Die Verbindung: Thriller (German Edition)
auch schneller, »ich würde gern kurz mit Ihnen sprechen.«
»Kein guter Zeitpunkt«, sagte Holyrod steif und legte noch ein bisschen an Tempo zu. »Ich habe eine Verabredung.«
Da ihm bereits heiß und unbehaglich zumute war, hatte Carlyle nicht vor zu joggen. Er legte Holyrod eine Hand auf den Arm, ignorierte den erstaunten Blick auf dem Gesicht des Bürgermeisters und trat näher an ihn heran.
»Ich bin bis jetzt sehr höflich gewesen …«
»Und wir haben das zu schätzen gewusst«, sagte Holyrod und sah seinen unerwünschten Begleiter auf eine Weise an, die seine Verärgerung deutlich machte.
Der ehemalige Soldat war gute zehn Zentimeter größer als Carlyle, aber dieser war nicht bereit, sich einschüchtern zu lassen. »Falls Sie allerdings«, fuhr er fort, ohne auf Holyrods scharfen Ton einzugehen, »nicht sofort aufhören, mich zu verarschen«, knurrte er, »werde ich Sie festnehmen. Auf der verdammten Stelle.«
Holyrod schnaubte vor Überraschung.
»Und«, Carlyle winkte zurück in Richtung des Platzes, »ich werde Sie in Handschellen dorthin vor die Kameras schleppen, während wir auf einen Wagen warten. Das dürfte ungefähr zwanzig Minuten dauern, vermute ich, und sich vielleicht als etwas größere Story im Vergleich zu Ihrer Fahrradnummer erweisen. Wäre das nicht am Wahltag ein beschissener kleiner Reinfall?«
Holyrod seufzte. »Miller hat uns gesagt, dass Sie ein echtes Arschloch sind.«
Carlyle lächelte. »Ihr Trevor … Er war immer schon ein ausgezeichneter Menschenkenner.«
Ein Bodyguard, der sich im Hintergrund aufgehalten hatte, trat näher, aber Holyrod winkte ihn fort. Er schaute zur Nelsonsäule zurück, auf den Boden und dann über Carlyles Schulter.
»Gehen wir dort drüben hin«, sagte er und wandte sich schnell in Richtung der Kirche St. Martin-in-the-Fields auf der gegenüberliegenden Seite der Straße.
Erfreut darüber, dass Holyrod es nicht hatte darauf ankommen lassen, folgte Carlyle ihm auf seiner Slalomstrecke durch den ruhenden Verkehr, bevor er die Stufen hochsprang und durch das offene Portal in der Kirche verschwand. Er wusste, dass er den Bürgermeister auf keinen Fall hätte festnehmen können, wenn der sich dafür entschieden hätte, einfach wegzugehen. Abgesehen von allem anderen hatte Carlyle seine Handschellen auf der Station liegen lassen.
Carlyle ließ sich Zeit damit, den Eingang der Kirche zu erreichen, um dem Bürgermeister ein paar Minuten zu gönnen, in denen er darüber nachdenken konnte, was als Nächstes auf ihn zukam. Während er näher kam, beobachtete er ein stetes Rinnsal von Touristen, die die Eingangsstufen hochgingen und die Köpfe in die Kirche steckten, bevor sie sich wieder in das zügellose Chaos draußen zurückzogen.
In St. Martin war die Luft modrig, aber die Stimmung war gelassen. Licht flutete von den Fenstern an der Ostseite des Bauwerks hinein und wurde von der weißen Decke zurückgeworfen. Eine Anschlagtafel neben dem Eingang informierte Carlyle, dass es einen Mittagsgottesdienst um 13 Uhr 15 geben werde. Er schaute auf seine Uhr: Glücklicherweise bestand keine Chance, dass sie damit in Konflikt gerieten. Ein anderes Plakat kündigte die Aufführung einer Reihe von Bachkantaten an. Das Ding jedoch, das seine Aufmerksamkeit auf sich zog, war ein Plakat für den GEDANKEN DER WOCHE der Kirche. Es verkündete: »Die Wahrheit macht euch frei.« Das walte Gott, dachte Carlyle und lächelte. Wenn mehr Menschen diesen Ratschlag zu schätzen wüssten, wäre sein Leben viel einfacher.
Holyrod saß in der ersten Reihe auf der rechten Seite, außerhalb des direkten Sonnenlichts, und wartete auf ihn. »Das hier muss die Kirche Ihrer Gemeinde sein, Inspector«, sagte er, als Carlyle sich neben ihn setzte.
»Das nehme ich an«, sagte Carlyle, der in Wahrheit noch keinen Fuß in St. Martin gesetzt hatte.
»Sie sollten sich in Ihrem Viertel auskennen«, tadelte Holyrod ihn. »Dies ist eine der schönsten Barockkirchen Londons. Während des Ersten Weltkriegs war sie ein Auffangbecken für Soldaten auf dem Weg nach Frankreich. Mehr als sechstausend Obdachlose suchen hier immer noch jedes Jahr Zuflucht.« Der Bürgermeister machte eine Pause, zufrieden, dass er sich noch an so viele Details von seinem nicht lange zurückliegenden Treffen mit dem Pfarrer von St. Martin erinnerte, der für einen Mann Gottes einen erstaunlich cleveren Antrag auf Förderung durch die Stadt gestellt hatte.
»Das ist sehr interessant«, sagte Carlyle, »aber es war
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