Die Vampire
Zigarrenspitze verwandelte sein Gesicht in eine teuflische Fratze. Anders als der Chinese war er ein Vampir.
»Mr. Charles Beauregard«, begann der Greis aus dem Reich des Himmels, »Sie waren so gütig, sich in unsere armselige, nichtswürdige Runde zu begeben.«
»Sie waren so gütig, mich einzuladen.«
Der Chinese klatschte in die Hände und nickte seinem Diener zu, einem Burmesen mit versteinerter Miene.
»Nimm unserem Gast Umhang, Hut und Stock ab.«
Beauregard wurde von seiner Last befreit. Als der Burmese auf ihn zutrat, bemerkte Beauregard den Ring in seinem Ohr und die rituelle Tätowierung um den Hals.
»Ein damit?«, erkundigte er sich.
»Sie sind sehr aufmerksam«, bestätigte der Chinese.
»Ich habe ein wenig Erfahrung, was die Welt der Geheimbünde betrifft.«
»Das lässt sich wohl sagen, Mr. Beauregard. Unsere Wege haben sich dreimal gekreuzt: in Ägypten, Kaschmir und Schanghai. Sie haben mir die eine oder andere kleine Ungelegenheit bereitet.«
Beauregard erkannte, mit wem er es zu tun hatte, und versuchte ein Lächeln. Er war aller Voraussicht nach so gut wie tot.
»Ich bitte um Vergebung, Doktor.«
Der Chinese tickte mit den Fingernägeln und beugte sich vor, so dass Licht auf sein Gesicht fiel. Er hatte die Stirn eines Shakespeares und ein Lächeln, das Beauregard an einen selbstzufriedenen Satan gemahnte.
»Grämen Sie sich nicht.« Er wischte Beauregards Entschuldigung beiseite. »Das waren unbedeutende Angelegenheiten, nichts, was über das Gewöhnliche hinausginge. Ich hege keineswegs die Absicht, in dieser Sache weitere Schritte zu unternehmen.«
Beauregard suchte seine Erleichterung zu verbergen. Was immer man ihm sonst auch nachsagen mochte, der verbrecherische Mandarin war bekannt als ein Mann, der sein Wort hielt. Man nannte ihn den »Teufelsdoktor« oder auch den »Herrn der seltsamen Tode«. Er gehörte dem Rat der Sieben an, der Führungsriege der Si-Fan, eines tong, dessen Einfluss bis in die entlegensten Winkel der Erde reichte. Mycroft zählte den Chinesen zu den drei gefährlichsten Männern der Welt.
»Gleichwohl«, setzte der Alte hinzu, »fände dieses Zusammentreffen weiter östlich statt, wäre sein Verlauf vermutlich weder für Sie noch, wie ich gestehen muss, für mich besonders angenehm. Haben Sie verstanden?«
Beauregard verstand nur allzu gut. Sie trafen unter der Flagge des Waffenstillstands zusammen, die jedoch unvermittelt eingeholt werden würde, wenn der Diogenes-Club erneut von ihm verlangte, gegen die Si-Fan zu intrigieren.
»Diese Angelegenheiten sind für uns gegenwärtig nicht von Interesse.«
Der Amateurdieb drehte die Gaslampe hoch, und Flammenschein erhellte die Gesichter. Das schnatternde Ding brach in lautes Geschrei aus, doch ein milder Blick des Teufelsdoktors genügte, es zum Schweigen zu bringen. In einer Ecke befand sich ein riesiger goldener Käfig, gebaut wie für einen Papagei von sechs Fuß Spannweite, in dem ein langschwänziger Affe saß. Er fletschte gelbe Zähne, die in hellrosigem Zahnfleisch staken, das gut zwei Drittel seines Gesichts in Anspruch nahm. Der Chinese war bekannt für seinen ausgefallenen Geschmack, was Schoßtiere anbetraf, wie sich Beauregard ein jedes Mal erinnerte, wenn er seinen Stiefelfuchs mit dem Griff aus Schlangenleder zur Hand nahm.
»Kommen wir zum Geschäft«, schnaubte ein militärisch anmutender Vampir. »Zeit ist Geld, vergessen Sie das nicht …«
»Ich bitte tausendfach um Vergebung, Colonel Moran. Im Osten herrschen andere Sitten und Gebräuche. Hier jedoch haben wir uns selbstverständlich Ihren westlichen Gepflogenheiten zu fügen, müssen um Eile und Emsigkeit bemüht sein, müssen hetzen und hasten.«
Der Zigarrenraucher stand auf und erwies sich als hagere Gestalt, deren schlabbernder Gehrock rings um die Taschen Kreidespuren aufwies. Der Colonel lenkte ein und lehnte sich mit gesenktem Blick zurück. Der Kopf des Rauchers schnellte hin und her wie der einer Eidechse, und seine Augenzähne ragten über die Unterlippe hervor.
»Mein Mitgenosse ist Geschäftsmann«, erklärte er zwischen zwei Zügen an seiner Zigarre, »unser Kricket spielender Freund ist ein Dilettant, Griffin dort drüben ist Wissenschaftler, Captain Macheath - der sich, nebenher gesagt, entschuldigen lässt - ist Soldat, Sikes führt das Geschäft seiner Familie fort, ich bin Mathematiker, Sie aber, werter Doktor, sind ein Künstler.«
»Der Professor schmeichelt mir.«
Beauregard hörte nicht zum ersten Mal
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