Die Vampir-Dschunke
Meldung über die Sichtung einer Dschunke eingetroffen. Dieses verdammte Ding schien tatsächlich ein Geisterschiff zu sein.
Bei dem Vergleich hakte es bei mir.
Geisterschiff! Genau das konnte die Lösung sein, wenn ich an Commander Farlane’s Aussagen dachte. Er und seine Mannschaft hatten die Dschunke auch erst im letzten Augenblick gesehen, eingepackt in einen Nebel, und mir kam in den Sinn, das sich die Dschunke möglicherweise in einer anderen Dimension bewegte.
Deshalb war es auch nicht zu einer Kollision mit dem Patrouillenboot gekommen, denn es hatte keinerlei Zerstörungen gezeigt. Also konnte die Dschunke so etwas wie ein Gespensterschiff sein und irgendwie vergleichbar mit dem Fliegenden Holländer.
Der Ärger über mein Nichtwissen sorgte für leichte Schweißausbrüche. Wenn meine Gedanken zutrafen, hatten wir das Nachsehen und konnten in die Röhre schauen. Dann war die verdammte Dschunke auf eine Zeitreise geschickt worden, um Sünden aus der Vergangenheit zu rächen.
Kein gutes Feeling.
Ich ließ mir trotzdem ein Nachtsichtgerät geben und suchte damit die Wasserfläche ab. Auch das hätte ich mir sparen können, eine Dschunke sah ich nicht.
Brett Toffy stellte eine Frage, die ihm am Herzen lag. »Glauben Sie denn, dass es noch etwas wird mit der Dschunke?«
»Ich bin nicht hergekommen, um etwas zu glauben. Ich will es wissen und kann mir vorstellen, dass wir sie finden. Außerdem liegt noch eine lange Nacht vor uns.«
»Da kann ich nicht widersprechen, Sir...«
Justine Cavallo hatte ihren Platz auf dem Deck nicht verlassen. Nicht dass sie sich auf die Fahrt freute oder sie genoss, sie wunderte sich nur darüber, dass ihre Anwesenheit auf dem Fluss nicht wahrgenommen wurde. Okay, die Themse war breit, aber auch um diese Zeit, in der Dämmerung und bei Nebel, stark befahren, und da hatte niemand auf die Dschunke geachtet. Sie hätte auffallen müssen. Man hätte längst ein Boot der Flusspolizei sehen müssen, aber das war nicht der Fall. Niemand kümmerte sich um das fremde Schiff.
Das war Justine erst später aufgefallen, als sie schon eine gewisse Strecke zurückgelegt hatten und sich noch immer kein Erfolg zeigte. Da war sie unruhig geworden und achtete nun noch stärker darauf, wen sie überholten und wer ihnen entgegenkam.
Am Heck der Dschunke stand sie gut, aber nicht ideal. Justine wollte nicht bis nach vorn zum Bug gehen, das wäre zu riskant gewesen. Nicht dass sie Angst gehabt hätte, sie wollte nur nicht entdeckt werden, und so blieb ihr Beobachtungsposten weiter am Heck.
Sie schaute zu beiden Seiten in den Nebel. Erst als sie dies hinter sich hatte, begann allmählich das Begreifen. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass der Nebel um das Schiff herum eine besondere Schicht besaß. Sie war dicker als der normale Dunst und trotzdem leicht durchsichtig. So sah sie die anderen Boote und Schiffe, und es fiel ihr auch der erleuchtete Ausflugsdampfer auf, der aussah wie ein Boot, das vor einigen hundert Jahren die Flüsse befahren hatte.
Zwei Schaufelräder trieben ihn voran. Auf dem Deck spielte eine Kapelle. Gäste sangen und tanzten dazu, und das schwere Schiff fuhr einen beinahe direkten Kurs auf die Dschunke zu.
Einer der beiden musste beidrehen, sonst würde es zu einer Kollision kommen.
Kam es nicht.
Der Ausflügler fuhr auf die Dschunke zu. Er berührte sie, und selbst Justine hielt sich fest.
Nichts passierte.
Beide Schiffe fuhren durcheinander hindurch. Sie prallten nicht zusammen, sie verkeilten sich nicht ineinander, denn es gab überhaupt kein Hindernis.
Dann waren sie vorbei...
Justine hatte nichts, aber auch rein gar nichts gespürt. Nicht mal die leichteste Berührung, keinen kalten Hauch, kein kurzes aufbäumen. Für den Ausflugsdampfer hatte es die Dschunke nicht gegeben. Und umgekehrt wurde auch ein Schuh daraus.
Die Blutsaugerin überlegte fieberhaft. Sie brauchte eine Lösung, doch die war schwer zu finden. Sie war da und trotzdem nicht vorhanden. Für andere nicht, und so konnte die Geister-Dschunke auch weiterhin ihren Weg finden.
Als sich die Cavallo mit diesem Gedanken vertraut gemacht hatte, ging es ihr besser. Sie war davon überzeugt, dass ihr dieses Wissen als Einzige gehörte. Auch John Sinclair würde sich dafür interessieren, das stand fest. Sie musste ihn erreichen. Er würde ihr mit einem Boot entgegenkommen, aber Justine fragte sich, wie sie ihm die Dschunke beschreiben sollte, die für ihn vielleicht nicht sichtbar war?
Die Dschunke setzte
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