Die Vampir-Flotte
hustete und spie Wasser aus, das mir in den Mund gedrungen war.
Etwa fünfzig Yards weiter sah ich das Schiff, wie es in der langen Dünung auf und ab tanzte.
Ein zweiter Ring flog auf mich zu und klatschte vor mir ins Wasser. Ich bekam den Ring zu packen, Suko zog mich heran, und über eine Leiter kletterte ich an Bord, wo ich mich tropfnaß niederließ. Bill war ebenfalls naß, er hatte das Girl aus dem Teich gefischt.
»Und?« fragte er.
Ich atmete ein paarmal tief durch und nickte dann. »Ein Vampir!« keuchte ich. »Ich habe einen Vampir erledigt!«
»Was?«
»Ja, verdammt, es war ein Blutsauger, der das Mädchen aussaugen wollte.«
»Wie ist das möglich?«
Ich hob die Schultern. »Frag mich was Leichteres. Vielleicht wird uns die Kleine mehr sagen können, wenn sie dazu in der Lage ist.«
»Klar.«
Suko kümmerte sich um die Gerettete. Er hatte sie auf eine Luftmatratze gelegt und führte Wiederbelebungsversuche durch, während Jo Barracuda neben ihm stand und zuschaute.
Wir gesellten uns zu ihnen.
Das braunhäutige Girl war wirklich eine Schönheit. In ihrem gazellenhaften Körper steckte sehr viel Kraft, das war zu sehen, sonst hätte sie es auch sicherlich nicht geschafft. Ihre Augen waren geöffnet, auch jetzt noch las ich die gewaltige Angst darin, die das Girl empfunden haben mußte, als es diesem grauenhaften Geschöpf unter Wasser begegnet war. Bißstellen entdeckte ich nicht.
Ich lächelte sie an. »Geht's wieder?« fragte ich.
Sie spie noch Wasser aus. Neben ihr hatte sich auf dem Deck eine Lache gebildet. »Haben Sie mich gerettet?« Ihre Stimme war kaum zu verstehen.
»Meine Freunde und ich.«
»Und ich bin in Sicherheit?«
»Natürlich.«
»O Gott.« Sie begann zu weinen.
Ich nickte Suko zu, und der Chinese verstand das Zeichen. Er faßte das Girl unter und hob es hoch. Unter Deck setzten wir es auf die gepolsterte Bank in einer Kabine, und Jo Barracuda holte eine Decke, die er über den nassen Körper breitete. Das Girl fror. Die Zähne klapperten aufeinander.
Sie bekam etwas Warmes zu trinken. Wir erfuhren auch ihren Namen.
Sie hieß Pretty Benson.
Obwohl uns die Fragen wirklich auf den Nägeln brannten, da Pretty für mich eine Schlüsselfigur in dem höllischen Spiel war, ließen wir sie so lange in Ruhe, bis sie sich einigermaßen gefangen hatte. Erst als ich sicher sein konnte, daß sie in der Lage war, uns einen zusammenhängenden Bericht zu geben, stellte ich die Fragen. Sie antwortete auch und gab uns eine Erzählung, die all den Schrecken und das Grauen in sich barg, die sie erlebt hatte. Wir erfuhren vom Überfall auf das Boot, von dieser Person, die halb Mensch, halb Bestie war, und ich dachte sofort an Lupina.
Eins jedenfalls stand fest. Wir waren auf der richtigen Spur, die uns zu Dr. Tod und der verdammten Mordliga führte.
»Wir müssen fliehen«, sagte sie. »Die—die kennen keine Gnade. Wirklich…«
Ich beruhigte sie. »Erst einmal ruhen Sie sich aus, Pretty, dann werden wir weitersehen.«
»Aber wollen Sie denn…?«
»Ja, wir sind extra wegen dieser Bande unterwegs. Wir werden sie stellen, das verspreche ich Ihnen…«
***
Sie hatten das eroberte Schiff geflutet!
Jetzt standen Dr. Tod und die Mitglieder seiner Mordliga auf dem Deck ihrer Yacht und schauten zu, wie das Wasser in das andere Schiff drang, sich der Leib langsam damit füllte und es immer tiefer sank. Strudel bildeten sich, die wie langgezogene Trichter wirkten, um dann schmatzend und saugend zusammenzulaufen.
Finster starrte Dr. Tod auf das sinkende Schiff. Es paßte ihm nicht, daß dieses Mädchen entkommen war. Sie hatten es Lupina überlassen wollen, niemand konnte zuvor ahnen, das dieses Girl es tatsächlich schaffte, noch zu fliehen. Dabei hatte die Kleine einen so ängstlichen Eindruck gemacht.
Noch einmal ein letztes Aufbäumen des Schiffskörpers, dann war das Boot verschwunden. Blasen stiegen an die Oberfläche, um mit satten Geräuschen zu zerplatzen.
Ruhig lag die Wasserfläche vor ihnen.
Die Dämmerung nahm immer stärker zu. Sie veränderte die Farbe des Wasser, so daß sie jetzt wie ein grauer Teppich wirkte, auf dem hin und wieder einige weiße Schaumkronen tanzten.
Kein anderes Schiff befand sich in der Nähe. Dr. Tod hielt vergeblich nach fremden Positionslampen Ausschau. Auch er würde sich hüten, Lichter zu setzen. Niemand sollte sie bei der Arbeit beobachten. Neben ihm stand Lady X. Mr. Mondo hielt sich weiterhin auf der Brücke auf.
Tokata, Vampiro-del-mar
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