Die Verbindung: Thriller (German Edition)
Carlton-Sache voran?« Es war so, als könnte er ihre Gedanken lesen.
Simpson nahm einen gezierten Schluck von ihrem Pfefferminztee und setzte die Tasse vorsichtig wieder auf die Untertasse. »Es sieht so aus, als machten wir endlich Fortschritte. Mein Inspector hat eine Frau namens Susy Ahl aufgespürt, die einer Tatverdächtigen am nächsten kommt.«
»Interessant.«
Kanzaki tauchte schweigend hinter ihnen auf und legte die Rechnung auf den Tisch. Joshua Hunt warf einen flüchtigen Blick darauf und fischte seine American Express Centurion Black Card heraus.
»Anscheinend war Ahl die Freundin eines Jungen namens Robert Ashton. Ashton hat sich 1985 in Cambridge umgebracht«, sagte Simpson leise, sobald Kanzaki sich in einen respektvollen Abstand zurückgezogen hatte. »Es war Ashtons Foto, das an dem Hogarth-Tatort zurückgelassen wurde.«
»Dann ist es eine Racheaktion? Glaubst du, sie hat es getan?«, fragte ihr Mann, als der Restaurantbesitzer mit dem Kartenlesegerät zurückkehrte.
Simpson wartete, während ihr Mann seine PIN eintippte und die Quittung in Empfang nahm. Als sie wieder allein waren, antwortete sie: »Sie ist die einzige Spur, die Carlyle im Moment zu haben scheint.«
»Wenn sie es wirklich gewesen ist«, wollte Joshua wissen, »warum sollte sie dann einen so offensichtlichen Hinweis zurücklassen?«
»Wer weiß?« Simpson seufzte. »Solche Leute sind per definitionem nicht besonders gut darin, logisch zu denken.«
»Vielleicht will sie auch die Publicity«, sinnierte Joshua.
»Vielleicht«, pflichtete Simpson ihm bei.
»Eine Mörderin, die geschnappt werden möchte …«
Simpson warf ihrem Mann einen Blick zu, der besagte: Zwing mich nicht dazu, den Zusammenhang für dich herzustellen .
»Solltest du sie nicht verhaften?«, fragte Joshua.
»Das ist eine sehr gute Frage, aber im Moment ist das Carlyles Entscheidung. Er möchte sie erst mal einschätzen. Wie er es sieht, ist sie keine unmittelbare Bedrohung. Sie hat keine Chance, auch nur in die Nähe der verbleibenden Mitglieder des Merrion Club zu kommen.«
»Ist das nicht ein zu großes Risiko?«
»Das ist Carlyles Entscheidung.«
»Ich verstehe.« Joshua Hunt schluckte langsam den letzten Tropfen Bordeaux. Er schmeckte wirklich wundervoll, aber zu wissen, dass er es sich in Zeiten wie diesen leisten konnte, zwei Riesen für eine Flasche Wein auszugeben, schmeckte sogar noch besser. Nach einer Weile sagte er: »Du weißt, dass ich Edgar morgen früh sehen werde?«
Simpson nahm noch einen Schluck Tee. Sie hatte das große Frühstückstreffen ihres Mannes vollkommen vergessen. Weitere zehntausend Pfund dafür, dass man eine Tasse schrecklichen Kaffee und ein Muffin bekam, vermutete sie. Sie begriff nicht, warum ihr Mann so scharf darauf war, sich bei Edgar Carlton einzuschmeicheln, aber es war Joshuas Geld, und deshalb war es sein Privileg. Zusätzlich zu dem Scheck über eine Million Pfund, den er zu Anfang des Jahres geschrieben hatte, war er Mitglied bei etwas geworden, das »The Leaders’ Group« hieß, was den Spendensammlern der Partei einen Freibrief gab, ihn bei jeder Gelegenheit auszunehmen. Simpson sah es selbst eher als kostspieliges Hobby, aber es machte sie trotzdem stutzig. Es war nicht so, als brauchte Joshua diese Leute, damit sie McGowan Capital halfen, Geld zu machen. Vielleicht träumte er davon, ins Parlament einzuziehen? Oder es hing bloß mit seiner Herkunft aus einer der Grafschaften in Londons Umgebung zusammen. Egal, was es war, wenn seine Midlife-Crisis keine schlimmeren Auswüchse hatte, sollte sie dankbar sein, so viel war ihr klar.
»Es ist ein Arbeitsfrühstück am Wahltag für mich und zwei Dutzend andere wichtige Spender«, sagte Joshua und lächelte. »Aber ich bin sicher, dass ich die Chance haben werde, mit ihm zu reden.«
»Wird er morgen nicht zu viel zu tun haben?«
»Nein, sie sind sehr entspannt. Trotz der Meinungsumfragen wissen sie, dass sie den Sieg in der Tasche haben. Edgar verbringt den ganzen Tag in London, weil er nicht den Eindruck erwecken möchte, dass er wie ein Idiot auch noch der letzten Stimme hinterherrennt.«
Das ganze Unternehmen erfüllte sie mit einem Gefühl ungeheurer Langeweile: ein Haufen Jungs, die berauscht vor Selbstgefälligkeit herumtanzten. »Ist es nicht das, was man von Politikern erwartet?«, fragte sie unschuldig.
»Darum geht es doch gerade«, antwortete er leicht eingeschnappt. »Diese Jungs brechen mit der Tradition. Jedenfalls, falls ich nicht dazu
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