Die Verbindung: Thriller (German Edition)
Sie mir von Robert Ashton.«
Diesmal schaute sie ihn direkt an, während sie einen großen Schluck Wein trank. »Was genau möchten Sie gern wissen?«
»Lassen Sie mich einfach Ihre Version der Geschichte hören.«
»Nun ja«, sie stellte ihr Glas auf den Boden, »ich nehme an, Sie wissen, dass Robert in Cambridge mein Freund war.«
Carlyle sagte nichts.
»Wir waren zwei Jahre lang ein Paar, bevor er sich umbrachte.« Sie sprach leise, aber gelassen, ohne in ihrer Stimme Gefühle durchblicken zu lassen.
Sehr beherrscht, dachte Carlyle, aber andererseits ist seitdem viel Zeit vergangen.
»Wir hatten vor zu heiraten.« Sie ergriff das Glas und nahm noch einen Schluck Wein.
Scheiße!, dachte Carlyle. Es ist Zeit für eine Seifenoper.
»Ich war schwanger.«
Scheiße! Scheiße! Er überflog schnell den Raum. Es gab keine Fotos. Kein Zeichen von irgendwelchen Kindern. Kein Zeichen von irgendeiner Familie.
»Es war keine gute Zeit.«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Carlyle sanft. In Wirklichkeit konnte er es sich nicht mal ansatzweise vorstellen, aber was hätte er sonst sagen sollen? Er sah zu, wie sie ihr Glas austrank und es sofort wieder mit dem Rest der Flasche füllte. Trink ruhig weiter, dachte er, je mehr, desto besser. Er wartete, damit sie noch einen Schluck trinken konnte.
»Warum hat er sich umgebracht?«
Ein Ausdruck echter Überraschung trat auf ihr Gesicht. »Wissen Sie das bis jetzt noch nicht?« Sie setzte ihr Glas wieder auf den Boden neben die leere Flasche. »Ich dachte, das wäre der Grund, weshalb Sie hier sind.«
Ich? Ich habe keine Ahnung, dachte er. »Ich wollte es aus Ihrem Mund hören.«
»Sie haben ihn umgebracht.«
»Wer?«
»Der Merrion Club.«
Jetzt geht’s los, dachte Carlyle. Er stellte seine Kaffeetasse vorsichtig auf die Sofalehne und versuchte, nicht zu begierig auf ihre Geschichte zu erscheinen. »Und wie?«
Plötzlich sah Susy Ahl ziemlich blass aus, als ob ihr gleich furchtbar übel würde. »Entschuldigen Sie mich«, sagte sie und stand auf. »Ich muss nur rasch auf die Toilette.«
Als seine Gastgeberin die Treppe hochging, zählte Carlyle bis fünf und schlich sich schnell in die Küche. Sie wirkte beengt und unscheinbar, nicht viel größer als seine eigene Küche im Winter Garden House. Das Messer, das Ahl geschwungen hatte, als er ankam, steckte jetzt zusammen mit vier anderen in einem Messerblock aus Metall und Glas. Das Markenzeichen auf der Klinge lautete evolution und unterschied sich von denen, die sie an den Tatorten sichergestellt hatten. Eine rasche Durchsuchung verschiedener Schubladen ergab nichts anderes von Interesse. Finde dich damit ab, dachte er, wenn sie schlau genug ist, um so weit zu kommen, wird sie es mir nicht so einfach machen. Er trat vor ein halbes DutzendFotos, die an die Kühlschranktür gepinnt waren. Merkwürdigerweise war Susy Ahl nur auf einem von ihnen zu finden – Ahl vor ungefähr zehn Jahren, wie sie mit einem Jungen vor einer Pyramide posierte. War das ihr Sohn? Vielleicht, aber es war unmöglich, es genau zu sagen.
Als oben die Toilettenspülung betätigt wurde, zog Carlyle sich wieder zum Sofa zurück. Weniger als eine Minute später saß Susy Ahl wieder vor ihm in dem Sessel und machte einen gleichmütigeren Eindruck. »Also … wo waren wir stehen geblieben?«
»Sie waren dabei, Robert Ashtons Beziehung zum Merrion Club zu erklären.«
»Ach ja«, sagte sie und versuchte einen ungezwungeneren Ton anzuschlagen. »Robert war ein hervorragender Student. Ein liebenswerter, sanftmütiger Junge, aber ein bisschen schüchtern.«
Carlyle sagte nichts. Er schaute ihr direkt in die Augen, bewegte aber keinen Muskel. Jetzt oder nie.
Sie hob ihr Weinglas hoch, trank aber nicht davon. »Wir haben einen Grundkurs in Philosophie zusammen besucht. Ich musste ihn fast zwingen, zum ersten Mal mit mir auszugehen. Wenn ich darauf gewartet hätte, dass er den ersten Schritt macht, wäre es nie dazu gekommen.«
Den Bruchteil einer Sekunde lang war er überaus eifersüchtig auf Robert Ashton. Kein Mädchen hatte Carlyle je eine Verabredung aufgenötigt. Er hatte Helen buchstäblich anflehen müssen, dass sie mit ihm ins Kino ging.
»Er hatte kein Selbstbewusstsein«, fuhr Ahl fort, »was in Cambridge ganz schlecht war. Ich vermute, das ist immer noch so. Man kommt nicht sehr weit, wenn man sich nicht für Gottes Geschenk an das gesamte Universum hält und keine Angst hat, das jeden wissen zu lassen.« Schließlich nahm sie noch
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