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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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sie schüttelte nur mutlos den Kopf. Eine Welle abgrundtiefer Verzweiflung schlug über Dylan zusammen. Nur mit Mühe brachte er verständliche Worte heraus. »Bitte! Du musst das für mich tun! Ich muss sie doch retten, ich ...«Er blickte zu Caits leblosem Körper hinüber und stöhnte. »O Gott!« Mit zitternder Hand wischte er sich den kalten Schweiß von der Stirn.
    »Ich glaube nicht, dass mir das gelingt«, flüsterte die Fee.
    »Versuch es! Du musst es wenigstens versuchen! Bitte!« Die Angst, das Unfassbare akzeptieren zu müssen, drohte ihn zu überwältigen. Er begann am ganzen Körper zu zittern. »Tu es einfach!«
    Sinann hob die Hand. Dylan blieb regungslos stehen und wartete darauf, dass die Welt um ihn herum dunkel wurde. In seinem Kopf setzte ein leises Summen ein, aber die Dunkelheit blieb aus. Er stand noch immer in seinem Haus. Cait war noch immer tot.
    »Bitte, Sinann!« Ungeduldig stampfte er mit dem Fuß auf. Es musste einfach funktionieren, über eine andere Möglichkeit wollte er noch nicht einmal nachdenken.
    Die Fee unternahm einen zweiten Versuch, aber nichts geschah. Schluchzend stammelte sie: »Es hat keinen Sinn. Ich kann dich nicht in eine Zeit schicken, in der du schon existierst. In ein und derselben Zeit kann es nicht zwei Mal deine Person geben.«
    »Das stimmt nicht!«
    »Doch!«
    »Nein!« Er packte Sinann an ihrem Kleid und drückte sie gegen die Holzwand des Viehstalls. »Nein!« Doch sein Verstand sagte ihm etwas anderes. Er gab Sinann, die mit beiden Händen sein Handgelenk umklammerte, frei. Die Fee sackte kraftlos auf dem Fass zusammen, barg das Gesicht in den Armen und weinte bitterlich.
    Als Dylan sich umdrehte, um seine tote, misshandelte und geschändete Frau zu betrachten, glaubte er, das Bewusstsein zu verlieren. Er hoffte, das Bewusstsein zu verlieren. Er wünschte, er würde sterben. Ein seltsames Glühen erfüllte den Raum, und Dylan in seinem benommenen Zustand kam der Gedanke, ein Feuer wäre ausgebrochen, das das Haus und ihn selbst vernichten würde. Alles war besser, als die entsetzliche Wahrheit ertragen zu müssen. Blind packte er einen Stuhl, um ihn gegen die Wand zu schleudern, hielt aber inne, als er eine Stimme hörte.
    Es war die Stimme einer Frau; einer Frau, die er nur allzu gut kannte. »O Gott«, keuchte sie. »Das ist ja furchtbar!«
    Dylan drehte sich um und sah sich einer Gestalt in Jeans und Bluse gegenüber. Seine Welt, die ohnehin schon auf dem Kopf stand, geriet vollends aus den Fugen. »Cody?«

23. KAPITEL
    »Cody ...« Dylan starrte sie ungläubig an, während sie voller Entsetzen auf den Leichnam blickte. Er setzte den Stuhl ab und streifte Cait hastig den Rock über die Beine, dann zog er das Messer aus ihrem Hals. Sacht legte er zwei zitternde Finger auf ihre Augenlider und schloss sie.
    »O Dylan ...« Cody begann zu weinen und schlug beide Hände vor den Mund, als müsse sie sich gleich übergeben. »Wer hat das getan?«
    Er fuhr mit dem Messer in der Hand zu ihr herum und musterte sie finster. »Wenn ich das wüsste, dann läge dieses Schwein jetzt tot vor mir auf dem Boden.« Cody zuckte zusammen, und er wandte sich ab, um wieder zu Cait hinüberzuschauen. Sein Magen krampfte sich zusammen, und er schloss die Augen.
    Erst nach einer Weile schien er sich Codys Gegenwart wieder bewusst zu werden. »Wo kommst du denn her? Wieso bist du hier?« Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. »Wenn du das hier verhindern wolltest, dann bist du verdammt noch mal zu spät gekommen.« Er musterte das mit Caits Blut verklebte Messer und war einen kurzen Moment lang versucht, es durch seine eigene Kehle zu bohren. Doch dann schüttelte er diesen Gedanken energisch ab. Erst musste er Caits Mörder finden und zur Hölle schicken. Er fing an, das Messer genauer zu untersuchen.
    Cody schüttelte den Kopf. »Nein, ich wusste nicht, was passieren würde. Ich wollte ...« Sie griff in die Tasche ihrer Jeans, zog die Hand jedoch sofort zurück, als habe sie es sich anders überlegt. »Ich ... ach, Dylan, es tut mir ja so Leid.«
    Dylan achtete nicht auf sie, seine Gedanken kreisten um andere Dinge. Bei dem Messer in seiner Hand handelte es sich nicht um einen Dolch, sondern um ein englisches Bajonett. Das Heft bestand aus Holz, und der Knauf ließ sich am Lauf einer Muskete festschrauben. Die englische Infanterie bediente sich solcher Waffen. An Sassunaich.
    Rot glühende Wut ergriff von Dylan Besitz, doch gleichzeitig fiel ihm ein, dass in Glen Ciorram ja

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