Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
Vom Netzwerk:
erkannt hatte. »Ein enger Vertrauter des Prinzgemahls.«
    Allein Kostaki schwieg; sein Blick war wachsam.
    Unterdessen waren die anderen Gäste verstummt und lauschten. Mit Bedauern stellte Geneviève fest, dass Thain und die Kriminalbeamten bereits gegangen waren, wenngleich sich diese Tyrannen von einfachen Polizisten wohl kaum hätten einschüchtern lassen.
    »Was für ein hübscher Knabe«, sagte Vardalek und versuchte den Jungen auf seinen Schoß zu zerren. Georgie war starr vor Schreck, und der Älteste hatte kräftige Hände. Eine lange, rote Zunge schoss aus seinem grell geschminkten Mund und kratzte über Georgies Wange.
    Von Klatka zog eine Geldbörse dick wie eine Fleischpastete hervor. Er schleuderte Woodbridge eine Wolke aus Geldscheinen ins Gesicht. Der rotwangige Aufwärter erbleichte; er hatte Tränen in den Augen.
    »Wieso gebt’s’n ihr euch auch mit so’m Jung’ ab?«, fragte Cathy Eddowes, quetschte sich zwischen von Klatka und Cuda und schlang ihnen die Arme um die Hüften. »Was euch fehlt, is’ne richtige Frau,’ne Frau, an der wo alles dran is.«
    Von Klatka stieß Cathy grob beiseite, und sie stürzte auf die steinernen Bodenfliesen. Cuda klopfte seinem Kameraden auf die Schulter. Von Klatka funkelte Cuda erbost an, und der jüngere Vampir wich zurück, sein Gesicht ein versteinertes weißes Dreieck.
    Vardalek hätschelte Georgie in einem fort und schnurrte ihm magyarische Koseworte ins Ohr, die zu würdigen man dem Jungen aus Devonshire schwerlich abverlangen konnte. Cathy kroch zum Tresen und zog sich daran hoch. Die Pusteln in ihrem Gesicht waren geplatzt, und farbloser Schleim troff ihr ins Auge.
    »Exzellenzen«, begann Woodbridge, »bitte …«

    Cuda stand auf und packte den Aufwärter. Zwar war der Karpater gut einen Fuß kleiner als der vierschrötige Warmblüter, doch ließ das rote Feuer in seinen Augen keinen Zweifel daran, dass er durchaus imstande war, Woodbridge in Stücke zu reißen und auf der Stelle zu verschlingen.
    »Wie heißt du denn, mein Kleiner?«, fragte Vardalek.
    »G-G-Georgie …«
    »Aha, wie geht doch gleich der hübsche Reim? ›Georgie-Porgie, pudding and pie‹?«
    Sie musste einschreiten. Seufzend erhob sich Geneviève.
    »Pudding and pie, du wirst mir schmecken«, gurrte Vardalek und nagte an Georgies dickem Hals.
    »Meine Herren«, begann sie, »bitte gestatten Sie diesen Leuten, ungestört ihren Geschäften nachzugehen.«
    Die Karpater verstummten wie auf einen Schlag. Vardaleks Kiefer klappte herunter; mit Ausnahme der Fangzähne war sein Gebiss eine einzige grünliche Ruine.
    »Zurück, Neugeborene«, rief Cuda höhnisch, »wenn dir dein Herz lieb ist.«
    »Sie ist keine Neugeborene«, murmelte Kostaki.
    »Wer ist diese impertinente kleine Person?«, fragte Vardalek. Er leckte Tränen von Georgies Wangen. »Und warum ist sie immer noch untot, wo sie mich doch soeben beleidigt hat?«
    Cuda ließ von Woodbridge ab und stürzte sich auf sie. Mit der Schnelligkeit eines überdrehten Lebensrades neigte sie sich zur Seite und rammte ihm einen Ellbogen in die Rippen, als er an ihr vorüberstolperte, so dass er quer durch den Schankraum flog. Bei seinem Sturz verlor er den Wolfshelm, und es war wohl nicht allein dem Zufall zu verdanken, dass jemand eine Kanne Spülwassers hineinlaufen ließ.
    »Ich bin Geneviève Sandrine de l’Isle Dieudonné«, verkündete sie, »vom reinen Geblüt Chandagnacs.«

    Wenigstens Kostaki war beeindruckt. Mit großen, blutunterlaufenen Augen setzte er sich auf, als wolle er Haltung annehmen. Von Klatka bemerkte, welche Veränderung in seinem Kameraden vor sich gegangen war, und beschloss, ohne sich vom Fleck zu rühren, von einer Auseinandersetzung abzulassen. Vor einigen Jahren hatte Geneviève in einem Spielsalon in Arizona etwas Ähnliches erlebt, als ein Zahnarzt, den man des Betrugs bezichtigte, sich den drei stämmigen Viehtreibern, die ungeschickt nach ihren Revolvern tasteten, beiläufig als Holiday zu erkennen gab. Zwei der Cowboys hatten daraufhin dieselbe Miene aufgesetzt, wie sie von Klatka und Kostaki nun an die Nacht legten. Als der dritte begraben wurde, hatte sie Tombstone bereits den Rücken gekehrt.
    Nur Graf Vardalek wollte sich nicht geschlagen geben.
    »Lass den Jungen los«, rief sie, »Neugeborener!«
    Der Zorn schlug Funken in den Augen des Ungarn, als er Georgie von sich stieß und aufstand. Er war größer als sie und fast ebenso alt. Seine Arme strotzten vor Kraft. Seine schwellenden Nägel

Weitere Kostenlose Bücher