Die Vampir-Flotte
Personen die Steuerbordseite zuwandte und ich über die Reling hechten konnte.
Bill und Suko hätten es natürlich auch getan, ich aber hatte mich durchgesetzt.
Bill hielt bereits einen der Rettungsringe in der Hand. In langsamer Fahrt glitt das Boot seitlich an das Mädchen und den rothaarigen Mann heran.
Beide kämpften jetzt unter Wasser, und ich stieß mich ab. Ich hechtete dem Meeresspiegel entgegen und kam dabei schlecht auf, denn ich stieß nicht zuerst mit den ausgestreckten Armen in das Wasser, sondern klatschte mit dem Bauch auf die Wellen. Das kam daher, weil das Boot leider noch Fahrt und mein Körper ebenfalls die Geschwindigkeit angenommen hatte.
Ich schwamm auf die beiden zu und riß unter Wasser meine Augen auf, um sehen zu können.
Der rothaarige Mann wollte das Girl tatsächlich erwürgen. Und das, wo kein Land in Sicht war, sondern mitten auf dem Meer. So etwas war mir auch noch nicht passiert. Und er war auch nahe daran, es zu schaffen, denn die Widerstandskraft des Girls war erlahmt. Es hing kraftlos im Griff des Rothaarigen.
Dann war ich da. Meine Hände packten die Haare des Kerls, ich riß ihn hoch und drückte ihn zur Seite, weg von seinem Opfer. Er drehte sich unter Wasser, zog die Beine an, und für einen winzigen Moment sah ich sein Gesicht mit dem offenen Mund.
Mich traf der Schreck.
Der Kerl war ein Vampir!
Ein widerlicher Blutsauger. Jetzt wußte ich auch, warum er das Mädchen attackiert hatte und es ihm nichts ausmachte, daß rings herum nur Wasser war. Er konnte nicht mehr ertrinken. Er war schon tot und führte nur noch ein höllisches Dasein. Seine organischen Funktionen waren eingestellt.
Verdammt…
Ich mußte ihn loslassen, denn jetzt ging es um das Mädchen. War es vielleicht schon gebissen worden?
Ich glitt in die Tiefe, wo das Girl langsam absackte, tauchte unter die schwarzhaarige Schöne, fing sie ab und schaffte sie wieder an die Oberfläche.
Aber der Vampir dachte nicht daran, aufzugeben. Er wollte ebenfalls sein Opfer, sein Blutdurst mußte gestillt werden, und er schwamm seitlich auf uns zu, um uns den Weg abzuschneiden. Gerade rechtzeitig tauchte ich auf.
»Nimm einer das Mädchen!« schrie ich und sah durch den Wasserschleier vor meinen Augen nicht wer sich um die Kleine kümmerte. Auf jeden Fall flog der Ring auf das Girl zu, und es sprang auch jemand ins Wasser.
Dann spürte ich die Hände des Vampirs. Seine Arme umschlangen mich in Hüfthöhe wie die Tentakel eines Kraken. Ich wurde herumgerissen und unter Wasser gedrückt. Es war mir allerdings genügend Zeit geblieben, um Luft zu holen.
Jetzt begann der Kampf!
Ich kam zwar an meine Beretta heran, aber die nützte mir im Moment nichts, weil ich unter Wasser damit nicht schießen konnte. Wichtiger war der Dolch. Allerdings steckte der in der Scheide, die wiederum am Gürtel befestigt war, und in der Höhe spürte ich die klammernden Arme des Blutsaugers.
Meine Hände packten seinen Kopf und bogen ihn zurück. Dadurch sah ich auch einen Teil des Halses und registrierte die ausgeblutete klaffende Wunde.
Ich schüttelte mich.
Die Augen des Blutsaugers waren verdreht, der Mund stand offen, deutlich sah ich die Zähne. Ich drückte meinen Handballen gegen sein Kinn und preßte es zurück.
Dabei mußte ich mich beeilen, denn mein Luftvorrat reichte nicht ewig.
Der Vampir stemmte sich dagegen. Seine Kräfte waren wirklich enorm.
Es gelang mir nicht, die Umklammerung zu lösen.
Intervallweise stieß ich die Luft aus. Ich merkte schon, wie meine Herzschläge ihren Widerhall in meinem Kopf fanden, ein Zeichen, daß der Luftmangel zunahm.
Es gab noch eine Möglichkeit für mich. Während der Vampir mich weiter in die Tiefe drückte, holte ich mein Kreuz hervor, ließ aber die Kette um meinen Hals. Das Wasser drückte das Kreuz hoch, so daß es im rechten Winkel zu meinem Hals stand, ich es aber dennoch packen konnte.
Der Vampir bemerkte im letzten Moment, daß ich ihn überlistet hatte. Er ließ mich los, doch für ihn war es schon zu spät.
Das geweihte Kruzifix traf ihn mitten im Gesicht.
Es war eine tödliche Berührung. Der Blutsauger bäumte sich noch einmal auf, dann jedoch wurden seine Bewegungen langsamer und erstarben schließlich völlig.
Der Vampir glitt in die Tiefe. Als letzten Eindruck bekam ich noch mit, wie sein Gesicht zerfiel und die blanken Knochen durch die Haut schimmerten, dann entschwand er meinen Blicken.
Ich tauchte auf.
Endlich Luft. Ich saugte sie tief in meine Lungen,
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