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Die Vampir-Dschunke

Die Vampir-Dschunke

Titel: Die Vampir-Dschunke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wir wurden durchgeschaukelt, erlebten das Spritzwasser, die schaumige Gischt an Deck, und wir sahen auch die anderen Schiffe und Boote, die uns allesamt überragten.
    Der Tag neigte sich dem Ende entgegen. Die Dämmerung kam lautlos und mit ihr der Dunst.
    »Verdammt, auch das noch!«, fluchte ich.
    »Was macht Sie so sauer, Mr. Sinclair?«
    Ich stand in der Nähe des Bugs. Dort war eine Glasscheibe aufgebaut worden, um das Spritzwasser abzuhalten. Ich war groß genug und schaute über die Scheibe hinweg. »Der Nebel.«
    Brett Toffy lachte. »Der gehört dazu. Denken Sie an die Jahreszeit. Im Moment ist er noch nicht so dicht. Wenn wir die Stadt verlassen haben, wird es sich ändern.«
    »Klar, der Oktober.«
    »Die Zeit der Geister beginnt. Bald ist Halloween. Das ist doch etwas für Sie.«
    »Danke, darauf kann ich verzichten.«
    »Könnte ich auch an Ihrer Stelle.« Er trat neben mich und schaute mich von der Seite her an. Toffy war ein Mann mit kräftigen Schultern. Er wirkte etwas knochig, und die Haut spannte sich auf seinem Gesicht. Seine Mütze saß schief. Er rückte sie zurecht und fragte: »Was ist denn mit dieser Dschunke los? Oder besser gesagt: Worauf muss ich mich einstellen?«
    »Ich kann es Ihnen nicht genau sagen.«
    »Aber es geht um die Besatzung – oder?«
    »Ja, irgendwo schon.«
    »Chinesen?«
    Ich nickte.
    »Illegale Einwanderer oder...?«
    Mein Lachen unterbrach ihn. »Keine Sorge, so läuft das nicht. Außerdem würden die nicht mit einer Dschunke kommen, so etwas fällt einfach zu stark auf.«
    »Gut. Und wir sollen die Dschunke entern...«
    »Es könnte dazu kommen. Aber das würde ich dann übernehmen und Sie lediglich als Rückendeckung benötigen.«
    »Und was erwartet Sie an Bord, Mr. Sinclair?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich würde es zumindest keinem anderen Menschen wünschen.«
    Brett Toffy stellte keine weiteren Fragen mehr. Er drehte sich von mir weg und verschwand im Ruderhaus.
    Ich blieb an Deck. Zu beiden Seiten des Flusses schob sich die Kulisse der Stadt London vorbei. Wir befanden uns bereits in den Bereichen der Docks. Hier lief der Betrieb auch in der Dunkelheit weiter, aber wo gearbeitete wurde, war es strahlend hell, auch wenn dort der Dunst allmählich hineindampfte.
    Meine Hoffnung ruhte auf Justine Cavallo. Ich wartete darauf, dass sie sich meldete und mit neuen Nachrichten rüberkam. Aber mein Handy meldete sich nicht. Es blieb tot. Ich selbst wollte auch nicht anrufen. Es hätte sein können, dass Justine dadurch in Schwierigkeiten geriet.
    Dafür meldete sich Suko. »He, wo bist du jetzt?«
    »In Höhe der Docks.«
    »Sehr gut, John. Ich bin bereits ein Stück weiter. Schon am Airport vorbei.«
    »Und jetzt?«
    »Stehe ich praktisch vor dem Haus. Es liegt auf einem Hügel. Man hat einen guten Blick zum Fluss, allerdings nur, wenn das Wetter mitgespielt, was heute ja nicht der Fall ist.«
    »Aber bis Creekmouse müssen wir nicht?«
    »Nein. Das Haus befindet sich kurz vor einem der toten Themsearme.«
    »Okay, dann weiß ich ungefähr Bescheid. Bevor du mich fragst, sage ich dir schon mal, dass ich die Dschunke noch nicht gesehen habe. Es sind alles normale Schiffe, die uns begegnen, obwohl bei dem Wetter manche aussehen wie Geisterschiffe.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Was hast du vor?«
    »Ich fahre noch ein paar Meter weiter und gehe dann ins Haus. Hainan erwartet mich bereits.«
    »Und wohl auch die anderen Typen. Die Besatzung der Dschunke. Gibt es bei euch am Ufer denn eine Anlegestelle?«
    »Nein, keine offizielle. Aber eine Dschunke hat nur wenig Tiefgang. Da kann sie dicht an das Ufer heranfahren.«
    »Gut, wir bleiben in Verbindung.«
    »Bis dann, John.«
    Es hatte mir gut getan, die Stimme meines Freundes und Kollegen zu hören. Momentan bewegten wir uns noch völlig im Dunkeln, und ich hoffte, bald einen hellen Streifen am Horizont zu sehen. Aber es blieb nur der Nebel, der die Lichter zu verwaschenen Flecken machte. Immer wieder hörte ich den Ruf der Nebelhörner, und wenn sich eines der großen Containerschiffe an uns vorbeischob, dann hatte ich das Gefühl, von einem schwimmenden Hochhaus überholt zu werden.
    Wichtig war die Sicht nach vorne, und die behielt ich bei. Irgendwann musste die verdammte Dschunke doch auftauchen. Sie war unterwegs, und es war zudem ein Schiff, das auffiel, weil es einfach nicht in unsere Gegend passte.
    Trotzdem sah ich es nicht. Diese Tatsache bereitete mir allmählich Kopfzerbrechen. Es war auch keine

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