Die Vampir-Brüder
nicht so steil war wie weiter nordöstlich. Es gab Abschnitte und kleine Buchten am Strand, in denen auch gecampt werden konnte, doch zu dieser Jahreszeit blieb man zu Hause.
Die Dämmerung hatte den Tag endgültig verdrängt. Das Licht der Scheinwerfer fraß sich in die Dunkelheit hinein.
Ich hatte den Eindruck, in eine schwarze Höhle zu fahren, die nie mehr aufhörte.
Suko hatte mit seinen Argusaugen den Weg nach Old Harbour entdeckt. »Wir sind gleich da, John.«
»Wurde auch Zeit.«
»Ich habe mein Bestes gegeben.«
»Es war kein Vorwurf.«
»Ich weiß.«
Wir waren beide nervös. Angespannt. Suko verließ sich jetzt auf das Fernlicht und zerstörte die Finsternis mit dem weißen und bläulichen kalten Schleier. Buschwerk, schon Dünengras, ein welliger Boden, oft sandig, begleitete uns. Manchmal erhaschten wir einen Blick auf das Wasser, das wie eine in die Unendlichkeit führende, flach liegende Bühne wirkte, die sich ständig bewegte.
Zum Strand hin ging es bergab. Die Dünen wurden höher, zogen sich aber sehr bald zurück, und vor uns veränderte sich die Umgebung, denn das Licht glitt über eine Straße hinweg, die zu den ersten Häusern von Old Harbour hinführte, was Suko hörbar aufatmen ließ.
»Das ist es dann wohl gewesen.«
Ich blickte auf meine Uhr. »Hoffentlich liegen wir gut in der Zeit.«
»Bestimmt.«
Wir redeten nicht darüber, ob wir in den Ort fahren sollten oder nicht, denn dieses Thema kam erst gar nicht auf, weil wir plötzlich die beiden geparkten Wagen sahen.
Einer davon war ein Porsche. Nicht weit entfernt davon parkte ein BMW Z3.
»Na bitte«, sagte Suko. Er zog unseren Wagen so schnell herum, dass wir beinahe schleuderten, dann hatte er den richtigen Parkplatz bei den anderen Fahrzeugen gefunden.
Wir standen noch nicht ganz, als ich unser Auto schon verließ und zu den anderen beiden Fahrzeugen lief.
Sie waren leer, und ich hielt mein Handy schon in der Hand, um Bill Bescheid zu geben, damit er wusste, dass wir endlich eingetroffen waren.
Ich, hatte Glück. Wir befanden uns nicht in einem Funkloch. Aber die Verbindung war auch nicht so glatt, wie ich sie mir gewünscht hätte. Trotzdem hörte ich Bill’s Erleichterung, als er erfuhr, wo wir inzwischen gelandet waren.
»Sucht Sheila! Bitte, sucht Sheila und Evelyn Dolan. Ich bin nicht interessant.«
»Machen wir, versprochen! Du hast keine Idee, wo sie sein könnten?«
»Nein, denn ich...«
Verdammt, die Verbindung war weg. Ich wollte auch nicht mehr Zeit verlieren und schaltete ab.
Suko war einige Schritte nach vorn gegangen und deutete auf die Häuser, die aussahen als hätte sie jemand in die Schatten des Abends gestellt.
»Eines ist größer«, teilte er mir mit. »Das muss die Kirche sein, in der Bill steckt.«
»Willst du hin?«
»Nein, ich will die Vampire.«
Die wollte ich auch. Und vor allen Dingen Sheila und ihre Begleiterin.
Zu hören war nichts. Auch nichts zu sehen. Und trotzdem wussten wir, dass gerade in einer Szenerie wie dieser das Unheil sich besonders gut versteckt hielt, um dann, wenn niemand damit rechnete, zuschlagen zu können...
***
Sheila versuchte, um sich zu schlagen und zugleich Luft zu holen. Der Gedanke, sich in der Gewalt eines Blutsaugers zu befinden, war für sie unerträglich.
Der Griff war zu stark. Nicht nur einer hatte ihren Hals umklammert, auch ein zweiter presste ihr die Arme gegen den Körper. Ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, wurde sie zurückgezerrt und damit in eine andere, noch dichtere Dunkelheit hinein.
Jemand sagte: »Tür zu!«
Wenig später hörte Sheila das typische Geräusch, und danach lockerten sich die Griffe. Sie tat ihr Übriges, um sich zu befreien. Sie drehte sich daraus hervor, und die Hände fassten auch nicht mehr nach. Jemand schob sie zur Seite, bis sie mit den Schultern gegen einen harten Gegenstand prallte.
Die Hände glitten von ihrem Körper weg. Sheila atmete heftig und hatte die Augen weit geöffnet. Jetzt erst fiel ihr der schwache Schein im Hintergrund auf. Er sorgte dafür, das die Gestalt vor ihr zu einem erkennbaren Umriss wurde, und Sheila glaubte auch, den Mann schon einmal gesehen zu haben.
»Bleiben Sie ruhig!«, sagte eine dunkle Männerstimme. »Reißen Sie sich zusammen.«
Sheila war nicht fähig, etwas zu sagen. Der Griff um den Hals hatte Nachwirkungen hinterlassen. Sie rang um Atem.
Es dauerte Sekunden, bis sie wieder klar denken konnte und ihr bewusst wurde, dass der Mann ihr nichts Böses wollte. Sie
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