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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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Rauschgift, mehr als Liebe. Niemals hatte er sich lebendiger gefühlt als in diesem Augenblick …
    … er fand sich lautlos schluchzend vor dem Kanapee kniend wieder, mit seinem Kopf an ihrer Brust. Die vergangenen Minuten waren wie aus seinem Gedächtnis gesengt. Kinn und Hemd waren blutverschmiert. Elektrische Entladungen durchzuckten seine Adern. Sein Herz begann zu brennen, als es sich nach und
nach mit Penelopes Blut füllte. Einen Moment lang verlor er beinahe die Besinnung. Sie setzte sich auf und hob sein Kinn. Er starrte sie verwirrt an. Tiefrote Wunden befanden sich an ihrem Hals und ihrer Brust.
    Penelope bedachte ihn mit einem knappen, ruhigen Lächeln. »Das war also das Geheimnis«, bemerkte sie.
    Sie half ihm auf das Kanapee wie eine Mutter, die ihr Kind für eine Fotografie in Positur setzt. Er richtete sich auf, spürte noch immer ihren Geschmack im Kopf und auf der Zunge. Sein Zittern ließ nach. Sie tupfte ihre Bisswunden mit einem Schnupftuch sauber, erschauerte in leiser Erregung. Dann knöpfte sie die Jacke über ihrem zerrissenen Hemd. Ihr Haar hatte sich gelöst, und sie brauchte einen Augenblick, es wieder in Ordnung zu bringen.
    »Nun gut, Arthur«, sagte sie. »Sie haben bei mir Ihre Befriedigung gefunden …«
    Er brachte kein Wort heraus. Er war übersättigt, hilflos wie eine Schlange, die einen Mungo verdaut.
    »… also werde ich den Tausch nun besiegeln und meine Befriedigung bei Ihnen suchen.«
    Schimmernd lag das Schälmesser in ihrer Hand.
    »Wenn mich nicht alles täuscht, geht es eigentlich recht leicht«, sagte sie. »Seien Sie ein Schatz, und wehren Sie sich nicht.«
    Sie setzte ihm das Messer an die Kehle. Es drang mit Leichtigkeit durch seine feste Haut, doch er verspürte keinen Schmerz. Die Klinge war nicht versilbert. Der Schnitt würde binnen kürzester Zeit wieder verheilen.
    »Arrgh«, machte sie.
    Penelope unterdrückte ihren Ekel und presste ihre winzigen Lippen auf die Öffnung an seinem Hals. Voller Entsetzen kam ihr zu Bewusstsein, was sie tat. Sie spreizte die Wundränder mit der Zunge und saugte ihm das Blut aus.

34
    Vertrauensdinge
    S ie sollten sich oben ein wenig ausruhen«, sagte die Amworth. »Dann werden Ihre Knochen schneller wieder heil.«
    »Warum sollte ich gesund werden?«, fragte Geneviève. »Damit dieses hüpfende Ekel mir endgültig den Garaus macht?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Nun ja. Ich weiß zwar nicht, weshalb es mich vernichten will, aber ich weiß mit Bestimmtheit, dass es sich so verhält. Glauben Sie mir, ich bin in China gewesen. Freiwillig geben sich diese Kreaturen nicht geschlagen. Sie lassen weder mit sich reden, noch lassen sie sich aufhalten. Ich könnte ebenso gut auf die Straße hinausgehen und warten, bis es mich holen kommt. Dann geriete uns wenigstens niemand in die Quere.«
    Unwillig erwiderte die Amworth: »Sie haben ihm beim letzten Mal schwer zugesetzt.«
    »Mir hat es weitaus übler mitgespielt.«
    Es ging ihr kaum besser. Zuweilen ertappte sie sich dabei, wie sie den Kopf hin und her wandte, um ihr gebrochenes Genick zu überprüfen. Noch saß ihr der Kopf zwar auf den Schultern, doch überkam sie nicht selten das Gefühl, als wolle er jeden Augenblick herunterfallen.
    Geneviève blickte sich im Vorlesungssaal um, der sich in ein Behelfslazarett verwandelt hatte. »Keine chinesischen Besucher?«
    Die Krankenwärterin schüttelte den Kopf. Sie lauschte an der Brust eines kleinen neugeborenen Mädchens. Einen Moment lang glaubte Geneviève, es sei Lily. Dann fiel es ihr wieder ein. Die Patientin war Rebecca Kosminski.
    »Ich wüsste zu gern, welcher der vielen Feinde, die ich mir gemacht habe, hinter alldem steckt.«

    Der chinesische Vampir war ein Mietling. Im Fernen Osten wurden derlei Kreaturen gewöhnlich als Meuchelmörder gedungen.
    »Ich nehme an, man wird es mir beizeiten verraten. Es wäre reine Verschwendung, mir zu verheimlichen, weshalb man mir den Kopf abreißen will.«
    »Pssst«, machte die Amworth. »Sie machen dem Mädchen Angst.«
    Reumütig sah sie ein, dass die Krankenwärterin Recht hatte. Rebecca blickte nachdenklich drein, doch ihre Augen waren zu winzigen Punkten zusammengeschrumpft.
    »Es tut mir leid«, entschuldigte sie sich. »Ich habe nur Spaß gemacht, Rebecca, ein dummer Scherz.«
    Rebecca lächelte. In ein paar Jahren würde sie einer solch plumpen Lüge kaum mehr Glauben schenken. Noch aber lebte das Kind in ihrem Innern fort.
    Da man sie für die Zeit ihrer Genesung aller

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