Die Vampire
Ripper is gestört worn,’vor er feddich war.«
»So’n Kerl mit’m Gaul.«
»Der Ripper?«
»Louis Diemschütz, so eina von die Sozi-Schweine …«
»Jack the Ripper.«
»Louis is man zufällich vorbeigekomm’. Grad in dem Moment, wie Jack der Lizzie ihrne Kehle aufgeschlitzt hat. Der hat man hunnertprozentich dem seine mistige Visaasch gesehn. Aber hunnertprozentich.«
»Jack the Ripper nennt er sich ja jetz. Silver Knife is doud un’ begrahm.«
»Wo ist Druitt?«
»Nix wie Zungdrescher, so’ne Sozi-Schweine. Überall müssense ihrne dämliche Nase rinstecken.«
»Ich hab den Burschen heut Abend nicht gesehen, Miss.«
»Immer feste geeng’ne Königin. Ich sach’s euch, das sinn alles Juden. Un”nem Itzich trau ich kein Zoll übern Weech.«
»Wetten, der is selbs’ ’ne Hakennase. Wollnwa wetten?«
»Der Ripper läuft man immer noch frei rum. Aber die Polypen sind’m auf’n Fersen. Bei Sonnaufgang hamse seine Leiche.«
»Wenn’s denn’n Mensch is.«
23
Kopflose Hühner
E s war, als ob die Stadt in Flammen stünde! Als der Aufschrei sich erhob, saß Beauregard im Café de Paris. Im Gefolge von Kate Reed und einigen anderen Reportern begab er sich eilends zur Polizeiwache. Die Straße war ein einziges Durcheinander von grölenden Gestalten. Ein vermummter Tölpel mit einem guten Dutzend Kruzifixe um den Hals zerschlug in trunkenem Taumel Fenster und brüllte, das göttliche Gericht sei nahe, und Vampire seien Dämonen aus dem Pfuhl der Hölle.
Sergeant Thick hielt die Stellung. Für den Kriminalbeamten zweifellos ein Abstieg, dennoch ein verantwortlicher Posten. Lestrade befand sich offenbar am Tatort, und Abberline stand außer Dienst. Kate stürzte zur Tür hinaus, nach Dutfield’s Yard, Beauregard hingegen entschloss sich zum Bleiben.
»Noch können wir nichts unternehmen, Sir«, meinte der Sergeant. »Ich habe ein Dutzend Männer abbestellt, die jetzt blindlings durch den Nebel tappen.«
»Aber der Mörder ist doch gewiss voller Blut?«
Thick zuckte mit den Achseln. »Nicht, wenn er vorsichtig ist. Oder einen Wendemantel trägt.«
»Wie belieben?«
Thick öffnete seinen grauen Tweedmantel und gewährte Beauregard
einen Blick auf das Innere aus kariertem Tuch. »Er lässt sich nach außen kehren. Man kann ihn auf beiden Seiten tragen.«
»Nicht dumm.«
»Ich kann Ihnen sagen, eine verfluchte Drecksarbeit ist das, Mr. Beauregard.«
Zwei uniformierte Constables schleiften den Fensterstürmer herein. Thick riss dem um sich schlagenden Mann die Mehlsackkapuze vom Kopf und erkannte einen von Jagos furchtlosen Rittern der Christenheit. Der Sergeant wich vor der Whiskyfahne des Kreuzfahrers zurück.
»Die gottlosen Blutsauger sollen …«
Thick knäulte die Kapuze zusammen und stopfte sie dem Vandalen in den Mund.
»Sperrt ihn ein, damit er seinen Rausch ausschlafen kann«, befahl er den Constables. »Über die Anklage unterhalten wir uns morgen, wenn die Krämer aus dem Bett sind und sehen, welchen Schaden er angerichtet hat.«
Zum ersten Mal befand Beauregard sich in unmittelbarer Nähe, wenn der Mörder sein blutiges Geschäft verrichtete, konnte jedoch ebenso wenig etwas dagegen ausrichten, als wenn er friedlich in Chelsea zu Bett gelegen hätte.
»Kopflose Hühner, Sir, das sind wir«, sagte Thick. »Rennen immerzu im Kreis.«
Beauregard hob seinen Stockdegen; er wollte, der Ripper wäre hervorgetreten und hätte sich dem Kampf gestellt.
»Ein Tässchen Tee, Sir?«, fragte Thick.
Noch ehe Beauregard dem Sergeant danken konnte, schob sich ein warmblütiger Constable atemlos zur Tür herein. Keuchend nahm er seinen Helm ab.
»Was ist denn nun schon wieder, Collins? Die nächste Katastrophe?«
»Er hat noch einmal zugeschlagen, Sarge«, platzte Collins heraus. »Zwei Fliegen mit einer Klappe. Zwei in einer Nacht.«
»Was?!«
»Zuerst Liz Stride bei der Berner Street, und nun eine Schwalbe namens Eddowes am Mitre Square.«
»Am Mitre Square. Das ist nicht unser Revier. Da sollen die Jungens von der City ran.«
Die Grenzlinie zwischen den Zuständigkeitsbereichen von Metropolitan und City Police verlief quer durch den Bezirk. Diese hatte der Mörder nach seinem ersten Verbrechen überschritten.
»Es hat ganz den Anschein, als wolle er uns regelrecht Hörner aufsetzen. Demnächst verstümmelt er sie gleich vor Scotland Yard und hinterlässt dem Commissioner ein Billett in Scharlachrot.«
Beauregard schüttelte den Kopf. Wieder ein Leben dahin. Hierbei ging es um
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