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Die Vagabundin

Die Vagabundin

Titel: Die Vagabundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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einen ein zuverlässiger Mann als Bote gefunden, zum anderen ein wahres Vermögen hingelegt werden – und das ohne jegliche Sicherheit, ob das Schreiben jemals an sein Ziel gelangte.
    Über Alfons Winklmair hatte Eva bald einen Schiffsmann ausgemacht, der die Strecke zwischen Ulm und Linz zu fahren pflegte, mit Fellen und Häuten nach Linz, mit Wein stromaufwärts zurück. Dem wollte sie, sobald er Regensburg passierte, ihre zwei Schreiben mitgeben: das eine an den ehrwürdigen Rat der freien Reichsstadt Ulm, mit der Frage, ob eine gewisse Josefina Barbiererin bei den Beginen von der Ulmer Sammlung Obdach gefunden habe, zusammen mit ihrem kleinen Sohn Nikolaus. Der andere Brief war für Niklas in Straubing bestimmt. Darin schrieb sie, dass es ihr sehr gutgehe und sie ihr Auskommen habe und stets an ihn denke. Auch dass sie von ganzem Herzen hoffe, dass er seinen Weg erfolgreich gehe und sie sich eines Tages wiedersehen würden. Mehr wagte sie nicht zu schreiben, aus Furcht, Niklas könne auf den Gedanken kommen, sie hier in Regensburg aufzusuchen. Schließlich war es für einen Kaufmannssohn, der er ja nun war, eine Kleinigkeit, von Straubing nach Regensburg zu reisen.
    Es war Mitte März, als besagter Schiffsmeister auf seiner Fahrt nach Ulm in Regensburg anlegte. Am Morgen hatte Eva über Winklmairs Hausdiener davon erfahren und alle Arbeit liegen und stehen gelassen, um sogleich zur Weinlände zu laufen, wo der Schiffszug vertäut lag. Ein Bär von einem Mann beaufsichtigte breitbeinig, wie eine Ladung Fässer von einem seiner Boote gehievt wurde.
    «Meister Fuchs?»
    Der Mann nickte. «Hhm. Bist du der Bursche, für den ich den Boten spielen soll?»
    «Ja, Meister. Ich kann Euch gar nicht sagen, wie dankbar ich bin, dass Ihr   …»
    «Hast du das Geld dabei?», unterbrach er sie unwirsch.
    «Aber ja. Hier, Ihr könnt nachzählen.»
    Es war der gesamte Lohn einer Woche, den Eva ihm in einem Stoffbeutel überreichte.
    «Das werd ich auch, kannst mir glauben. Aber nicht hier vor aller Welt. Und sollte ein Kreuzerchen fehlen, werfe ich deine Briefe gradwegs in die Donau.»
    Erste Zweifel begannen in ihr zu keimen, ob sie das Richtige tat. Dieser Schiffsmann wirkte kein bisschen vertrauenerweckend.
    «Hier sind die Briefe, Meister. Glaubt mir, es ist äußerst wichtig, dass sie in die richtigen Hände gelangen.»
    «Wichtig ist der Tod. Und jetzt lass mich weiterarbeiten.»
    «Eines noch: Wann werdet Ihr voraussichtlich in Ulm ankommen?»
    «Fünf, sechs Wochen wird es wohl dauern, stromaufwärts.»
    «Und legt Ihr auf dem Rückweg wieder hier an? Falls die Ulmer Euch eine Antwort mitgeben?»
    «Himmel, ja!» Der Mann wurde ungeduldig. «Und jetzt geh mir aus dem Weg.»
    Eva spürte, wie ihr die Knie weich wurden, als sie in ihre Kammer zurückkehrte. Sie war hin und her gerissen: Einerseits hatte sie Angst, einem rechten Schlitzohr aufgesessen zu sein, andererseits empfand sie eine freudige Aufgeregtheit, vielleicht schon bald mehr über Josefina zu erfahren. Gegen Abend hielt es Eva nicht mehr aus, und sie suchte, obwohl es mitten in der Woche war, die Barreiterin auf.
    «Bau nur auf unseren Herrgott, lieber Adam», versuchte Kathrin ihr Mut zu machen, während sie mit Evas Hilfe ein frisches Bettlaken über eine Strohmatratze zog. Eine Stunde zuvor war hier eine alte Frau verschieden. «Wenn deine Schwester tatsächlich nach Ulm gegangen ist, wirst du es auch herausfinden. Und jetzt gehst mit mir zum Abendessen und trinkst einen guten Schluck von unsrem Roten. Das wird dich beruhigen.»
    Bei dem einen Schluck blieb es nicht an diesem Abend. Kathrin musste Eva mit ihren kräftigen Armen stützen, als sie durch die Abenddämmerung in Richtung Schöne Pforte gingen.
    «Mir ist so elend», stöhnte Eva. «Mein Bauch! Und mein Schädel!»
    «Heilige Elisabeth – ich glaub fast, du bist betrunken.» Die Barreiterin kicherte leise. Auch ihr schien der kräftige Spitalwein zu Kopf gestiegen.
    «Weißt, was, mein kleiner Adam? Du bleibst heut Nacht bei mir. Nicht dass du noch in die Donau fällst! Komm jetzt, sei schön leise. Muss ja keiner wissen, dass ich dich heut als Kranken aufnehm.»
    Eva wehrte sich kaum, als ihre Freundin sie wieder zurück in Richtung Siechenhaus, dort die Stiege hinauf bis unters Dach und geradewegs in ihr Bett schleppte. Sie spürte noch, wie Kathrin ihr die Schuhe von den Füßen zog, dann sackte sie weg in einen bleischweren Schlaf.

39
    Als sie am nächsten Morgen erwachte, erschrak sie

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