Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig

Titel: Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lewis Harris
Vom Netzwerk:
Faust.
    »Mit den anderen?«
    »Dem Roten Zirkel.« Lenora Bones teilte den Apfel geschickt in zwei Hälften und warf sie auf den Rasen hinter dem verrosteten Vogelbad. Ein Rotkardinal segelte von der Eiche herab, hüpfte auf den Apfel zu, neigte den Kopf zur Seite, musterte uns vorsichtig und schlug dabei den Schnabel in die ramponierte Gabe.
    Der Rote Zirkel, dachte ich und sah wieder in das bizarre Inhaltsverzeichnis. Kapitel Siebzehn: Formwandler erkennen. Kapitel Zweiundzwanzig: Ghule der Gegenwart. Ich blätterte das Buch durch, das von der ersten bis zur letzten Seite Darlegungen in enger, eckiger Handschrift enthielt. Einiges war so klein geschrieben, dass es sich kaum entziffern ließ. Anderswo prangten kunstlos gezeichnete Landkarten. Es gab Seiten mit Tintenklecksen, Randnotizen und Ölflecken, aber auch solche, bei deren Ketchupflecken es sich um etwas ganz anderes handeln mochte. »Haben Sie das geschrieben?«
    »Einiges. Ich und andere Mitglieder des Zirkels.«
    »Und ich soll das lesen?«
    »Wir beginnen am besten mit Kapitel Dreizehn.«
    »Wegen Miss Larch?«
    »Ja.«

    »Weil sie ein Vampir ist?«
    »Ja.« Die Augen der alten Frau wurden schmal.
    »Und wir sind keine Vampire?«
    »Nein«, sagte sie leise. »Wir sind mehr als das.« Sie wischte die schlanke Klinge an ihrem Kleid ab und schob das Stilett in den Stiefel zurück. »Wir sind die Wissenden.« Erneut tippte sie an ihre Nase. »Ich habe nach Diana Frost - Miss Larch - gesucht und bin dabei zufällig auf dich gestoßen. Wie du sagst: Ich verbreite einen angenehmen Geruch. Doch du entzückst meine Nase genauso. Ich bin auf der Jagd nach Larch alle Straßen abgefahren, als mir dein Geruch in die Nase stieg. Eine glückliche Fügung.«
    »Auf der Jagd?«
    »Um den Kensington-Vampir zu vernichten.«
    Zu vernichten? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass diese zarte Frau etwas vernichtete. Höchstens ein Aspirin.
    Sie lächelte bekümmert. Ich bin nicht mehr so überragend wie einst. Der Rote Zirkel wird kleiner, und wir Mitglieder werden immer älter. Seit vielen Jahren hoben wir kein neues Mitglied mehr berufen - bis jetzt. Ich hatte nicht damit berechnet, den Kensington-Auftrag zu überleben, doch mit deiner Hilfe vielleicht. ..
    »Ich vernichte niemanden«, erklärte ich.
    Lenora Bones nickte ernst. »Es ist gut, dass du das nicht willst.« Sie wandte sich von mir ab, und
ihre Augen hießen mich, ihrem Blick zu folgen. Also schaute ich auf den halbierten Apfel hinter dem Vogelbad - und auf den Rotkardinal, der tot daneben lag. Vergiftet.
    Aber du hast keine Wahl, meine Kleine.

Elftes Kapitel

    Laut dem Buch Was wir wissen kann jeder zum Vampir werden. Dazu bedarf es nur der Vergiftung des Blutes.
    »Vergiftung?«
    »Blut kann durch Verbrechen verdorben und verunreinigt werden«, erklärte die alte Frau.
    Ich hatte das empfohlene Kapitel Dreizehn zweimal gelesen. »Das ist Unsinn«, sagte ich. »Erwarten Sie, dass ich das glaube? Falls ich also das Blut eines Frosches trinke oder so... dann werde ich zum Vampir?« Das war lächerlich.
    »Nein, Liebes. Ein Frosch hat nicht genug davon. Und nur durch das ständige Trinken von menschlichem Blut kann das Blut eines Menschen vergiftet werden. Eine vergiftete Seele stirbt. Dabei geht jedes Gefühl und Empfinden verloren... und ein Vampir ist geboren.«
    »Und lebt ewig?«

    »Jedenfalls sehr lange«, sagte die alte Frau. »Vielleicht Jahrhunderte.«
    »Da braucht er viel Blut.«
    »Ja - und viele unschuldige Opfer.«
    Ich schob meinen leeren Teller beiseite und war froh, meinen Kuchen vor dem ganzen Gerede über Blut verputzt zu haben. Auch das in Leder gebundene Buch legte ich weg. Ich war dem Unheimlichen und Seltsamen gegenüber offen, derart unheimlichen und seltsamen Sachen allerdings nicht. Mrs Bones beobachtete über den Tisch hinweg, wie ich Tarzan bei den Affen und Die Schatzinsel zusammen mit der Sunny Hill Biene zurück in meinen Rucksack schob.
    »Meine Mom macht sich Sorgen, wenn ich nicht bald nach Hause komme«, sagte ich und wollte gehen.
    Die alte Frau blickte finster drein. Was wollte sie überhaupt von mir? Sollte ich ihr helfen, meine Biolehrerin zu killen? Das würde ich nicht tun. Mit ein wenig übersinnlicher Wahrnehmung und meinem täglichen Stück Wassermelone kam ich gut klar, aber auf einen Kampf um Leben und Tod mit irgendwem oder irgendwas würde ich mich sicher nicht einlassen. Ich hatte gedacht, ich wäre vielleicht ein Vampir, hatte mich aber getäuscht. Das war in

Weitere Kostenlose Bücher