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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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sie.
    »Auto? Ich dachte, ihr seid zu Fuß gekommen.«
    »Nein, wir haben es vorhin hier geparkt. Vor der Jugendherberge war alles voll.«
    Zu’en ging vorweg und führte sie um mehrere Ecken in eine unbeleuchtete Seitengasse. Dort blieb er vor einem nagelneuen dunkelblauen Auto stehen. Zu’en muss gut verdienen, dachte Marion, als sie auf den Rücksitz kletterte. Xiao Lin schlüpfte auf den Beifahrersitz, während Zu’en vor dem Wagen stehen blieb. Erst als sie saß, bemerkte Marion die weitere Person auf dem Rücksitz. Ihr wurde mulmig.
    »Was, zum Teufel …«, begann sie und wollte wieder aussteigen.
    Sie hatte nicht schnell genug reagiert: Der Mann neben ihr packte sie am Arm, bevor sie den Türgriff erreichte. Die andere Hand hielt er ihr über den Mund. Marion wand sich, um sie abzuschütteln, aber der Mann war wesentlich stärker als sie. Mit weit aufgerissenen Augen versuchte sie zu erkennen, wer der Angreifer war.
    »Guten Abend, Marion«, sagte er, »ich freue mich, Sie wiederzusehen.«
    Marion lief es eiskalt den Rücken herunter. Es war der Russe.
    »Schreien nutzt nichts. In China schert sich niemand darum, und im Übrigen schlafen die meisten«, sagte er und nahm die Hand von ihrem Mund.
    Marion schnappte nach Luft. »Wie haben Sie mich gefunden?« Ihr Hirn war von dem vielen Bier benebelt, aber sie zwang sich, Ruhe zu bewahren. Sie musste raus aus diesem Auto. Schnell.
    Er lachte leise. »Sie sind gerissen, Sylvia, aber nicht gerissen genug. Da sich Ihre amerikanischen Freunde Jenny und Greg nicht die Mühe gemacht haben, ihre Spuren zu verwischen, war es ein Kinderspiel.«
    Er kannte Jennys und Gregs Namen! »Warum haben Sie mich gesucht?«, fragte Marion. Vielleicht konnte sie sich herausreden.
    »Ist Ihnen das nicht klar?«
    »Nein. Habe ich Sie in Turfan so beeindruckt?«
    »Ihre Flucht von dort hat tatsächlich Eindruck auf mich gemacht. Und mir einen Haufen Probleme beschert.«
    »Flucht?«, fragte Marion. »Wieso sollte ich aus Turfan geflüchtet sein?«
    Die Stimme des Russen wurde drohend. »Sie wissen genau, wovon ich spreche. Wo ist es?«
    »Wo ist was?«
    »Sagen Sie mir, wo das Kästchen ist, und ich lasse Sie zu Ihren Freunden zurückgehen.«
    Marion brachte keinen Ton heraus.
    »Wo ist es? Ich frage ein letztes Mal.«
    Ein harter Schlag ließ Marions Kopf nach hinten knallen. Xiao Lin kniete mit erhobener Hand auf dem Beifahrersitz. »Das Kästchen. Sofort«, befahl sie.
    Marion tastete ihre Lippe ab. Ihre Angst war in den Mut der Verzweiflung umgeschlagen.
    »Vergiss es, Miststück«, zischte sie.
    Xiao Lin holte zu einem weiteren Schlag aus. Diesmal war Marion vorbereitet und fing den Arm mit ihrer freien Hand ab. Sie bekam die Hand der Chinesin zu fassen und hielt sie fest. Dann bog sie ihr mit aller Kraft den kleinen Finger zurück. Xiao Lin krümmte sich vor Schmerzen.
    »Okay«, sagte Nikolai leise, »Sie haben Ihren Mut bewiesen, und ich nehme es zur Kenntnis. Sie sollten sich aber darüber im Klaren sein, dass mir bald der Geduldsfaden reißt. Ich nehme an, Sie tragen das Jadepferd bei sich. Geben Sie es her.«
    »Ich habe es nicht.«
    »Sie haben immerhin gerade zugegeben, dass Sie wissen, wovon ich rede. Wo ist es dann?«
    »Ich habe es an die Polizei geschickt.«
    »Das haben Sie nicht getan.«
    »Dann habe ich es aus dem Zugfenster geworfen.«
    »Warum halten Sie so stur an der Figur fest? Sie bringt Ihnen nur Unglück«, sagte Nikolai.
    Marion blieb stumm. Ohne Vorwarnung umfasste Nikolai mit einer Hand ihren Hals und drückte leicht zu. Xiao Lin keifte auf dem Vordersitz auf Chinesisch.
    »Wo?« Er lockerte seinen Griff.
    »Ich habe es nicht«, keuchte Marion. Was sollte sie bloß tun? Sie war inzwischen so weit, dass sie ihm das Jadepferd liebend gern gegeben hätte.
    »Dann muss ich es eben selbst finden«, sagte der Russe und durchsuchte mit seiner freien Hand ihre Taschen. Plötzlich schrie er auf und riss seinen Arm zurück. Im selben Moment ließ er Marions Hals los.
    Sie war aus dem Wagen gestürzt, bevor Nikolai reagieren konnte. Die Autotür traf Zu’en, der draußen Wache hielt, mit voller Wucht in den Rücken. Er verlor das Gleichgewicht und ging zu Boden. Marion sprintete los und hatte dreißig oder vierzig Meter Vorsprung, bevor sich der Chinese aufgerappelt hatte und ihre Verfolgung aufnahm.
    »Halt sie auf! Sie darf auf keinen Fall die Hauptstraße erreichen!«, brüllte der Russe Zu’en hinterher.

    Marion hörte Zu’en näher kommen. Sie musste aus

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