanken und Gefühle ihrer kleinen Schwester zu erhaschen.
    »Ihre Schwester wird sich fürchten und den Kontakt zu Ihnen deswegen meiden.«
    »Aber …«
    »Sie wird sich vor Ihnen fürchten, Miss Laing. Denn Mylady Manderley wird ihr bestimmt keine angenehmen Dinge über uns erzählt haben.«
    »Ja«, murmelte Emily nachdenklich.
    Das mochte wohl so sein.
    Mara war immerhin von den Nebeln bedroht worden. Und hatte zuvor unter dem Einfluss ihrer Großmutter gestanden. Vermutlich war sie ihrer großen Schwester gar nicht so unähnlich und reagierte der Welt gegenüber erst einmal mit Misstrauen und Verschlossenheit.
    »Aber wo gehen wir denn hin?«, fragte Emily erneut. »Sie haben doch ein ganz bestimmtes Ziel vor Augen.«
    Ich deutete vorwärts den Tunnel entlang. »Hinüber zur District Line. Südlicher Bahnsteig, dann zum Shadwell Siding. Von dort aus steigen wir in die uralte Metropole hinab.« Genervte und gehetzte Passanten strömten an uns vorbei, drängelten rücksichtslos in den engen Gängen und stießen Flüche aus. Was immer zwischen Aldgate East und Whitechapel geschehen war, die meisten Fahrgäste sorgten sich lediglich um die Zeitverzögerung. Keiner machte sich Gedanken darüber, was dieses Verkehrschaos verursacht haben könnte. Doch auch dies war eine Eigenheit der Stadt. Die Menschen kümmerten sich nur in begrenztem Maße um einander. Am Ende war sich jeder selbst der Nächste. Manche Dinge, dachte ich, ändern sich eben niemals.
    Auch Emily schien so zu denken. Sie betrachtete die Menschen, die einander anrempelten und sich rücksichtslos auf ihren Vorteil bedacht einen besseren Platz auf dem Bahnsteig zu sichern versuchten.
    »Erinnern Sie sich an den Tag, an dem Mina uns ihre Geschichte erzählt hat?«
    Natürlich erinnerte sich Emily daran.
    Als eines der Kinder Mylady Hampsteads war Mina in der verzweigten Kanalisation unterhalb der City von London aufgewachsen. Rattenfänger hatten damals die Stadt durchstreift und alle Nager, deren sie habhaft werden konnten, auf der Stelle getötet. Hohe Belohnungen hatte es damals für die toten Ratten gegeben. Denn die einstmals adeligen und geschätzten Tiere waren in Ungnade gefallen, als ihr Verrat bekannt geworden war. Der Nyx war vielen von ihnen ein Rattengott gewesen, und seinen Anweisungen waren sie gefolgt.
    »Nachdem Minas Geschwister allesamt einem der vielen Rattenfänger zum Opfer gefallen waren«, erklärte ich, »da war sie in die Überflussrohre geflüchtet. Und hatte die nächsten Tage in einem schmalen Sickerschacht verbracht.« Ich sah meine Schutzbefohlene eindringlich an. »In einem Sickerschacht inmitten des Lagers der Rattenfänger.«
    »Sie meinen …«
    »Ja, das meine ich! Sie hat genau den Ort als Versteck ausgewählt, an dem die Rattenfänger am allerwenigsten nach ihr gesucht hätten.«
    »Und nun«, sagte Emily, »glauben Sie, dass sie das Gleiche wieder

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