Die Vampirjaegerin - Till the End of Time
weiter.
„Ich bin es, Sayura!“, erklärte Sayura unsicher, vielleicht hatte er sie vergessen. Immerhin waren mehrere Monate seit ihrer Unterhaltung in ihrem Appartement vergangen, versuchte sie sich sein Verhalten zu erklären. Ein Gefühl der Unsicherheit, der Enttäuschung, gar Angst machte sich in ihr breit.
„Ich weiß, wer du bist. Du hattest recht. Du bist Jägerin, ich ein Vampir – unterschiedlicher können wir nicht sein. Wir befinden uns in einem Krieg, seit Jahrhunderten schon. Lena erzählte mir vieles über euch Jäger, über dich. Du bist die wahre Bestie, mordest ohne Sinn und Verstand, möglicherweise ausschließlich aus Rachemotiven. Das tun wir nicht, wir erhalten unser Leben. Du willst nicht gegen mich kämpfen? Das kommt mir wirklich sehr entgegen, Jägerin, denn es macht es einfacher für mich, dich zu töten!“, schleuderte er ihr die Worte kalt entgegen.
„Einfacher? Warte, was hat Lena dir erzählt? Du stehst unter ihrer Beeinflussung nicht wahr? Du bist ihr Schüler – oder nicht? Lass dir nicht ihre Meinung als deine aufzwingen! Natzuya, du kennst mich, du wolltest mich nicht …!“, versuchte sie schnell zu erklären, geriet jedoch ins Stocken. Wie düster und kalt er ihr gegenüber plötzlich auftrat!
„Na, was wollte ich nicht? Dich töten? War das nicht immer auch dein favorisiertes Ziel im Bezug auf mich, Jägerin? Glaube mir, ich bin durchaus imstande, mir mein eigenes Bild zu machen. Erklär du mir nicht, wie unsere Welt funktioniert!“ Er setzte sich langsam in Bewegung auf sie zu.
„Natzuya! Das ist nicht deine Welt, das hast du von Anfang an vehement verteidigt!“ Sayura wusste, wieso sie das Gefühl hatte, ihm all diese Dinge ins Gedächtnis rufen zu müssen. Er war beeinflusst. Seine Worte waren Lenas Worte. Sie waren ihr Wille, ihre Ansicht. Unterstand ein Vampir einem anderen als Schüler, war er sehr beeinflussbar, beinahe wie eine Marionette.
„So, weißt du nicht? Soll ich es dir sagen? Weil du Angst hast. Weil du weißt, dass ich dein Leben mit Leichtigkeit beenden kann und auch werde. Aber ich sage dir noch etwas: Als du und ich uns trafen, war das eine extreme Situation. Ich war gerade als Vampir erwacht und hatte noch keine Ahnung. Jetzt bin ich, was ich bin: ein Vampir, ein Kind der Nacht. Ich habe die neue Form des Lebens akzeptieren und lieben gelernt. Lena ist eine vorzügliche Lehrerin, Freundin und Geliebte. Sie hat all das schon durchlebt und gibt ihre Erfahrungen hilfreich an mich weiter. Sie ist nicht wie du, die nur davon schwafelte, mich töten zu wollen, einfach nur, weil ich als Vampir existiere. Lena hatte recht: Ich hätte dich dort im Versuchslabor verrecken lassen sollen, dankbar warst du doch nur bedingt. Wärst du es wirklich gewesen, hättest du dein Amt niedergelegt!“, schmetterte er die Worte heraus und traf Sayura damit tief.
„Du bist nicht der Natzuya, den ich kennengelernt habe!“, stotterte sie verletzt.
„Zur Hölle, natürlich nicht. Damals war ich der Vampir mit menschlicher und sterbender Seele und Moral. Ich war schwach, nett und zu umsichtig. Deine Vernichtung bedeutet einen Sieg gegen die Jäger!“ Wieder herrschte Stille. Er triumphierte über die tiefe Verletzung und die Unsicherheiten, die er in ihr ausgelöst hatte.
Regungslos stand Sayura da, selbst dann noch, als er bereits direkt vor ihr zum Stehen kam. Ihr Gehirn konnte einfach nicht den Befehl geben, rechtzeitig zu einer Waffe zu greifen oder wenigsten einfach zu fliehen. Er war ihr so nah, dass sie sein Aftershave riechen konnte. Sein Gesicht war eine hässliche vampirische Fratze geworden. Er fletschte die Zähne, seine Augen waren dunkle Knöpfe in seinem blassen Gesicht.
„Wo ist sie? Ich weiß, dass sie durch dich spricht, das sind ihre Worte!“, flüsterte Sayura, ohne ihn anzusehen.
„Du dummer, dummer Mensch!“, lachte Natzuya gehässig.
In diesem Moment konnte Sayura ihren Körper ohne Vorwarnung oder erkenntliche Signale für Natzuya in Bewegung setzen. Sie verpasste ihm eine schallende Ohrfeige, sein Kopf schwang ob ihrer Wucht ein wenig zu Seite. Natürlich war Sayura klar, dass dies keine wirkungsvolle Abwehr gegen einen Vampir war, und das sollte es auch nicht sein. Diese Ohrfeige war eine Reaktion ihrer Enttäuschung über seine hässlichen Worte, dieses schreckliche Wiedersehen, eine Antwort auf das eifersüchtige Gefühl in Sayura, als sie sah, wie er Lena küsste. In erster Linie sollte es ihn jedoch aufwecken. Er war nicht
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