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Die Verbannung

Titel: Die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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hielt. Cait schrak zusammen. »Richtig. Wo war ich denn stehen geblieben?« Sie überflog die Seite und las dann weiter: »Kein steinern Bollwerk kann der Liebe wehren«, und dabei wanderte ihr Blick kurz zu Dylan hinüber.
    Dylan stand im Saal und lächelte ein wenig. Er kannte das Buch in ihrer Hand, es hatte einst ihm selbst gehört, und sie hatten sich oft gegenseitig daraus vorgelesen. Cait fuhr fort: »Und Liebe wagt, was irgend Liebe kann.« Ihre Stimme begann zu zittern. Dylan wusste, dass sie ihn gerne angesehen hätte, es aber nicht wagte, weil Nellie im Raum war.
    Er wandte sich an die Magd. »Ich esse hier, Neil.« Sie nickte und verschwand, um den Hausherrn zu bedienen, ehe sie sich um Dylans Abendessen kümmerte. Ein paar Minuten hatten sie also Ruhe vor ihr. Er drehte den Stuhl am Ende der Tafel so, dass er in den Salon blicken konnte, setzte sich und bat: »Lies weiter, Cait.«
    Cait lehnte sich lächelnd zurück und fuhr fort, laut aus dem Buch vorzulesen. So schenkte sie Dylan zumindest für eine kurze Weile die Illusion, sie seien eine glücklich vereinte kleine Familie, die sich die Zeit bis zum Zubettgehen mit Lesen vertreibt.
    In dieser Woche traf Gilman, der Waliser, aus Perth ein. Er war Ramsays Einladung gefolgt, was im ganzen Büro große Freude auslöste. Im Laufe zweier oder dreier Besprechungen wurden die Bedingungen für Ramsays Beteiligung an den Amsterdamer Börsengeschäften ausgehandelt. Gilman sollte sein Partner werden. Natürlich musste Ramsay die Sache langsam angehen und konnte nicht sofort voll einsteigen, wie er es gerne getan hätte, aber es war ein Anfang, die Möglichkeit, auf die er jahrelang gewartet hatte. Er war über den Ausgang der Verhandlungen so erfreut, dass er Dylan sogar dafür dankte, dass er ihn auf Gilman aufmerksam gemacht hatte. Von einer Vermittlungsgebühr war jedoch nicht mehr die Rede, was Dylan kaum überraschte.
    Eines Nachts wartete er, bis im Haus alles ruhig war, und kletterte dann aus dem Fenster seines Zimmers in die Gasse hinter dem Haus hinunter. In der Dunkelheit huschte er durch Edinburghs Straßenlabyrinth und schlug dann den Weg ein, der aus der Stadt hinaus in nördlicher Richtung zum Hafen hinunterführte. Es war ein langer Fußmarsch, also musste er sich beeilen, wenn er vor Tagesanbruch wieder in seiner Kammer sein wollte. Er betrat das erste von Ramsays Lagerhäusern, wo er Seumas schlafend auf dem Boden neben dem Feuer antraf. Dylan hütete sich, ihn wach-zurütteln, sondern rief nur leise: »Seumas! Wach auf!«
    Seumas schlug die Augen auf, riss eine Pistole aus seinem Gürtel und richtete sie auf Dylan, dann erkannte er, wen er vor sich hatte. »Och, du bist das.« Er ließ die Pistole sinken und schob sie wieder in seinen Gürtel zurück, dann richtete er sich auf und rückte sein Plaid zurecht. »Was führt dich denn mitten in der Nacht hierher? Wie ich hörte, hast du ein bequemes, weiches Bett ergattert. Solltest du nicht darin liegen?«
    »Ich brauche Hilfe, Seumas, aber Ramsay darf davon nichts erfahren. Ich möchte etwas über Leute wissen, die nachts von diesem Dock aus fortgeschafft werden.«
    »Menschenschmuggel? Jakobiten, die ihre Hälse vor der Schlinge retten wollen?«
    Dylan schüttelte den Kopf. »Nein, Gefangene, Frauen und Kinder, die als Sklaven verkauft werden. Am Silvesterabend ist eine ganze Karrenladung von ihnen hier abgeholt worden. Ich muss wissen, wo sie versteckt gehalten werden, bevor man sie abtransportiert.«
    »Glaubst du, dass bald eine nächste Ladung erwartet wird?«
    »Nun ...«, Dylan zuckte die Schultern, »...in der nächsten Zeit eher nicht. Soweit ich weiß, ist nur ein einziges Schiff daran beteiligt. Es ist Silvester nach Singapur ausgelaufen, da wird es wohl so bald nicht zurückkommen. Das bedeutet, dass es einen Ort geben muss, wo man die Gefangenen so lange festhält. Halt Augen und Ohren offen und achte auf alles, was auf so ein Versteck hinweist: Lebensmittel, die in Gebäude hineingebracht werden und nicht wieder auftauchen, Häuser und Schuppen, die keinem ersichtlichen Zweck dienen, solche Dinge eben. Sprich mit den Dockarbeitern und frag sie nach Leuten, die auf einmal spurlos verschwinden. Oder nach Menschen, die wie aus dem Nichts auftauchen ... Auch nach Leichen ... alles, was uns weiterhelfen könnte.«
    Seumas nickte. »Ich schau mich hier um und sage Alasdair und Keith Bescheid.« Er warf ein Torfstück auf das Feuer. »Komm, setz dich, Dylan, und wärm dich ein bisschen

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