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Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig

Titel: Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lewis Harris
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Ordnung - damit konnte ich leben. Schließlich mochte ich meine Seele. Dem schwarzen Buch der alten Frau zufolge
war das Leben als Vampir sowieso ziemlich lausig. Und ich konnte genauso gut leben, ohne zu diesem sogenannten Roten Zirkel zu gehören.
    Ich weiß, dass ich viel von dir erbitte, aber nächster Mal wird es kein vergifteter Apfel sein, Liebes. Und vielleicht hast du dann weniger Glück.
    Der Gedanke der alten Frau drang in meinen Kopf. Wollte sie mir etwas aufschwatzen? Sah sie mich mit unwiderstehlichem Blick an? Ach ja? Dann dürfte es wohl Ihre Aufgabe sein, sich darum, zu kümmern - die Aufgabe des Roten Zirkel, stimmt’s?
    »Die Kraft von Vampiren ergibt sich aus ihrer Gier nach Blut - dafür gehen sie über Leichen.« Mrs Bones legte ihre Hand auf die meine. »Jetzt, wo Sylvia Larch weiß, wer du bist, kann sie dich nicht leben lassen.«
    »Ich bin nichts«, erwiderte ich und zog die Hand weg.
    »Du gehörst zum Zirkel - ob dir das gefällt oder nicht. Du hast eine Nase für Vampire, Svetlana. Du witterst Larchs Verwesung. Und für den Kensington-Vampir riechst du ebenso schlecht. Das ist nichts, was du dir auswählen kannst - es wählt dich.« Wieder nahm Lenora Bones meine Hand.
    Ich wollte sie wegziehen, doch diesmal konnte ich mich ihrem Griff nicht entwinden.
    »Mit der Entdeckung des Kensington-Vampirs hatte
der Zirkel unglaubliches Glück«, sagte sie. »Diese Kreatur hätte sich sonst noch jahrhundertelang vom Blut Unschuldiger ernährt.«
    Ich konnte mich von ihrem festen Blick nicht abwenden. Ihre Finger umklammerten mein Handgelenk wie Stahlfesseln.
    »Viele haben schon gelitten. Ich hatte Glück, die Spur dieses Ungeheuers wiederzufinden, nachdem es mir in London entwischt war. Wenn ich diese Frau hier verliere, kann ich sie vielleicht nie mehr besiegen. Willst du das?«
    Lassen Sie mich los. Ich verdrehte den Arm, damit sie mich endlich freigab.
    Sie nahm ihre knochige Hand schließlich weg. »Du musst alles dir Mögliche tun, um zu helfen, Svetlana. Du trägst die Macht dazu in dir.«
    Der Gedanke, den ich dabei hatte, war: Überlegt euch doch, ob ihr euch nicht der Nutzlose Zirkel nennen solltet.
    Ich war nicht beeindruckt.

Zwölftes Kapitel

    Ich war also kein Vampir. Na wenn schon! War meine Annahme, einer zu sein, etwa unbegründet gewesen? Bestimmt nicht: Dass ich mich nur von rotem Essen ernährte, unterm Bett schlief, eine ungemein scharfe sinnliche Wahrnehmung hatte, die Gedanken anderer beeinflussen konnte und in Schwarz sagenhaft gut aussah - all das hatte mächtig dafür gesprochen, dass ich zu den Vampiren gehörte.
    »Wie war’s nebenan?«, fragte Mom, als ich zurückkam.
    »Ganz gut«, rief ich und rannte dabei die Treppe hoch. Ich wollte nicht darüber sprechen. Was konnte ich ihr erzählen? Dass Lenora Bones versucht hatte, mich zum Beitritt in eine internationale Geheimgesellschaft verrückter alter Damen zu bewegen? In meinem Zimmer schlüpfte ich endlich wieder in mein schwarzes Lieblings-T-Shirt und meine schwarze Lieblingsjeans. Mom hatte gewollt, dass ich
anständig zur Knochenlady ging. Im Vorgarten flippte Razor aus, rannte wie verrückt um die Eiche der Verdammnis herum und bellte sich die Seele aus dem Leib. Ich linste aus dem Fenster und fragte mich, ob Fumio Chen und Dwight Foote sich durchs Tor geschlichen hatten und in mein Versteck geklettert waren. Doch es war noch keine vier Uhr - also waren sie wohl noch im Wald und halfen bei der Suche nach den vermissten Mädchen.
    Ich versuchte mir vorzustellen, wie Sandy, Marsha und Madison eine Nacht im Wald verbrachten, nein, zwei Nächte: Es war ja Samstag, und sie waren seit Donnerstagnachmittag verschwunden. Ich kam zu dem Schluss, dass sie sich nicht so lange im Wald verirrt haben konnten, nicht in der Gegend von Sunny Hill. Schließlich gab es hier keine Wildnis, in der man sich tagelang verlaufen konnte.
    Fumio und Foote hatten später vorbeikommen wollen, um zu fragen, ob ich sie zum Frühlingsfest begleite. Der Fußballplatz der Schule war am Vortag abgesperrt worden, um Karussells und Buden aufzustellen. Vielleicht wäre es doch ganz witzig hinzugehen. Es gab ein ziemlich großes Riesenrad, auf dem ich ein paar Runden drehen wollte. Außerdem musste ich am Wochenende mal raus, statt die ganze Zeit im Haus eingepfercht zu sein. Mom ließ mich allein sicher nicht gehen - jedenfalls nicht, solange die
vermissten Mädchen nicht wiederaufgetaucht waren. Mit Fumio und Foote wäre das aber vielleicht etwas

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