Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
Vom Netzwerk:
Truppenklötzchen in jeder Faust an einem Ende der Karte wie ein besessener Spieler, der soeben mit Taschen voller Jetons an den Roulettetisch getreten ist. Neben ihm stand »Monk« Mayfair, ein fleischfressender Affenmensch, der aussah, als habe man einem von Moreaus Versuchskaninchen eine Generalsuniform angezogen und einen Cowboyhut aufgesetzt.
    Beauregard konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es Vampiren wie Haig, Churchill und Pershing Vergnügen bereitete, den langweiligen und zermürbenden Grabenkrieg auf diese Art und Weise zu beenden. Sie waren trunken vor Erregung. Berichten zufolge waren die Linien an über einem Dutzend Stellen durchbrochen. Deutsche Kavallerieeinheiten galoppierten im Gefolge der Panzer ins Getümmel.
    Eine Gestalt in Grau trat ein. Croft überflog die Karte mit einem süffisanten Lächeln. Infolge eines aktuellen Berichts näherte sich der Pfeil des Geschwaders Condor dem Oval der Attila.
    Croft ignorierte Beauregard. Seit seiner Beförderung existierte der Diogenes-Club für ihn nicht mehr. Beauregard spürte die Namensliste in der Innentasche seines Jacketts. Er hatte das ungute Gefühl, dass die Agenten, die er und Smith-Cumming so sorgfältig eingeschleust und aufgebaut hatten, von ihrem neuen, weitaus rücksichtsloseren Brotherrn buchstäblich preisgegeben werden würden.

    Haig ließ den Premierminister warten und brüllte: »Der verdammte Narr soll sich zurückziehen«, in ein anderes Telefon.
    »Es ist unglaublich«, verkündete der Field Marshal den Anwesenden und Lord Ruthven. »Der verfluchte Froschfresser weigert sich, den Rückzug anzutreten. Mireau lässt seine Leute von Panzerketten zermalmen, während wir über völlig intakte Auffangstellungen verfügen. Le Rückzug, ce n’est pas français. Kein Wunder, dass seine Leute ihn am liebsten pfählen würden.«
    Ein blaues Klötzchen, das Mireaus Divisionen symbolisierte, wurde von der Karte gewischt und flog in eine Ecke. Ein schwarzes Klötzchen trat an seine Stelle.
    »Es sieht so aus, als wäre das Problem Mireau gelöst, Herr Premierminister. C’est la guerre.«
    Ein Schauder ergriff Beauregard. In diesem Raum konnte man leicht den Eindruck gewinnen, der Krieg werde mit Karten, Spielzeug, Klötzchen und Rateaus geführt. Der Fußboden war mit ausrangierten Klötzchen übersät, die von den Offizieren achtlos zertrampelt wurden. Jedes von ihnen stand für hundert oder mehr Verluste.
    Der Feind hatte offenbar die Absicht, von drei Seiten vorzurücken, mit Paris als Angriffsziel. Mit Panzern, Flugzeugen und Langstreckenbombardements wollten Draculas Streitkräfte die Alliierten daran hindern, in Auffangstellungen zurückzuweichen, und die Mannschaften und Unteroffiziere so sehr in Panik versetzen, dass sich der strategische Rückzug in eine kopflose Flucht verwandelte.
    »Am Ende entscheidet die Truppenstärke«, sagte Haig. »Und in dieser Hinsicht ist uns der Feind eindeutig unterlegen.«
    Wenn sich die Alliierten erst einmal zurückgezogen hatten, würde ein tödlicher Regen auf die vorrückenden Deutschen niederprasseln. Auf fremdem Terrain, nachdem sie sich noch dazu vier Jahre lang in Tunnels versteckt gehalten hatten, wäre es ein
Klacks, ihnen mit Mörsern, MGs, Bomben, Minen, Flammenwerfern und schweren Geschützen den Garaus zu machen. Beide Parteien warfen alle Bedenken über Bord, gingen mit Schmiedehämmern aufeinander los und versuchten den anderen dort zu treffen, wo es am wehesten tat.
    »Der Feind verfügt möglicherweise über eine Million Männer«, wandte Churchill ein. »Eine Dampfwalze aus Eisen, die ganz Europa überrollt.«
    »Wir haben mehr als eine Million«, erklärte der Field Marshal. »Wir könnten die Amerikaner in die Schlacht werfen.«
    Pershing entblößte die Fangzähne und jauchzte: »Die Yankees kommen!«
    Mayfair hoppelte zum Telefon, nahm mit einem behandschuhten Fuß den Hörer ab und gab den amerikanischen Stellungen grunzend Befehle durch. Pershing schleuderte verzweifelt Yankee-Klötzchen auf die Karte, wie ein vom Glück verlassener Spieler, der seine Pechsträhne zu überwinden versucht, indem er den Einsatz mit jeder neuen Umdrehung des Rades erhöht. Mayfair raunzte weiter Einsatzbefehle in den Hörer.
    Granattreffer ließen das Gebäude erzittern. Staub rieselte von der Decke auf den Tisch. Beauregard klopfte sich die Schultern ab. Winthrop befand sich beim Geschwader Condor, mitten im dichtesten Kampfgetümmel.
    »Wir graben uns ein und schlagen zurück«,

Weitere Kostenlose Bücher