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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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öffnete sie, und der Thai wühlte darin herum, bis er den Gegenstand gefunden hatte, der seinen Kollegen am Bildschirm des Röntgengeräts alarmiert hatte. Marion registrierte hämisch, dass der Russe erstarrte, als der Beamte ihm den Ferrari vor die Nase hielt.
    Der Thai stellte Nikolai eine Frage, aber der Russe zuckte nur mit den Schultern. Ein gestenreiches Gespräch entspann sich. Mehrfach zeigte Nikolai auf seine Uhr und wies in Richtung des Transitbereichs.
    Marion stand auf und sah auf den Monitor mit den Abflugzeiten. Der Flug nach Frankfurt war zum Boarding freigegeben. Nikolai würde ihn verpassen.
    Sie tippte Thomas an. »Wir müssen los.«
    Er riss sich von dem Schauspiel an der Abfertigung los. Nikolai fuchtelte vor dem Beamten herum, was dessen Ärger nur anstachelte.
    »Respekt«, sagte Thomas.
    Im Weggehen drehte sich Marion noch einmal zu Nikolai um. Er bemerkte sie und warf ihr einen wütenden Blick zu. Sie antwortete mit einer Kusshand.

Auf der Seidenstraße
    Oktober 599 n.Chr.
    E in heftiger Windstoß riss die trockenen Blätter von den Pappeln und trieb sie über ein Feld, bis sie sich am Fuße eines Hügels in den kahlen Zweigen der Büsche verfingen. Drei Männer kauerten zwischen den Büschen über einem dunklen Loch. Als eines der Blätter das Gesicht des kleinsten Mannes streifte, blickte er ängstlich über seine Schulter. Wolkenfetzen jagten über den Himmel und verdeckten den beinahe vollen Mond für einen Augenblick, bevor sie ihn wieder freigaben und silbernes Licht die Welt in eine kraftvolle Tuschezeichnung verwandelte. Tiefschwarze Schatten zerschnitten den Rand des mit Reif überzogenen Feldes, und das Gesicht des nervösen Mannes schwebte wie ein blasser Lampion vor dem dunklen Hintergrund der Büsche.
    »Was war das?«, fragte er kaum hörbar.
    »Der Wind, was sonst? Sag mal, Affe, was ist heute mit dir los?«
    »Böse Vorahnungen«, sagte der Mann. »Mir gefällt die Nacht nicht.« Seine Gelenkigkeit hatte ihm den wenig schmeichelhaften Spitznamen »Affe« eingebracht, den er nicht abschütteln konnte. In den Kreisen, in denen er sich bewegte, hatte sich kaum jemand die Mühe gemacht, seinen richtigen Namen, Pesakk, zu behalten.
    »Was macht Hedan so lange da unten?«, brummte der dritte Mann. »Ich frage mich, ob er schon die wertvollsten Sachen verschwinden lässt.«
    »Hedan ist vertrauenswürdig«, entgegnete der andere gereizt. »Im Gegensatz zu dir, Boboni.«
    »Wie kannst du es wagen! Du, der König der Betrüger.«
    Der Anführer sprang mit katzengleicher Geschwindigkeit auf die Füße und ging Boboni an die Kehle. Er war so schnell, dass weder Pesakk noch der plumpe Boboni reagieren konnten.
    »Sieh dich vor!«, zischte der Anführer und schüttelte Boboni. Er war einen halben Kopf kleiner als sein Gegner, aber wesentlich muskulöser und hatte die furchterregende Ausstrahlung eines angriffsbereiten Tigers.
    In diesem Moment klingelte eine kleine Glocke an einem Zweig neben dem Schachteinstieg. Ein dünnes Seil lief von der Glocke in das Loch und verschwand in der Finsternis. Der Anführer ließ Boboni los und schubste ihn weg.
    »Mach dich nützlich«, sagte er.
    Boboni drehte ihm den Rücken zu, ergriff ein dickes Seil, das ebenfalls in den Schacht führte, und zog. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer Fratze aus Anstrengung und Hass. Kurz darauf hievte er einen großen, mit sandiger Erde gefüllten Korb an die Oberfläche. Einige Ziegelsteine polterten auf den Boden.
    Das Glöckchen klingelte wieder, dreimal hintereinander. Boboni knotete das Ende des dicken Seils von dem Korb ab und warf es wieder in den Schacht. Als er einen Widerstand spürte, zog er es erneut mit gespannten Muskeln Stück für Stück ein. Bald erschien das dreckverschmierte Gesicht eines vierten Mannes über dem Schachtrand. Seine Augen blitzten, als er sich aus dem Loch stemmte.
    »Ich bin durch!«, rief er. »Aber der Einstieg ist zu eng. Du musst rein, Affe. Wo sind die Lampen?«
    »Hier«, sagte Pesakk und schleppte einen Sack heran. Kurz darauf standen alle vier Männer um den Schacht herum. Hedan kontrollierte den Sitz des um Pesakks mageren Körper geknoteten Seils und drückte ihm aufmunternd den Arm. »Sollten dir Geister oder Dämonen begegnen, schick sie nach oben. Wir werden mit ihnen fertig.«
    »Sehr witzig«, sagte Pesakk und kletterte in den Schacht. Der Anführer reichte ihm eine brennende Laterne. Ihr Lichtschein wurde immer schwächer, je tiefer Pesakk an dem Seil nach unten

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