Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
Vom Netzwerk:
und richteten ihre Musketen auf Dylan.
    Dylan wich zurück, als die Dragoner näher kamen. »Wartet. Vielleicht können wir die Sache ja hier klären. Es muss sich um ein Missverständnis handeln.« Ein Dragoner hob seine Muskete. Dylan griff nach Brigid, obwohl er mit ihr wenig gegen eine Feuerwaffe ausrichten konnte. Er durfte nicht zulassen, dass sie ihn verhafteten. Nicht heute. »Ich wüsste nicht, was ich ...«
    »A Dhilein!« Caits Stimme klang entsetzt und entschlossen zugleich. »Du hast dir nichts zu Schulden kommen lassen, wofür sie dich bestrafen können. Sorg dafür, dass das so bleibt!«
    Dylan brach der kalte Schweiß aus. Er konnte tun, was er wollte, es würde ihm falsch ausgelegt werden. In der Hoffnung, den Leutnant doch noch von seiner Unschuld überzeugen zu können, richtete er sich wieder auf, ohne Brigid zu ziehen. »Tut das nicht, MacCorkindale.«
    Der Leutnant wandte sich an seine Männer. »Nehmt ihn fest, habe ick gesagt.«
    Dylan trat einen Schritt zurück und hielt seinen Stab auf Armeslänge von sich weg. »Cait, nimm ihn bitte. Und meine Dolche.«
    Cait kam zu ihm, nahm ihm den Stab ab, zog Brigid aus der Scheide unter seiner Gamasche und griff dann in sein Hemd, um den sgian dubh an sich zu nehmen. Sie küsste ihn flüchtig und trat dann ein Stück zurück. Die Dragoner ließen ihre Musketen sinken, packten ihn und legten ihm Handschellen an. »Muss das sein?«, fragte Dylan leise.
    Der Leutnant gab keine Antwort. Die beiden Dragoner stiegen wieder auf ihre Pferde. Einer hielt die Kette fest, die an den Handschellen befestigt war. Dylan schritt hinter dem Pferd her, als sie das Tal verließen.
    Er drehte sich noch einmal zu Cait um. »Geh zur Burg, Cait! Nimm die Kinder und geh zu deinem Vater. Du darfst die Burg auf keinen Fall verlassen.«
    »Alles wird gut, Dylan. Vater wird sich für dich einsetzen. Bald bist du wieder frei!« Sie blickte ihm nach, und er drehte sich nach ihr um, bis er sie nicht mehr sehen konnte.
    Dann wandte er sich entschlossen an den Leutnant. »Was geht hier eigentlich vor, MacCorkindale?«
    Wieder würdigte ihn keiner der Soldaten einer Antwort.
    Dylan wurde zur Königin-Anne-Garnison gebracht. Auf dem Weg dorthin mussten sie das Dorf durchqueren, doch keine Menschenseele ließ sich blicken. Alle jungen, unverheirateten Männer waren bei den Viehherden auf den shielings, weswegen die im Tal zurückgebliebenen Clansleute in noch größerer Furcht vor den Engländern lebten als sonst. Die wenigen Männer, die nicht auf den Hochweiden geblieben waren, wagten sich angesichts der Dragoner nicht auf die Straße. Dylan lief hinter dem englischen Pferd her und hielt nach jemandem Ausschau, den er bitten konnte, sich um Cait zu kümmern, aber er konnte niemanden entdecken.
    Als sie die Garnison erreichten, sah Dylan, was die Soldaten so in Rage gebracht hatte. Vier Pferde - es waren jene, die man während des Aufstandes in der Burg beschlagnahmt hatte - lagen in einer Blutlache am Boden. Ihre Kehlen waren mit einem Dolch durchschnitten worden. Die Tat musste kurz vor Tagesanbruch begangen worden sein. Dylan begriff nicht, warum MacCorkindale ihn verdächtigte. Diese idiotische Aktion trug ganz deutlich Artairs Handschrift.
    Die Soldaten zerrten ihn in das Gebäude. Sie durchquerten einen Gemeinschaftsraum, dessen Tisch erst kürzlich gründlich geschrubbt worden war, und gelangten schließlich in ein Zimmer am Ende des ersten Stockwerks. Ein mächtiger Holztisch beherrschte den Raum, dahinter stand ein mit roter Seide gepolsterter Stuhl; am anderen Ende des Raumes befand sich eine mit sauberen Leinenlaken bezogene und mit einer Seidendecke bedeckte Pritsche. Dies musste demnach das Quartier des Kommandanten sein. Dylan wandte sich an den Leutnant, der mitten im Raum stehen geblieben war. »Wo ist Bedford?« Die Abwesenheit des Majors empfand er als ebenso Besorgnis erregend wie alles andere, was an diesem Morgen vorgefallen war.
    Wieder erhielt er keine Antwort. Der Leutnant deutete mit ärgerlich zusammengepressten Lippen auf die gegenüberliegende Wand. Dylan drehte sich um und sah, dass dort ein weiteres Paar Handfesseln in das Mauerwerk eingelassen war. Sein Magen krampfte sich panikerfüllt zusammen, und er wich automatisch ein Stück zurück. Seine beiden Bewacher packten ihn an den Armen. Die Handschellen wurden ihm abgenommen, und er wurde gleich darauf mit dem Gesicht zur Wand an den Steinen festgekettet. Verzweifelt zerrte er an seinen Fesseln, obwohl er

Weitere Kostenlose Bücher