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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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Schreie der sterbenden Soldaten selbst hier, auf dem meilenweit entfernten Flugplatz, deutlich hören.
    Sämtliche Piloten des Geschwaders Condor trugen Fliegerkluft. Sämtliche Maschinen waren aufgetankt und standen auf dem Rollfeld.
    Über dem Kampfgelände hing ein dunkler Schatten mit rotglühendem Bauch. Die Attila.
    »Die Gaszellen sind riesig«, sagte Bertie. »Ein paar Brandbomben, und das Schiffchen geht in Flammen auf. Wie ein Ballon.«
    »Es ist hundertmal größer als ein Ballon«, mahnte Allard den Piloten. »Um einen solchen Knallfrosch zu entzünden, braucht es einen großen Funken.«
    »Ob er wirklich da oben ist?«
    Winthrop hatte geglaubt, Dracula würde eine verräterische Aura von Unheil und Verzweiflung verströmen.
    »Der Geheimdienst hat bestätigt, dass sich Graf von Dracula an Bord der Attila befindet«, wandte sich die graue Eminenz an Captain Allard. »Ihre Stunde ist gekommen.«
    »Sollten wir nicht lieber die Bodentruppen bombardieren?«, gab Algy zu bedenken. »Unsere Jungs beziehen bestimmt eine gehörige Tracht Prügel.«
    Croft warf dem jungen Flieger einen vernichtenden Blick zu. »Für uns zählt nur die Attila.«
    Winthrop hatte erstmals das Gefühl, dass Allard schwankte. Im Zweifel würde er seinen Befehlen Folge leisten.
    Wenn Dracula dort oben war, konnte Richthofen nicht weit sein. Winthrop vibrierte bis in die letzten Fasern seines Körpers. So musste es einem Vampir zumute sein. Sein Blut pochte, lechzte nach dem Sieg. Heute Nacht, so viel stand fest, würde es zur Entscheidung kommen.
    Die Piloten scharten sich um Jiggs, reichten ihm Briefe und Souvenirs. Winthrop stand mit leeren Händen da. Er hatte Catriona
nicht geschrieben, dass er noch lebte. Bei Morgengrauen würde das vielleicht auch nicht mehr nötig sein. Letztlich war dies wahrscheinlich die menschlichere Lösung.
    Die erste Camel kreiste bereits über dem Feld und wartete darauf, dass der Verband sich formierte.
    Ausrüstungsgegenstände wurden auf Lastwagen verladen. In ganz Maranique war niemand ohne Arbeit. Wenn diese Mission beendet war, befand sich der Flugplatz womöglich schon in Feindeshand. Falls dann noch Treibstoff übrig war, würde das Geschwader nach Amiens ausweichen. Es würde kein Tropfen Treibstoff übrigbleiben. Das Geschwader Condor würde kämpfen, bis es nicht mehr kämpfen konnte.
    Winthrop hievte sich in seine Maschine und machte es sich hinter dem Steuerknüppel bequem.
    »Kontakt«, brüllte er.
    Jiggs warf den Propeller an. Die Camel setzte sich langsam in Bewegung und schwang sich in die Luft. Obgleich die Sonne längst versunken war, stand das Land in hellen Flammen.
     
    Kate hetzte Pendereis Leuten hinterdrein. Weitere Verstärkung war ihr dicht auf den Fersen. Sie brauchte nur dem Klappern des Feldgeschirrs zu folgen, um den Weg zur Front zu finden. Die Gräben waren teilweise überdacht und wurden zu Tunnels, spärlich erhellt von Kerzenstummeln in Blechnäpfen.
    Sie benutzte den Spaten als Sense, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Sie war nur noch ein Tier, das sich von seinem Instinkt leiten ließ. Sie wollte sich ins dichte Kampfgetümmel stürzen.
    Als sie aus einem Tunnel in den Hauptgraben einbog, stand sie plötzlich vor einer fünfzehn Fuß hohen Wand aus durchweichten Sandsäcken. Männer stemmten Leitern dagegen, doch die oberen Sprossen waren gebrochen.

    Ein ohrenbetäubendes Knirschen peinigte sie bis ins Mark. Mahlende Panzerketten rissen erste Sandsäcke in Fetzen. Der motorisierte Moloch steckte fest in Schlamm und Stacheldraht. Die Soldaten feuerten aus allen Rohren auf den walzeisernen Rumpf des Panzers. Die Kugeln spickten das Metall mit Dellen. Der Panzer schleppte sich schlingernd ein Yard weiter, bis die große flache Nase über die Böschung ragte und einen Schatten auf die sich windenden Soldaten an der Grabensohle warf.
    Aus dem Innern des Ungetüms drang Rauch. Kate hustete, fürchtete Gas. Die Kanone des kriegerischen Monstrums schwenkte herum. Kate stürzte sich in den morastigen Abgrund des Grabens. Eine Granate schoss über die Bresche hinweg und krepierte in der Tunnelöffnung. Der Schütze hatte auf die Stelle gezielt, wo sie eben noch gestanden hatte.
    Der Blitz erhellte den Panzer, ließ jeden Bolzen, jede Schraube sichtbar werden. Der Panzer glich einer Festung, mit Schießscharten und Zinnen. Granatsplitter und Feuer spritzten nach allen Seiten. Die Getroffenen sanken schreiend zu Boden und wälzten sich in ihrem Blut.
    Kate wollte

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