Die Vampirjaegerin - Till the End of Time
Aussage, dass die Organisation Sayura über Jahre eine feste Moral und unumstößliche Ansichten über Vampire eingetrichtert hatte. Sie würde sich sehr oft überwinden müssen, wenn sie mit Natzuya zusammen sein wollte, musste eventuell über vieles hinwegsehen. Allein die Situation, als Natzuya den Kassierer manipuliert hatte, war für ihre Moral sehr anstößig gewesen, aber erträglich. Unerträglich wäre es, ihn dabei zu beobachten, wie er sich an einem Menschen verging, auch wenn es allein dem Zweck diente, sein Leben zu verlängern.
Wenn sie jetzt an die letzten Nächte zurückdachte, war ihr nichts an seinem Verhalten vampirisch vorgekommen. Er erzählte, er lachte, er nippte an seinem Orangensaft, sah ihr in die Augen und hörte aufmerksam zu, wenn sie etwas erzählte. Lediglich die kleinen Anomalien wie etwa die Färbung seiner Augenfarbe oder das Hervorblitzen seiner weißen Vampirzähne waren Auffälligkeiten, die Sayura aber nicht als störend empfand. Im Gegenteil: Sie fand es beinahe schon erotisierend. Vielmehr war sie über diese, seine, körperlichen Reaktionen verwundert, denn es gab oft keinen Anlass für einen Stimmungswechsel. Aber er hatte seine eigenen Gedanken und sie nicht den Vorteil, wie er Gedanken lesen zu können.
Dann endlich klingelte es kurz an der Tür. Schnellen Schrittes ging sie zu dieser. Bevor sie sie schließlich öffnete, atmete sie tief ein und aus. Sie musste ihren Puls, ihren Herzschlag beruhigen, da er ihn sicher durch die geschlossene Tür hören konnte. Sie wollte nicht, dass er spürte, wie aufgeregt sie seinetwegen war, obwohl sie nicht bezweifelte, dass es ihm bereits mehr als deutlich aufgefallen war. Zumindest ging er damit respektvoll um und zog sie nicht mit ihrer Schwärmerei auf.
„Hallo, Natzuya!“, grinste sie ihm entgegen, als sie die Tür schwungvoll geöffnet hatte.
„Guten Abend, Sayura!“ lächelte er ihr zu, kam herein, zog seinen Mantel aus und hängte ihn an den Kleiderständer neben der Tür.
„Dein Orangensaft steht schon bereit …!“, sagte Sayura und geleitete ihn in ihr Wohnzimmer.
Plötzlich war er auf selber Höhe wie sie. Sayura war wieder etwas zusammengezuckt. Durch seine veränderte Physik bewegte er sich, wenn er unachtsam war, zu schnell für einen Menschen. Er schien Zeit und Raum einfach überwinden zu können. In letzter Zeit war Sayura deshalb öfter erschrocken, zumeist fanden es beide trotzdem amüsant.
Heute legte er seinen Arm um sie und sagte: „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken!“
Sie sah ihn an, ihr Herz ließ sich nicht beruhigen, es klopfte ihr bis zum Hals. Bloß an nichts denken, was sie kompromittieren könnte, sagte sie sich ununterbrochen selbst. An seinem Blick erkannte sie, dass er versuchte zu deuten, was sie versuchte zu verbergen. Er bohrte nicht weiter nach.
Während sie sich setzten, fragte er: „Hättest du vielleicht Lust auf einen nächtlichen Ausflug? Lass uns in eine Bar gehen und vielleicht einen Cocktail trinken, lass uns ausgehen!“
„Ich dachte, hier wäre es auch ganz nett!“, äußerte sie sich verwirrt, beinahe ein wenig verletzt.
„Das ist es auch, aber ich wäre trotzdem dankbar, wenn wir uns ein wenig die Beine vertreten könnten!“
„Wieso, was ist denn los? Fällt dir die Decke auf den Kopf?“
Er nickte, sagte aber nichts Näheres zur Erläuterung. Er wirkte heute seltsam traurig.
„Okay, gib mir fünf Minuten, und wir können gehen!“, sagte sie. Sie begriff, dass es nicht um ihre egozentrische Vermutung ging, dass es ihm womöglich nicht gefiel, bei ihr zu sein. Irgendetwas belastete ihn schwer.
„Du kannst dir auch länger Zeit lassen, ich weiß doch, wie ihr Frauen seid!“, sagte er, es sollte unbeschwert klingen.
„Nicht diese Frau, Natzuya, ich bin pflegeleicht!“, sagte sie, während sie in ihrem Schlafzimmer verschwand. Am liebsten hätte sie sich die Zunge abgebissen. Warum sie sich rechtfertigte, verstand sie selber nicht. Es war ohnehin ein merkwürdiger Dialog. Während sie in ihrem Kleiderschrank nach etwas Passendem suchte, ertönte seine Stimme nah und deutlich. Er schien vor ihrer Schlafzimmertür zu stehen, kam aber nicht herein. Er besaß Anstand.
„Das sollte eben kein Vergleich mit anderen Frauen sein! Ich bin heute etwas daneben. Entschuldige, wenn ich heute nicht der perfekte Gesprächspartner bin, den du verdient hättest!“ Seine Stimme klang matt.
Sayura zog sich einen knielangen schwarzen Bleistiftrock samt
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