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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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lassen Sie uns über die Sicherheitsvorkehrungen sprechen, die getroffen werden müssen, damit unser Oberbefehlshaber seinen besten Männern einen Besuch abstatten kann.«
    General Karnstein weinte helle, heiße Freudentränen. Die Flieger waren, mit Ausnahme des stoischen Richthofen, bestürzt, verwirrt, entzückt. Selbst diese Kreaturen empfanden Rührung. Der große Kommandeur besuchte Malinbois. Nein, Schloss Adler. Manchmal wagte Poe den Namen kaum zu denken.
    Dracula.

36
Die im Dunkeln
    M an könnte meinen, mir stünde eine elterliche Standpauke bevor. Sie schauen so ernst, so böse.«
    »Sie haben es vielleicht noch nicht verstanden, aber ich bin gewissermaßen Ihre Mutter«, sagte Kate, »und Charles ist Ihr Vater. Er hat Sie in diese geheime Welt gebracht. Und es ist Ihre verdammte Pflicht, sich dessen würdig zu erweisen.«
    Edwin grinste verständnislos. Sein stahlharter Blick wollte nicht zu seinem unbeschwerten Lächeln passen. Er hatte seine Gedanken mit einer Mauer umgeben; in Anbetracht ihrer Vereinigung fiel es ihm bestimmt nicht leicht, so unergründlich zu erscheinen.
    »Auch wenn ich Rutledges Hintern nicht mit Kugeln hätte spicken
dürfen, habe ich ihm höchstwahrscheinlich das Leben gerettet. Er war nachlässig dort oben, unvorsichtig. Das wird ihm kein zweites Mal passieren. Die nächste Kiste, die ihm an der Hose riecht, ist keine Camel. Lockwood hat das sofort begriffen.«
    Sie standen im Flugzeugschuppen, zwischen zwei Reihen von Maschinen. Charles stützte sich schwerfällig auf seinen Stock. Ein paar Yards weiter flickte Jiggs das Heck der Camel, die Edwin »markiert« hatte. Ein strenger, öliger Motorengeruch hing in der Luft.
    Zwischen zwei Flugzeugen eingekeilt, sah Kate, dass Edwin begonnen hatte, sich zu verwandeln. Seine Bewegungen wirkten geschmeidiger. Seine Miene wirkte kälter. Seine Zunge stieß bei jedem Zischlaut gegen spitze Zähne und verursachte ein leichtes Lispeln.
    »Sie haben Kate geschröpft«, sagte Charles.
    Edwin starrte leicht verschämt auf den harten Lehmboden des Schuppens. Dann hob er erbost den Blick und sah den beiden ins Gesicht.
    »Ich habe auch Sie geschröpft, Beauregard. Und Albert Ball. Und viele mehr. Wir alle schröpfen andere. Nur so können wir wachsen, reifen.«
    Er würde nahezu rohes Fleisch verschlingen und in rotem Saft ertrinken. Und er würde einen unstillbaren Appetit entwickeln, Energie verbrennen wie ein Rotationsmotor. Er würde ewig Hunger leiden.
    »Ist Ihnen denn nicht klar, in welche Gefahr Sie sich begeben, Edwin?«, fragte Kate.
    »Mit Verlaub, Miss Reed, aber Sie sind ein Vampir. Da steht es Ihnen schwerlich zu, mir eine Strafpredigt zu halten, weil ich andere schröpfe.«
    Der mit eigener Klaue beigebrachte Schnitt an ihrem Hals begann
zu schmerzen. Obgleich sie gänzlich verheilt war, pochte die Phantomwunde, prall vor Blut.
    »Edwin, Sie wissen nicht, wovon Sie sprechen. Sie sind kein Vampir.«
    »Ich möchte mich auch nicht verwandeln, Kate. Ich möchte nicht sterben. Ich muss meine Pflicht erfüllen, und das kann ich am besten, wenn Ihr Blut in meinen Adern fließt. Es tut mir leid, wenn ich Sie verletzt oder verärgert habe, aber es gibt Wichtigeres als uns beide.«
    Er sah durch das offene Tor des Flugzeugschuppens in den Himmel.
    »Dort oben haust ein Ungeheuer. Ich habe geschworen, es zu vernichten. Das bin ich Ball schuldig.«
    »Sie müssen sich entweder läutern oder aber vollständig verwandeln. Ich weiß, wie es jemandem ergeht, der zwischen Leben und Nicht-Tod gefangen ist. Sie verkennen die Risiken für Leib und Seele.«
    Edwin appellierte an Charles. »Beauregard, Sie wissen, dass die Risiken nebensächlich sind. Auf uns kommt es nicht an. Was zählt, ist einzig und allein die Pflicht.«
    Kate wand sich innerlich. Ihre Blutsverbindung zu Edwin und Charles erwachte. Sie spürte die unterschwellige Rivalität zwischen den beiden Männern.
    »Ihnen geht es nicht um Pflichterfüllung, Edwin. Ihnen geht es um Rache.«
    Mit einem Mal war Edwins Miene wie versteinert.
    »Mein Blut in Ihren Adern hat Ihren Verstand verwirrt und Ihre guten Absichten zunichtegemacht.«
    »Richthofen muss fallen.«
    »Richthofen wird fallen. Früher oder später. Dracula wird fallen. Aber das liegt nicht allein an Ihnen. Das müssen wir gemeinsam unternehmen. Sie werden Ihren ärgsten Feinden immer ähnlicher.
In diesem Spiel geht es nicht um ein paar edle Springer und Millionen entbehrlicher Bauern. Hier geht es um unzählige Menschen,

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