Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia
so dass der Blick der Kreatur dunkel und schattig wurde. Es sah aus, als runzele er die Stirn und grübele.
Queequeg ließ die Katze aus dem Sack. »Wir suchen den Kojoten.«
Die Wesen hielten argwöhnisch inne. Ihre Gesichter veränderten sich jetzt immer schneller.
Oben in den Netzen erwachten andere Spinnen zum Leben.
Sie näherten sich der Stelle, an der Scarlet und Jake und Queequeg standen. Ihre kleinen Leiber ließen die feinen Fäden erbeben.
»Der Kojote ist mal hier, mal da«, sagte der Spinnenmann. »Warum wollt Ihr den Kojoten treffen?« Er klang misstrauisch, wachsam, nicht unbedingt guter Laune.
»Er soll uns zu jemandem führen«, antwortete Queequeg. Dann nannte er den Namen. »Er soll uns zu Lady Solitaire führen. Wir glauben, dass sie etwas mit den Eistoten zu tun hat. Wir glauben, dass sie uns helfen kann, die Antworten zu finden.«
Das war der Moment, in dem Bewegung in die Spinnenleiber kam.
Ohne Vorwarnung fielen sie über den Tunnelstreicher her.
Scarlet hatte das Gefühl, als würde die ganze Welt um sie herum auf einmal in Bewegung geraten. Die Fäden, die durch die Luft schnitten, begannen aufgeregt zu schwingen, als Abertausende von Spinnen an ihnen herabkletterten.
»Lady Solitaire hat uns gewarnt«, zischte der große Spinnenmann, »dass jemand kommen würde, um nach ihr zu suchen.«
Queequeg taumelte einige Schritte zurück. Winzige Weberknechte fielen von oben auf ihn herab, krochen ihm in den Mantel hinein.
»Das ist nicht gut«, murmelte Jake.
»Sehe ich genauso«, antwortete Scarlet.
Der zweite Spinnenmann sprang den Tunnelstreicher an. »Und sie hat uns gesagt, was wir mit denen, die kommen würden, tun sollen.« Als er gegen Queequeg prallte, da zerfiel sein Körper in Hunderte von Spinnenleibern, die den schreienden Tunnelstreicher unter sich begruben. Die Tiere begannen Netze zu spinnen. Queequeg schrie, dann wurde er plötzlich still und begann zu würgen, als die Spinnen in seinen Mund hineinkrochen. Feine Fäden wurden um ihn herum gesponnen, bis er sich nicht mehr bewegen konnte.
Der Angriff war so schnell vorüber, dass Scarlet kaum Gelegenheit blieb, sich wieder zu fassen.
Aus dem lebendigen Spinnenleiberhaufen, der den Tunnelstreicher eben erst unter sich begraben hatte, entstand erneut ein Spinnenmann. Zuerst ragte nur der Oberkörper aus dem Haufen auf, dann formten sich die Arme und die Beine. »Die andere, die hier war«, fauchten die Spinnen des Spinnenmanngesichts, das sich nicht die Mühe machte, sich noch einmal vollständig zusammenzusetzen, »hat auch nach Lady Solitaire gesucht.«
Scarlet erschauderte.
Die andere?
»Und nach Euch.«
Welche andere?
»Wir waren also vorgewarnt.«
Scarlet sah, wie sich eine Kreuzspinne auf ihrer Hand niederließ und zustach.
»Aua«, entfuhr es ihr. Dann schlug sie nach dem Tier, fegte es sich von der Hand.
Was ging hier nur vor?
Ihr blieb keine Zeit mehr, darüber nachzudenken.
Jake ergriff ihre Hand. »Wir sollten hier abhauen«, schrie er ihr zu. Zog sie hinter sich her.
Und so liefen die beiden los.
Panisch.
Kopflos.
Der einzige Ausweg, der ihnen noch blieb, war der Weg, den sie gekommen waren. Sie mussten die Treppenstufen hinauf und dann hinaus an die kalte Luft, heraus aus dem Inneren dieses Brückenpfeilers.
Wirre Gedanken bestürmten die junge Frau: Würden die Spinnen ihnen in die Kälte der Nacht folgen? Würden sie von der Brücke fliehen können? Würden sie überleben? Wie sollten sie so schnell den Weg nach unten finden?
Springen?
Unmöglich, das würde den sicheren Tod bedeuten.
»Alles okay?«, fragte Jake.
Scarlet betrachtete ihren Handrücken. Ein schwarzer Fleck hatte sich dort gebildet. Die Stelle fühlte sich taub an, es tat jedenfalls nicht weh. »Oh, frag mich besser nicht«, keuchte sie.
Dann wurde es dunkler.
Die Geisterlichter begannen zu erlöschen.
»Mist!« Scarlet wusste, dass sie es nicht schaffen konnten, wenn es dunkel war.
Dunkelheit war für die Spinnen kein Hindernis.
Für Menschen schon.
»Komm!« Jake zog sie nach oben. Er nahm immer zwei Stufen auf einmal.
Scarlet stöhnte, als kleine Leiber ihr ins Haar fielen. Panisch schlug sie nach ihnen, zupfte sie sich aus den Haaren heraus und warf sie zu Boden. Sie fühlten sich pelzig an. Warm.
Es half nichts.
Immer mehr Spinnen strömten auf sie zu.
Sie waren aber auch überall.
Es sah aus, als bewege sich die Nacht höchstselbst. Scarlet warf einen Blick nach hinten und erkannte, dass sie Queequeg
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