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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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Beauregard Bericht erstatten. Und er wollte die Sache mit Kate Reed ins Reine bringen.
    Über dem Schloss explodierte etwas. Ein zweiter Komet raste zur Erde. Eine Snipe war abgestürzt. In der Formation war eine Lücke entstanden, wenngleich die anderen Maschinen schnell zur RE8 aufschlossen. Snipes brachten es auf eine Geschwindigkeit von 120 Meilen in der Stunde. Nichts, das auch nur im Entferntesten menschliche Züge trug, hielt dieses Tempo über längere Strecken durch.
    Leuchtspurfeuer schreckte ihn aus seinen Gedanken, und er wandte sich nach rechts und riss die Waffe mit herum. Allmählich ging ihm die Munition aus. MGs verbrauchten Unmengen von Patronen, und in der Maschine war kein Platz für mehrere Ersatzmagazine.
    Eine riesige Fledermaus stieß mit starren Schwingen auf sie herab. Der deutsche Vampir hatte drei Flügelpaare, die durch eine Art Segelgarn zusammengehalten wurden. Ein menschlicher Dreidecker. Winthrop brachte das Lewis in Anschlag und leerte das Magazin. Pfeilschnelle Lichtfinger streckten sich nach dem Vampir, der ihnen jedoch spielend auswich. Die Leuchtspur erhellte seinen Bauch, und unter einem rötlichen Pelz kamen Gewehre zum Vorschein, die Läufe bodenwärts gerichtet. War das der Rote Baron? Er hielt die Arme wie ein Kunstspringer gestreckt, die ausgefahrenen Klauen liefen zu Speerspitzen zusammen. Einen Augenblick lang glaubte Winthrop, der Vampir wolle Holz und Bespannung der RE8 durchschneiden wie ein lebendes Messer.
    Er hielt die Augen offen und dachte an Catriona, an ihren Duft und ihre Augen. Sie behauptete, ihr Haar sei hellbraun, doch er
hielt es für rot. Er mochte rotes Haar. Meine Güte, wie absurd. Hier und jetzt den Löffel abzugeben.
    Die Maschine machte einen Satz und wirbelte herum. Die Bespannung riss, und Streben knickten. Der Flugwind schlug ihm ins Gesicht. Das leere Trommelmagazin traf ihn am Kinn und stürzte himmelwärts. Da bemerkte er, dass das Flugzeug wieder auf dem Rücken lag. Er roch den tierischen Gestank der Fledermaus und umklammerte krampfhaft die Griffe des Gewehrs. Er drückte den Abzug, und das leere Lewis klickte. Etwas Langes, Ledriges, wie eine Peitsche, streifte seine Wange und ritzte ihm die Haut. Der Vampir hatte einen Schwanz. Das verfluchte Ding war eine Ratte mit Flügeln. Und dem Pour le Mérite, kein Zweifel. Dann war der Vampir verschwunden.
    Plötzlich war er die Ruhe selbst. Die RE8 glitt sanft dahin, und der Wind war nur mehr eine kühle Brise. Sein Magen entkrampfte sich, und er schöpfte gierig süße Luft. Er konnte noch atmen. Er fühlte nichts. Selbst sein Fuß tat nicht mehr weh. War er tot? Und wenn nicht, warum nicht? Hatte der Boche die Harry Tate verschont? Wenn ja, warum?
    Er wirbelte herum, um nach Courtney zu sehen. Seine Ruhe verwandelte sich in eisiges Entsetzen. Der Horizont verlief jenseits des oberen Flügels, ein winziges Stückchen Himmel über einer schwarzen Wüste. Mündungsblitze durchlöcherten die Finsternis jenseits des sich drehenden Propellers. Das Cockpit war leer, und Gurte und Leinwandfetzen flatterten im Flugwind.
     
    Da sich mit dem Verlust des Piloten der Schwerpunkt der Maschine verlagert hatte, gewann die RE8 an Höhe. Hier oben war es ruhig und friedlich. Zwar dröhnte Winthrop nach wie vor der Schädel, doch das Tosen des Windes hatte sich gelegt. Es wurde immer noch geschossen, ein leises Stottern in der Ferne. Die Kämpfe fanden weiter unten statt. Die Harry Tate war außer Schussweite.
Sofern der Motor nicht aussetzte, würde die Maschine immer weiter steigen, bis Winthrop die Atemluft ausging. Wenn sie abstürzte, würde er leblos in der Kanzel hängen und nicht das Geringste spüren, nicht einmal den todbringenden Feuerball.
    Einen Moment lang war er ganz entspannt. Seine Hände glitten von den Griffen des MGs und sanken schlaff in seinen Schoß. Die Angst und die Aufregung, die jeden Muskel, jede Sehne seines Körpers in stählernen Draht verwandelt hatten, verebbten. Das Brummen des Motors wiegte ihn in einen Traum.
    Er dachte an den Duft von Catrionas regenfeuchtem Haar. Damit war es ein für alle Mal vorbei.
    Ein Schatten fiel über die RE8. Eine riesenhafte Fledermaus hatte sich zwischen die Maschine und den Mond geschoben. Die Kreatur, die sich Courtney geholt hatte, war immer noch dort oben. Der Deutsche schlug gemächlich mit den Flügeln. Machte sich das Ungeheuer etwa über ihn lustig?
    Die RE8 legte sich schräg, eine Tragfläche kippte nach oben. Ein paar Hundert Fuß unter

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