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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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sowohl Warmblüter als auch Vampire.«
    »Das klingt wie ein Zitat aus einem Ihrer Leitartikel, Miss Maus.«
    Sie war wütend. »Ich versuche Sie vor einem großen Irrtum zu bewahren. Wahrscheinlich sogar vor Wahnsinn und wirklichem Tod. Sie sind durch die Hölle gegangen und schieben die Schuld nun einem jungen Hunnen in die Schuhe, statt sie den alten Männern beider Parteien zuzuschreiben, die Millionen Unschuldiger abgeschlachtet haben, weil es ihnen einfacher erschien, als das friedliche Zusammenleben zu sichern. Der Machtwille einer kleinen Minderheit hat uns alle ans Messer geliefert und tut es noch.«
    »Sie reden wie ein Bolschewik.«
    »Das soll mir recht sein. Ich kämpfe für die Revolution, und das Gleiche gilt für Charles.«
    »Ich verstehe nicht, was das mit mir zu tun hat.«
    »Das ist es ja gerade. Es betrifft uns alle. Sie hingegen denken nur an sich.«
    Einen Augenblick lang herrschte eisiges Schweigen. Kate war vor Zorn rot angelaufen. Edwin, den sie fast gewonnen hatte, zog sich in den Schutzpanzer zurück, der seinen Schädel umhüllte.
    »Wollten Sie nicht etwas Wichtiges mit mir besprechen, Beauregard? Ich habe nämlich eine Angriffsstreife zu fliegen.«
    Charles - der jetzt älter, grauer und gebeugter wirkte, als er tatsächlich war - dachte nach und sagte: »Ich glaube, Sie sind nach Ihrer Verwundung zu früh in den aktiven Dienst zurückgekehrt.«
    »Ich bin gesund. Mehr als gesund.«
    Edwin beugte die Knie und sprang. Er flog zwanzig Fuß weit durch die Luft und umfasste einen Querbalken. Seine Stiefel baumelten über ihren Köpfen. Diese Art der Prahlerei hätte Kate eher
bei kaltherzigen Neugeborenen vermutet, die mit Warmblütern nichts zu schaffen haben wollten und sie am liebsten wie Vieh gehalten hätten. Die davon überzeugt waren, ihr Vampirismus mache sie zu darwinistischen Aristokraten, Herrschern der Erde. Den Ungeheuern. Edwin ließ sich fallen wie eine Katze und richtete sich kühl und gelassen auf. Aus seinen Augen sprühte knabenhafter Stolz über sein gelungenes Bravourstück.
    »Anfangs ist es wie ein Rausch«, erklärte Kate. »Man neigt zu Euphorie und Übermut.«
    »Das stimmt nicht, Beauregard. Ich war vorsichtig. Ich habe eine lebende Waffe aus mir gemacht.«
    Kate wusste, dass Charles geneigt war, ihm zu glauben. Der Diogenes-Club durfte sich glücklich schätzen, eine grausame, behände Kreatur wie diese zu seinen Mitgliedern zu zählen. Doch Charles war redlich und anständig genug, diese Überlegung außer Acht zu lassen.
    »Ich kann es mir nicht leisten, Sie zu verlieren, mein Junge. Kate ist seit über dreißig Jahren ein Vampir. Ich muss auf sie hören.«
    »Aber das ist doch lachhaft«, sagte Edwin und wandte sich ab. Sein breites Grinsen wirkte nahezu hysterisch. »Ich kann dem Spuk ein Ende machen. Wir müssen das JG1 vernichten. Wir müssen den Boche daran hindern, noch mehr dieser Kreaturen zu züchten.«
    Kate spitzte die Ohren. Noch mehr dieser Kreaturen zu züchten?
    »Ich hatte Recht. Sie werden unvorsichtig. Sie haben sich verplappert.«
    Edwin rollte wütend mit den Augen.
    »Weshalb streiten wir uns eigentlich? Kämpfen wir nicht alle für dasselbe Ziel?«
    Charles dachte nach. »Kate, Sie müssen mir versprechen, dass Sie ohne meine Zustimmung kein Wort über das JG1 verlauten
lassen. Andernfalls könnten Sie in größte Schwierigkeiten geraten.«
    Kate hatte angebissen. »Einverstanden, aber worum geht es überhaupt?«
    »Das sind Gestaltwandler«, sagte er. »Richthofen und seine Kampfgenossen. Sie steuern keine Flugmaschinen. Sie lassen sich Flügel wachsen.«
    »Grundgütiger!«
    »Sie sind Nachkommen Draculas. Er ist ihr Blutpate. Sein Lebenssaft hat sie zu Ungeheuern gemacht.«
    Nun war es an Kate, ein Geheimnis zu bewahren. Endlich begriff sie, was es mit Mata Haris Lebensbeichte auf sich hatte.
    Edwin entschuldigte sich nicht dafür, dass er die Wildkatze aus dem Sack gelassen hatte.
    »Ich werde anregen, Sie einstweilen von Ihren Pflichten zu entbinden, Edwin. Sie brauchen dringend ärztliche Betreuung«, sagte Charles.
    Edwin widersprach nicht.
    »Er will doch nur Ihr Bestes, Edwin.«
    Er sah sie an und behielt seine Gedanken für sich.
    »Nicht schlecht«, meinte Kate. »Es hat mich Jahre gekostet, diesen Kniff zu meistern.«
    »Sie sind eine schlechte Lügnerin. Sie werden rot wie Lackmuspapier.«
    Das klang fast wie der alte Edwin.
    »Ich habe dennoch vollstes Vertrauen zu Ihnen«, sagte Charles. »Sie werden einer unserer besten

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