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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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Papierbogen zu Tage. »Ich weiß nicht mehr, wann ich das geschrieben habe, aber ich muss es getan haben, es ist nämlich meine Handschrift. Ich habe es viele Jahre lang bei mir getragen, es wieder und wieder gelesen und mir gewünscht, ich hätte ... nun ja, nun musst du es mitnehmen.« Sie reichte Cody den Bogen, die ihn mit spitzen Fingern ergriff. »Nimm es. Steck es in die Tasche.« Cody gehorchte und ließ das Papier in die Brusttasche ihrer Bluse gleiten. Sinann fuhr fort: »Gib es mir zurück, wenn du ankommst, auch wenn es nicht viel helfen wird.«
    »Warum willst du mich denn zurückschicken, wenn ich den Lauf der Geschichte doch nicht ändern kann?«
    Sinann stemmte die Hände in die Hüften und beugte sich vor. »Weil er sich ändern wird, wenn du hier bleibst, du Närrin.«
    »Aber ...«
    »Och!« Die Fee schnitt ihr mit einer ungeduldigen Handbewegung das Wort ab und hüpfte noch ein paar Stufen hinunter, bis sie sich auf Augenhöhe mit Cody befand. Sie hob eine Hand und schloss die Augen.
    Cody bekam es plötzlich mit der Angst zu tun. »Warte einen Moment! Werde ich wieder in meine Zeit zurückkehren? Oder muss ich den Rest meines Lebens im 18. Jahrhundert verbringen?«
    Sinann stemmte erneut die Hände in die Hüften. »Sieh an, sieh an, auf einmal ist sie nicht mehr so sicher, ob sie wirklich gehen möchte! Hör mir zu, Mädchen. Wenn du hier bleibst, wird der Kleine sterben. Wenn du gehst und dort deine Zeit vergeudest, wird er auch sterben. Also mach dich bereit, denn es geht los.« Mit diesen Worten hob sie erneut die Hand.
    »Nein!«, kreischte Cody. »Ich muss es wissen!«
    Die Ungeduld der Fee wuchs. »Warum? Wenn ich dir eine Antwort geben würde, die dir nicht gefällt, würdest du dann bleiben?«
    Cody dachte kurz nach, dann schüttelte sie den Kopf. »Nein. Ich muss gehen.«
    »Aye, da hast du endlich einmal Recht«, stimmte die Fee zu. Dann umwölkte sich ihr Gesicht. »Tragisch daran ist nur, dass du einen Tag zu spät kommen wirst.« Cody sah sie erschrocken an, Sinann fuhr mit tränenerstickter Stimme fort: »Wenn ich nur nicht versucht hätte, ihn zurückzuschicken!« Sie schien zu sich selbst zu sprechen. »Hätte ich den magischen Zauber doch nur nicht gerade an diesem Tag ausgeübt. Wenn ich könnte, würde ich euren Jahwe anflehen, dich einen Tag früher ankommen zu lassen. Er darf doch meinen armen Dylan nicht für meinen Irrtum büßen lassen!«
    Und ehe Cody fragen konnte, was sie damit meinte, schnippte die Fee mit den Fingern, und die Welt um Cody wurde schwarz.

12. KAPITEL
    Damit das Verschwinden des Gassenjungen kein Aufsehen erregte, ließ Ramsay das Gerücht in den Straßen verbreiten, der Bursche sei einer Presspatrouille in die Hände gefallen und befinde sich bereits als Schiffsjunge auf einem Kaufmannsschiff mit Kurs auf New York. Dylan wusste, dass Bedfords Verdacht gegen Ramsay damit nicht aus der Welt geschafft war, aber wenigstens blieb Ramsay jetzt genug Zeit, belastendes Material aus seinem Büro zu entfernen und bei sich zu Hause zu vernichten.
    Der verschwundene Brief war von Polonius Wingham gewesen; er hatte auch Bezug auf den Major genommen, also hätte Bedford ihn nicht zu erpresserischen Zwecken benutzen können. Dylan war sicher, dass er am nächsten Tag wieder auf Ramsays Schreibtisch gelegen hätte, wenn der Diebstahl nicht entdeckt worden wäre. Einer von Ramsays Angestellten musste der Dieb sein.
    Die nächsten Wochen, die er in Ramsays Haus verbrachte, gehörten zu den schlimmsten seines Lebens. Der Zwang, mit Cait unter einem Dach leben zu müssen, ohne sie berühren oder wenigstens gelegentlich mit ihr sprechen zu dürfen, brachte ihnen die absurde Situation, in der sie sich befanden, noch stärker zu Bewusstsein. Es brachte Dylan zur Weißglut, dass er die Abende nicht mit Cait und Ciaran verbringen konnte, aber es wäre auch nicht klug gewesen, sich immer in sein Zimmer zurückzuziehen. Meistens musste er die Abende mit Ramsay und dessen Gästen im großen Saal sitzen, ohne sich jedoch an den Gesprächen beteiligen zu dürfen -wie ein stummer, seinem Herrn treu ergebener Wachhund. Cait hielt sich des Abends für gewöhnlich gleichfalls unten auf, und Ciaran wurde in seine Kinderstube verbannt. Dylan hätte sich nur zu gerne nach dem Jungen erkundigt, aber er wagte es nicht einmal, zur Kinderstube am Ende der Galerie hinüberzublicken, um nur ja keinen Verdacht zu erregen.
    Jeden Tag nahm er die Mahlzeiten mit Ramsay und Cait ein, unterhielt

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