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Die Vampirjaegerin - Till the End of Time

Die Vampirjaegerin - Till the End of Time

Titel: Die Vampirjaegerin - Till the End of Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Hellwich
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Natzuya; dabei völlig grundlos, wie sie selbst der Meinung war.
    Nach seinem Liebesgeständnis war er gegen Morgengrauen gegangen, hatte ihr einen kleinen Kuss auf die Wange gegeben und war seither nicht mehr wiedergekommen. Das war nun knapp drei Wochen her. Wo war er nur? Warum kam er nicht mehr wieder? Wieso öffnete er nicht die Tür, schließlich waren sie Nachbarn? War etwas mit ihm passiert? Sollte sie ihn suchen? Wo?
    Selbstzweifel machten sich in Sayura breit, ergriffen von ihr Besitz. Meldete er sich nicht mehr, weil sie nach seinem Geständnis nicht auch gesagt hatte, dass sie ihn liebte?
    Einmal war sie losgezogen und hatte die ihr bekannten Umschlagplätze der Vampire aufgesucht, konnte ihn aber nirgends ausfindig machen. Auch sonst konnte sie keine Vampire ausfindig machen. Das war Sayura merkwürdig vorgekommen, insgeheim jedoch mehr als recht, denn sie wusste nicht, wie die Vampire auf sie reagiert hätten – auf sie, die konvertierte Jägerin, die trotzdem aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus eine Waffe bei sich trug. Trotzdem hätte sie gern nach Natzuya gefragt. Wenn doch nur Lena noch am Leben wäre! Vielleicht hätte Sayura zu ihr einen einigermaßen sicheren Kontakt herstellen können. Natzuya sollte mehr Stärke besitzen, als eine Ablehnung mit einem Rückzug zu begründen. Wenigsten einen Hinweis hätte er ihr geben können. Einst hatte sie gehört, dass Männer dafür bekannt seien, sich plötzlich nicht mehr zu melden. Was an diesem Gerücht dran war, vermochte sich nicht zu beurteilen, es schien auf Natzuya zumindest zuzutreffen.

    Dann fand sie ihr Verhalten wiederum sehr lächerlich. Der Versuch, Natzuya zu finden, war das eine, aber wie wäre es weitergegangen, wenn sie ihn gefunden hätte? Sie wäre sich ja doch dumm vorgekommen, wenn sie gefragt hätte: „Wo warst du? Warum hast du dich nicht mehr gemeldet?“ Vielleicht sollte sie seine Entscheidung auch einfach respektieren, egal, wie er sie nun umsetzte, war er doch schließlich ein eigenständig entscheidendes Lebewesen. Der Schmerz darüber würde sicher vergehen; auch das Gefühl, ihn zu vermissen, würde nachlassen.

    Gegen 4:45 Uhr morgens war sie zu Hause, legte sich erschöpft ins Bett und schlief durch bis zum Abend. Alle ihre vergangenen Abende liefen in gleicher Art und Weise ab: arbeiten, schlafen und wieder arbeiten gehen. Die Zeit dazwischen verbrachte sie mit Nachdenken, Selbstzweifeln und der Frage danach, ob ihm nicht vielleicht doch etwas passiert sei. So kreisten ihre Gedanken unaufhörlich um Natzuya. Sie träumte auch noch von ihm und sah sein Gesicht vor sich. Er schien etwas zu rufen, aber sie verstand es nicht.

    Als am Abend der Wecker klingelte, stand sie müde und lustlos auf. Sie duschte, rasierte Beine, Intim- und Achselbereich, cremte sich ein und föhnte ihr Haar. Vor dem Spiegel kreisten die Gedanken wieder um Natzuya. Sayura fragte sich, warum sie ihm eigentlich nicht gesagt hatte, dass sie ihn auch liebte. Und sie fragte sich, ob es etwas geändert hätte.
    Als er ihr diesen mächtigen Satz gesagt hatte, hatten sich beide angesehen. Natzuya in seiner ruhigen Ausstrahlung wirkte völlig selbstsicher. Sayura hatte ihn überrascht, geschmeichelt und entsetzlich verlegen angesehen. Sie war überfordert – mal wieder. Er hatte sie in die Arme genommen, ihr einen Kuss auf ihren Kopf gegeben, und so blieben sie schließlich liegen. Offenbar hatte er keine Antwort erwartet. In Sayura hingegen war ein Sturm losgebrochen; ein Sturm der Gefühle, die sich überhaupt nicht ordnen ließen; die sie nicht einmal hätte in Worte fassen können. Ob Natzuya dieses Chaos in ihr mit seinen übernatürlichen Fähigkeiten mitbekommen hatte? Wa­rum hatte er nichts gesagt, nicht geholfen, Sayuras Gefühle zu ordnen?
    Sayura war irgendwann zu der Ansicht gekommen, dass es nicht seine Aufgabe war, ihre Gefühle auszusprechen. Sie selbst musste erkennen, was sie fühlte, was sie wollte. Was nützte ein erzwungenes Liebesgeständnis? Darüber war sie schließlich in seinen Armen eingeschlafen und hatte sich dabei so unendlich sicher und geborgen gefühlt. Sie fühlte sich bei ihm zu Hause.

    Jetzt erst war ihr klar, was sie für ihn empfand. Es war so offensichtlich. Wieso hatte sie so lange gebraucht, dies zu erkennen? Nein, wieso hatte sie so lange gebraucht, es sich selber einzugestehen? Und was nutzte ihr dieser Erkenntnis jetzt noch?

    Als sie aus der Wohnung trat, fiel ihr Blick sehnsüchtig auf die verschlossene

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