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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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diesem menschenleeren Gassengewirr hinausfinden, bevor er sie erwischte. Sie rannte um ihr Leben. Das Knie begann zu schmerzen. Wo war die Barstraße? Sie raste um eine Ecke und sah erneut eine unbelebte Gasse vor sich. Der Puls pochte in ihren Ohren und vermischte sich mit dem Stakkato von Zu’ens Schritten, das unerträglich laut von den Häuserwänden zurückgeworfen wurde. Sie rannte noch schneller.
    War es wirklich so weit bis zum Auto gewesen? Marion sah mehrere Menschen am Ende der Gasse vorübergehen. Sie schrie, aber die Passanten reagierten nicht und gingen weiter. Zu’en holte auf. Marion bog mit letzter Kraft in eine erleuchtete Straße ein. Es war die Barstraße.
    In dieser Sekunde holte Zu’en sie ein und riss Marion heftig zurück. Sie stürzte hart auf den Asphalt, und einen Augenblick später war Zu’en über ihr. Sie rief um Hilfe, trampelte und trat um sich. Erschrockene Ausrufe vermischten sich mit ihrem Geschrei. Von mehreren Seiten liefen Gäste und Türsteher aus den nächsten Bars zusammen. Zu’en wurde von ihr weggezerrt, und eine wütende Diskussion entbrannte. Marion rappelte sich auf. Zu’en redete weiter auf die Leute ein und zeigte auf ein dunkelblaues Auto, das auf der gegenüberliegenden Straßenseite gehalten hatte. Marion sah hinüber, und ihr Blick traf sich mit dem Nikolais. Er lächelte siegessicher.
    Marion war kurz davor, hysterisch zu werden. Wie von Sinnen flehte sie die Umstehenden auf Deutsch um Hilfe an. Tränen liefen ihr über das Gesicht. Wenn ihr niemand half, würden die anderen sie wieder in das Auto zwingen.
    »Polizei! Warum ruft niemand die Polizei?«, heulte sie.
    Die Nachtschwärmer lachten verlegen. Sie verstanden nicht, was vor sich ging.
    »Marion!«
    Marion drehte sich um. Vor ihr stand Thomas.

    Thomas und Greg brachten Marion zurück in die Jugendherberge. Sie hatten sie fast erreicht, als das dunkelblaue Auto im Schneckentempo an ihnen vorbeikroch. Greg drohte mit der Faust in Richtung des Autos. Es fuhr langsam davon.
    Die Road West Bar hatte noch geöffnet. Ein paar späte Gäste feuerten eine westliche Touristin und eine Chinesin an, die auf der kleinen Bühne in der Mitte des Raums »Take me Home, Country Roads« schmetterten.
    Greg ging zu dem Barkeeper hinüber.
    »Kannst du uns vier Whisky on the Rocks machen?«, bat er.
    »Ist dir chinesischer Whisky recht?«
    »Egal. Hauptsache stark.«
    Greg stellte die Gläser auf den Tisch und verließ dann die Bar, um Jenny zu holen.
    Marion hatte ihren Kopf an Thomas’ Schulter gepresst und weinte leise. Beruhigend strich er ihr über die Haare. Was war hier los? Er langte über sie hinweg und nahm sich eines der Whiskygläser. Seit er vor zwei Stunden in der Jugendherberge eingetroffen war, hatten sich die Ereignisse überschlagen.
    »Ich möchte auch was trinken«, schniefte Marion und wischte sich mit dem Pulloverärmel die Nase sauber. Thomas hielt ihr sein Glas an den Mund. Sie nahm einen tiefen Zug und schüttelte sich.
    »Geht es dir besser?«
    »Ja. Ich zittere zumindest nicht mehr so stark. Wie kommt es, dass du mit Greg in der Barstraße warst?«
    »Als ich hier ankam, habe ich das Mädchen mit der Brille nach dir gefragt, aber sie kannte keine Marion. Zufällig stand Greg neben mir und fragte, ob jemand seine deutsche Freundin Sylvia gesehen hätte. Er wirkte sehr aufgebracht. Ich sprach ihn an, weil ich annahm, dass er dich kennt.«
    »Und dann habt ihr euch auf die Suche gemacht.«
    »Ja. Der Student dort drüben hatte gehört, dass die Chinesen die Barstraße erwähnten. Greg konnte mir bisher nichts Genaues erzählen, weil alles so schnell ging. Er sagte nur, dass du in Gefahr bist. Wer waren die Leute in dem blauen Auto?«
    Thomas konnte kaum glauben, was Marion ihm schilderte. Zu Beginn stellte er einige Zwischenfragen, aber gegen Ende der Erzählung hörte er nur noch verstört zu.
    »Um Himmels willen! Ich mag gar nicht daran denken, was sie mit dir angestellt hätten, wenn du nicht entkommen wärst«, sagte Thomas.
    »Ich auch nicht.«
    »Du hättest ihm die Figur geben sollen.«
    »Das konnte ich nicht. Sie ist auf dem Weg nach Deutschland. Ich habe sie von Zhangye aus nach Hause geschickt.«
    »Warum hat der Russe dich eigentlich losgelassen?«
    Marion erschrak. »Bruder Tuck! Ich habe den Armen völlig vergessen.«
    »Bruder wer? «
    Marion griff in ihre Jackentasche, setzte Bruder Tuck auf den Tisch und sah ihn liebevoll an. Die Schildkröte blinzelte schläfrig ins Licht und

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