Die Verbindung: Thriller (German Edition)
aber es war nicht das, wozu sie sich verpflichtet hatte, und Simpson wusste, wenn alles morgen verschwunden wäre, könnte sie fröhlich wieder zu dem Leben zurückkehren, das sie davor geführt hatte.
Das Essen war sehr angenehm gewesen, aber jetzt war sie zutiefst erschöpft. Morgen würde sie wieder extrem früh aufstehen müssen, und der neue Tag würde wie üblich weitere Ausschusssitzungenund weniger Polizeiarbeit mit sich bringen. Verantwortung ohne Macht war eine langweilige Sache. Der Arbeitsrückstand von Fällen, für die sie letzten Endes verantwortlich war, nahm allmählich überhand. Sie fragte sich, ob John Carlyle diese Ms Ahl inzwischen ausfindig gemacht hatte. Er hätte ihr heute Abend noch Bericht erstatten sollen, aber sie wusste, wie vorsichtig er seine Informationen zusammentrug. Alles in allem machte er sie äußerst nervös, und dafür hasste sie ihn. Warum konnte der kleine rattengesichtige Zyniker nicht einfach tun, was man ihm verdammt noch mal gesagt hatte, fragte sie sich nicht zum ersten Mal.
Das Problem mit Mr John Carlyle war, wie sie vor langer Zeit erkannt hatte, dass er eine zu hohe Meinung von seiner eigenen Wichtigkeit besaß. Ein plötzliches Sodbrennen fuhr ihr wie eine heiße Flamme durch den Brustkorb. Sie hätte darauf bestehen sollen, dass er diese Ms Ahl zum Verhör direkt nach Charing Cross brachte. Die Dinge wären viel unkomplizierter gewesen, sobald sie eine Verhaftung vorgenommen hätten. Es war immer noch Carlyles Ermittlung, aber Simpson wusste, dass sie das größere Ganze im Auge behalten musste. Vielleicht war es an der Zeit, dass sie ihm einen kleinen Stoß gab. Wenn sie diesen Fall von ihrem Tisch bekäme, würde das einen großen Schritt vorwärts bedeuten.
Joshua dachte an eine Zigarre, aber als er sah, wie müde seine Frau war, entschied er sich dagegen. Stattdessen machte er Kanzaki auf sich aufmerksam und winkte nach der Rechnung. Als er sich wieder seiner Frau zuwandte, sagte er: »Man munkelt, dass der Bürgermeister endlich bereit ist, den Commissioner rauszuschmeißen. Wenn die Wahl aus den Füßen ist und Holyrods Kumpel in Downing Street im Sattel sitzen, ist dein Mann Osgood weg vom Fenster.«
Carole Simpson lächelte. Wie alle anderen im Yard wusste auch sie, dass die Gerüchte seit einiger Zeit Fahrt aufgenommen hatten. Der gegenwärtige Commissioner Luke Osgood hatte seine Sympathien für die alte Regierung zu deutlich durchblicken lassen. Christian Holyrod hatte als Vorreiter der kommenden Regierung Carlton genug damit zu tun, seine Muskeln spielen zu lassen. Großbritanniens Spitzencop auszutauschen, war eine gute Methode, allen zu zeigen, wer jetzt das Heft in der Hand hatte.
»Luke war sich selbst immer sein schlimmster Feind«, bemerkte sie sorglos.
»Vergangenheit?«, fragte ihr Mann.
»Vergangenheit«, bestätigte sie. »Wenn er geht, wird niemand überrascht sein. Er hat sich immer schon zu sehr in der Nähe der derzeitigen Regierung gezeigt. Und wo sie jetzt auf dem absteigenden Ast ist, ist mit ihm seit einiger Zeit auch nichts mehr los.«
»Wie loyal du bist«, neckte er sie.
»Ich bin loyal«, sagte sie und lächelte. »Seinem Andenken gegenüber.«
»Sehr lustig.« Er stimmte eines seiner künstlichen, für die Klienten bestimmten Gelächter an, die sie so sehr hasste.
»Ernsthaft«, sagte sie schmollend, »Luke war in vielerlei Hinsicht ein toller Polizist. London ist jetzt eine sehr sichere Stadt, und dafür hat er etwas Anerkennung verdient. Aber du weißt, was man sagt …«
Er spielte mit. »Was sagt man?«
Sie grinste. »Man sagt, dass alle politischen Karrieren im Misserfolg enden.«
Joshua nippte an seinem Wein. »Wenn er geht … wird dann Leben in die Bude kommen?«
»Auf jeden Fall.«
»Das müsste doch gut für dich sein?«
»Sollte man annehmen, aber wir werden abwarten müssen.« Sie wollte die Kirche im Dorf lassen, aber Simpson wusste, dass sie noch auf dem Weg nach oben war, und die Möglichkeiten waren aufregend. Zudem wäre es eine Lüge zu behaupten, dass sie dem Thema im Lauf der letzten Monate nicht manche Gedanken gewidmet hätte. Zumindest sollte sie in der Lage sein, Chief Superintendent zu überspringen und direkt Commander zu werden. Von dort aus winkte ein Sprung auf den Posten eines Assistant oder sogar Deputy Commissioner. Sie konnte sehen, wie sich alles fügte, besonders wenn sie diese andere Sache schnell und diskret aus der Welt schafften.
Ȇbrigens, wie geht es mit dieser
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