Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)
Schraubenzieher haben?«
Mit einem missmutigen Grunzlaut reichte der Mann ihr das Werkzeug.
»Danke«, sagte Marion höflich und schraubte ihr Auto wieder zusammen.
»Beeil dich, sonst verpassen wir den Flug«, sagte Thomas ungeduldig.
»Das Auto ist wieder fahrtüchtig. Los geht’s.«
Als Marion und Thomas an ihrem Abflug-Gate ankamen, verschwanden gerade die letzten Passagiere in dem Tunnel, an den das Flugzeug angedockt war. Die thailändische Stewardess nahm ihnen die Tickets aus der Hand und scheuchte sie zum Flugzeug.
Thomas ließ sich neben Marion in seinen Sitz fallen. Sie hatten es geschafft.
Das Flugzeug hob pünktlich ab, und innerhalb von Minuten hatten die Regenwolken über Shaanxi sie verschluckt. Thomas ergriff Marions Hand und drückte sie.
»Erleichtert?«, fragte er.
»Ja, sehr.«
»Was wollen wir in Deutschland machen? Ute und Nils haben unsere Wohnung noch bis Ende April. Wir können sie schlecht rauswerfen.«
»Darüber habe ich mir schon den Kopf zerbrochen. Susannes Wohnung ist groß genug für drei, und sie hat sicher nichts dagegen, wenn wir beide bei ihr unterkriechen, nur …«
»Du weißt nicht, ob du es auch möchtest, nicht wahr?«, ergänzte Thomas ihren Satz. Er sah enttäuscht aus.
»Hältst du es denn für eine gute Idee, wenn wir uns ein Zimmer teilen?«, fragte Marion leise.
»Ich halte es für eine sehr gute Idee. Ich habe dich so vermisst, Marion. Ohne dich ist die Welt grau und langweilig.«
»Und dann fängt alles wieder von vorne an. Die kleinlichen Streitereien, die Missverständnisse, der Frust. Ich würde gern mit dir zusammenleben, aber ich traue mich nicht.«
Wollte sie es wirklich, wollte sie eine Zukunft mit Thomas? Vor Marions innerem Auge blitzte ein Bild auf: Yandao, der winkend auf den Bus zugerannt kam. »Gib mir Zeit«, bat sie. »Erst muss ich herausfinden, was ich wirklich will.«
»Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Aber ich werde nicht von deiner Seite weichen, solange ich nicht hundertfünfzigprozentig davon überzeugt bin, dass diese Gangster dich in Ruhe lassen. Ich werde erst wieder ruhig schlafen können, wenn du dieses Jadepferd zur Post gebracht hast.«
Marion erwiderte nichts.
»Du wirst es doch nach China zurückschicken, oder?« Thomas schüttelte sie. »Mach keinen Scheiß! Das ist kein Abenteuerspiel. Die Typen sind echt!«
»Lass mich los. Ich weiß, dass sie echt sind. Und ich werde die Figur dem Museum zukommen lassen. Aber erst werde ich sie dem Sinologen zeigen, den Susanne ausfindig gemacht hat.«
Thomas ließ sich resigniert zurückfallen.
»Du bist verrückt. Deshalb liebe ich dich ja so sehr.«
Marion sah aus dem Fenster in die undurchdringliche Wolkenmasse und antwortete nicht. War sie verrückt? Es sah ganz danach aus.
Es waren noch knapp zwei Stunden Flugzeit. Thomas schlief. Marion erhob sich und ging zur Toilettenkabine. Sie schloss sich ein und ließ das winzige Handwaschbecken bis zum Rand volllaufen. Dann holte sie Bruder Tuck aus ihrer Jackentasche, setzte ihn in das Becken und streute Schildkrötenfutter hinein.
»Tut mir leid, Bruder Tuck, das ist alles, was ich dir bieten kann. Aber es dauert nicht mehr lange. Susanne hat eine Badewanne.«
Sie setzte sich auf den heruntergeklappten Klodeckel und wartete, bis Bruder Tuck sein Mittagessen verdrückt hatte. Jemand hämmerte von außen an die Tür.
»Einen Moment Geduld. Ich habe Verstopfung.«
Bruder Tuck war fertig. Marion hob die wild strampelnde Schildkröte aus dem Wasser und ließ sie abtropfen. Wer auch immer draußen wartete, hatte es eilig und klopfte penetrant weiter. Als Marion die Tür öffnete, drängelte sich eine ältere Thailänderin an ihr vorbei in die Kabine.
Marion trat in den Gang – und prallte entsetzt zurück. Vor ihr stand der Russe.
»So schnell kreuzen sich unsere Wege erneut«, sagte Nikolai und streckte ihr seine Hand entgegen. Den Zeigefinger zierte ein Pflaster.
Völlig überrumpelt reichte sie ihm die rechte Hand, in der sie immer noch den tropfenden Bruder Tuck hielt. Nikolai sah auf das Tier hinunter.
»Damit ist zumindest ein Rätsel gelöst. Sie haben eine abgerichtete Schildkröte als Bodyguard.«
Er klopfte auf den Panzer. Bruder Tuck ließ den Kopf vorschnellen und riss das Maul auf.
»Auch einer, den man nicht unterschätzen sollte«, sagte Nikolai. »Haben Sie noch mehr von diesen Aufpassern engagiert? Ein Huhn vielleicht?«
Marion bekam sich schnell wieder in den Griff. »Indonesische
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