Die Vampirjaegerin - Till the End of Time
Beispiel: Kirchen zu betreten. Jene Orte die doch ein Ausbund an offizieller Heiligkeit und Reinheit sein sollten.
Ohne ihre Waffen wäre Sayura einem Vampirangriff hoffnungslos unterlegen; sie brauchte die Waffen, um sich die Vampire auf Abstand zu halten. Vampirjäger waren keine guten Nahkampfspeziallisten. Das wussten natürlich auch die Vampire und versuchten, stets ganz nah an Sayura heranzukommen; und das gelang ihnen manchmal erschreckend gut; Sayura hatte schon alle möglichen Verletzungen davongetragen: Schürfwunden, Knochenbrüche, blaue Flecken oder Kratzwunden. Einige davon ließen sich schwer verstecken. In solchen Fällen meldete sie sich im „Naked“ einfach krank oder tauschte die Nachtschicht. Kleine Verletzungen ließen sich sehr gut mit Schminke abdecken. Größere Fleischwunden versorgte sie selbst, Knochenbrüche ließ sie im Krankenhaus schienen. Gebissen hatte sie bisher noch kein Vampir. Derart nah würde sie diese Kreaturen sicher nicht an sich heranlassen. Niemals.
Wenn Sayura als Privatmensch unterwegs war, also zur Arbeit ging, trug sie normale Kleidung, die ihrem Jägeroutfit jedoch gar nicht so fremd war. Sie trug bunte Kleider und dann oftmals Stiefel mit Absätzen. Die Verstecke ihrer Waffen waren die gleichen, sie trug eine Waffe und ihren Schlagstock bei sich. Sie liebte ihren Teleskopschlagstock aus Stahl wie keine andere Waffe, selbst wenn sie ihn seltener einsetzte als beispielsweise den Bogen. Zusammengeschoben trug sie den Schlagstock stets in einem Gürtelholster bei sich.
Er war in einem unauffälligen kleinen Täschchen, dessen Inhalt alles Mögliche hätte sein können. Nach dem Herausziehen wurde er durch eine schlagartige Bewegung arretiert. In dem Zustand könnte sie einem Büffel den Schädel spalten oder eben einen vampirischen Angreifer töten. Das musste und würde im Notfall reichen. Außerdem reichte es auch, sich nachts betrunkene Kerle vom Leib zu halten, wenn sie beispielsweise auf dem Heimweg war und die Typen zu aufdringlich wurden.
Die Mädchen im „Naked“ hatten alle irgendeine Art Waffe oder ein Reizgas bei sich, um sich erwähnter, aufdringlicher Kerle zu erwehren. Kleine Taschenmesser, Schreckschusspistolen, Pfefferspray, Schlagringe, Elektroschocker hatte Sayura bei ihren Kolleginnen öfter schon gesehen, daher passte sie mit ihrer Bewaffnung unauffällig gut dazu.
Einen Menschen getötet hatte Sayura noch nie, und diese Erfahrung wollte sie auch nicht unbedingt machen. Jedoch konnte es nicht so sehr davon abweichen, einen Vampir zu töten. Der menschliche Körper war sicherlich einfach nur widerstandsfähiger.
Sie hatte zwar selbst noch keinen Menschen getötet, aber zusehen müssen: Hatte ein Vampir einen Menschen zum Opfer erkoren, spielte er mit ihm und saugte ihm schließlich dessen Blut aus. Einem Jäger war es verboten, diesem Menschen das Leben zu retten. Wieso das so war, hatte Sayura bisher noch niemand erklären können, und sie hinterfragte es auch nicht. Sie nahm an, dass es wieder um so eine Geheimhaltungsgeschichte der Regierung ging. Diese ersparte sich so unter Umständen Gelder, um Gedächtnislöschung oder spätere Ermordungen der Überlebenden von Vampirangriffen vornehmen zu lassen. Sollten die Vampire die Menschen gleich töten und selbst beseitigen, so blieb die Existenz der Vampire wahrscheinlich langfristig unentdeckt. Man stelle sich vor, dass jener überlebende Mensch bei der Einlieferung in die Notaufnahme eines Krankenhauses etwas von einer Vampirattacke faselte. Vermutlich würde man dies Gerede zunächst dem Schock zu schreiben, nicht aber, wenn mehrere überlebende Menschen unabhängig voneinander die gleichen Dinge von sich geben würden.
Das war in jedem Fall eine merkwürdige Angelegenheit für Sayura. Sie wäre auch dankbar gewesen, wenn man ihren Eltern damals zu Hilfe gekommen wäre. Allerdings glaubte sie sich zu erinnern, dass die Vampirjäger auch erst ihr Elternhaus betreten hatten, nachdem der tödliche Überfall auf ihre Eltern vorüber war. Sie hatte diesen Teil ihrer Erinnerung weit in ihr Unterbewusstsein verdrängt. Sie wollte jetzt nicht damit anfangen, über Merkwürdigkeiten dieses Ereignisses nachzudenken.
Ertappte sie also einen Vampir bei der Ermordung eines Menschen, was glücklicherweise selten geschah, wartete sie zunächst ab. In ihr tobte dann stets ein Kampf: Sie wollte helfen, das menschliche Leben zu bewahren, aber war doch zu sehr Dienerin der Organisation, um
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