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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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Spritztour?«
    »Sie können fliegen?«
    »Nur mit einem Flugzeug.«
    In der Ferne stiegen Feuersäulen auf. Poe dachte an den Himmel über der Entscheidungsschlacht.
    »Ich bin noch nie mit einem …«
    »Ein schweres Versäumnis für einen Propheten der Zukunft.«
    »Wie Sie meinen.«
    Theo grinste, sein lebhaftes Temperament kehrte zurück. »Der Rabe hat Flügel.«
     
    In ihren letzten Augenblicken hätte Kate am liebsten ihren Frieden mit Gott und der Welt gemacht. Doch das blieb ein frommer Wunsch.
    Da immer mehr Stoff in die Panzerkette gezogen wurde, schloss sich ihr Mantel wie eine Zwangsjacke um ihren Körper. Je näher sie den todbringenden Zahnrädern kam, desto stärker wurde der Gestank von Schweröl und Wagenschmiere. Plötzlich blieb der Motor im Innern der Maschine stehen, und sie hing an der Außenseite des Panzers wie am Kreuz. Ein mechanisches Versagen, eine verirrte Kugel oder die Hand Gottes hatte sie gerettet. Fürs Erste.
    Sie konnte eine Hand bewegen. Sie ballte die Finger und formte die Nägel zu einer Messerspitze, stieß ein Loch in das straffe Schulterstück des Mantels und riss. Nähte platzten, sie war frei. Sie stürzte und bekam im letzten Augenblick die Felge eines blockierten Rades zu fassen. Ihre mit Widerhaken bewehrten Fingernägel kratzten über öliges Metall, doch sie verbiss sich ihren
Schmerz. Hand über Hand zog sie sich hoch und kletterte auf den Tank. Der eben noch von Flammenzungen beleckte Stahl war heiß.
    In dem rollenden Käfig steckten Feinde. Ob Warmblüter oder Vampire, sie waren voll von pulsierendem Blut, das sie zum Leben brauchte. Ein Gewehrlauf schob sich durch einen Schlitz und zielte in ihre Richtung. Sie wirbelte herum, um aus der Schussbahn zu gelangen, und packte die Waffe. Mit einem Ruck zog sie das Ding heraus - worauf eine Lawine deutscher Flüche aus dem Bauch des Molochs drang - und warf es hinter sich.
    Sie blickte durch den Schlitz und knurrte wie ein Tier. Sie witterte die Angst der Panzerfahrer, hörte die im Innern ihrer wirkungslosen Wunderwaffe gefangenen Männer panisch scharren. Sie würden im Feuer geröstet werden.
    Plötzlich hatte sie ein Paar Stiefel vor der Nase. Vermutlich das einzige Paar gewichster, musterungsbereiter Stiefel in ganz Europa. Sie sah zu dem Soldaten hoch, der ruhig und gelassen auf dem Panzer stand und keine Miene verzog, als seien die Blei- und Silberkugeln, die ihm um die Ohren pfiffen, nichts weiter als Hagelkörner. Er trug die Uniform der Vereinigten Staaten, doch dieser Vampir war älter als die Neue Welt.
    Seine Stiefel lösten sich auf, zerflossen zu weißlichem Nebel. Sie hatte von dem Kniff zwar schon gehört, ihn aber nie gesehen. Der Vampir verwandelte sich in ein schwach leuchtendes Gespenst. Mit seinem Körper verschwanden auch Ausrüstung und Kleider, sie waren ebenso ein Teil von ihm wie sein ergrautes Haar. Ein Querschläger streifte den Panzer. Kate wollte in Deckung gehen, doch der Anblick des Ältesten ließ sie erstarren. Eine menschenförmige Wolke schwebte über dem Schlitz. Sie wurde lang und schmal und stieß wie durch einen Schornstein ins Innere des Panzers.
    Markerschütternde Schreie drangen durch die dicken Stahlund
Eisenplatten. Eine Pistole wurde abgefeuert, und die Kugel prallte jaulend durch den engen Raum. Aus der Schießscharte platzte ein roter Regen, der ihr Gesicht mit einem warmen Blutschleier benetzte. Der Saft erregte ihre Sinne, und sie leckte sich gierig das Gesicht und verschlang das Grauen, das darin brannte.
    Ohne auf die Wiederkehr des Ältesten zu warten, sprang sie vom Rücken des kriegerischen Ungeheuers und spürte festen Boden unter den Füßen. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass das Niemandsland kein Niemandsland mehr war. Endlose Ketten grauer Uniformen marschierten in Reih und Glied durch die stockfinstere Nacht und kletterten über ihre gefallenen Kameraden hinweg, eine Flut von Menschen, die auf die alliierten Schützengräben zuhielt.
    Etwa dreißig Yards entfernt ging ein Maschinengewehr los und mähte eine erste Garbe von vorrückenden Truppen nieder. Sofort schloss sich die Lücke. Der zweite Feuerstoß tötete noch mehr Männer. Dann wurden die Artilleristen überwältigt und zum Schweigen gebracht. Die untoten Soldaten rissen die Schützen in Stücke, Blut spritzte nach allen Seiten. Die Münder der Deutschen troffen rot.
    Der Älteste schwebte über dem Panzer und nahm wieder menschliche Gestalt an, sein hübsches Gesicht strotzte vor Blut.
    Ein

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