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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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den sie nannten, kannten Tristan Marlowe und Aurora Fitzrovia gleichermaßen: »Seine Lordschaft Martin Mushroom, glauben wir, hat Boten nach Pandaemonium entsandt.« Sie nickten. »Ja, der Herr von Blackheath, der war es.«
    »Was er vorhat, das wissen wir allerdings nicht.«
    »Aber wir denken, dass er nichts Gutes im Schilde führt.«
    »Der Nebel«, murmelte Marlowe, »hat in der Hölle gelebt?«
    Mr. Fox und Mr. Wolf sahen ratlos aus. »Wir wissen nicht, wo die Nebel herkommen. Aber es gibt jemanden, den Sie fragen könnten.« Die beiden sahen einander an. »Die sieben Schwestern wissen über solche Dinge Bescheid. Ja, Sie beide könnten sie befragen.«
    »Warum tun Sie das nicht selbst?«
    Sie lächelten.
    Grinsten.
    Wehrten ab.
    »Die sieben Schwestern«, sagte Mr. Wolf.
    »Würden nicht mit uns reden«, meinte Mr. Fox.
    »Nicht mehr.«
    »Nein, nein.«
    »Nicht nach alledem.«
    »Was geschehen ist.«
    Sie hüstelten beide.
    Geheimnisvoll.
    Warfen einander Blicke zu.
    »Aber das«, meinte Mr. Wolf.
    »Müssen Sie nicht wissen.«
    Auch gut, dachte Aurora.
    Marlowe ergriff das Wort und fragte: »Was wissen Sie über die Dürre?«
    »Nur das.«
    »Was geschrieben steht.«
    »Nicht mehr.«
    »Nicht weniger.«
    »Ehrlich, sonst …«
    »… würden wir es Ihnen sagen.«
    »Hat sie etwas mit den Nebeln zu tun?«
    Die beiden zuckten gleichzeitig die Achseln.
    »Alles«, sagte Mr. Fox, »hat mit allem zu tun.«
    »Oder.«
    »Wie Wittgenstein zu sagen pflegt.«
    »Es gibt keine Zufälle.«
    Beide erhoben belehrend den Finger.
    »Die sieben Schwestern«, sagte Mr. Fox, »sehen fast alles. Sie sind Beobachterinnen, seit alter Zeit schon.«
    »Und seit einigen hundert Jahren«, vervollständigte Mr. Wolf, »leben sie in London.«
    »Wie viele der alten Götter.«
    »So zahlreich.«
    »Wie Tauben am Trafalgar Square.«
    Die beiden grinsten, als hätten sie gerade einen vortrefflichen Witz erzählt.
    »Mehr«, murmelte Mr. Wolf.
    »Können wir Ihnen leider nicht sagen.« Mr. Fox sog schnüffelnd die Luft ein. »Es wäre gut, wenn Sie uns helfen würden.«
    »Wir brauchen Sie.«
    »Mylady Lilith ebenso.«
    »Wie Master Lycidas.«
    »Denn London«, sagte Mr. Fox, »wird nur wieder zur Ruhe finden, wenn der Lichtlord zurückkehrt und beendet, was er einst begonnen hat.« Was genau er damit meinte, sagte der füchsische Herr jedoch nicht.
    »Und richten Sie Miss Laing unsere Grüße aus.«
    »Wittgenstein ebenso.«
    Damit verabschiedeten sie sich und verschwanden zwischen den Regalreihen.
    Waren fort, bevor Tristan Marlowe oder das Mädchen auch nur eine Frage hätten stellen können.
    »Sind die immer so?«, fragte Tristan Marlowe schließlich.
    Aurora nickte. »Meistens.«
    Dann erst ließ sie sich durch den Kopf gehen, was die beiden gesagt hatten. Die Dinge, die mehr als Befürchtungen und weniger als Andeutungen gewesen waren.
    Und die Fragen, die aus jenen Gedanken geboren wurden, waren wirbelnd und eisig kalt wie die Schneeflocken draußen.
    Sagt man nicht seit alters her, dass jeder Stadtteil in London seinen eigenen Charakter besitzt, so wie die Menschen, die in ihm leben? Ist Walthamstow nicht lebhaft und Camden Town überspannt? Waren nicht die andauernde Müdigkeit von Limehouse, die blasierte Vornehmheit von Muswell Hill und das wilde Durcheinander von Stoke Newington der Inhalt vieler Romane und Dichtungen? Besitzt nicht Clapham eine eigene Stadtwache, und ist Wimbledon nicht von einer Mauer umgeben, die unerwünschte Besucher fern halten soll?
    »Wo befinden wir uns?«, wollte Emily wissen, die mir durch einen Tunnel der Stadtwerke folgte.
    »Notting Hill Gate«, sagte ich, »liegt direkt vor uns.«
    Fette Kabel der British Telekom verliefen in grellen Farben an den Wänden und der Decke entlang. Der Versorgungstunnel der Stadtwerke führte direkt in den Royal Borough of Kensington and Chelsea, wo sich die Gegend von Notting Hill befindet.
    Es war warm hier unten, und je näher wir unserem Bestimmungsort kamen, desto mehr roch die Luft nach dem Rauschen des Meeres und den Gewürzen aus weiter Ferne.
    »Irgendwo«, sagte ich, »muss schließlich jemand den Botenjungen angeheuert haben.«
    Emily hatte den ganzen bisherigen Weg still gegrübelt. Sie war froh, dass wir die stinkenden Abwassertunnel, in deren brackigen Fluten tote Tiere aus Kew Gardens Hall trieben, endlich hinter uns gelassen hatten.
    Glaubst du wirklich, dass man Kew Gardens Hall zerstört hat, um den Tod Mia Manderleys zu rächen? Die Rättin hatte

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