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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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hinderte Susanne ihn daran.
    »Es ist bestimmt ein sehr schönes Kunstwerk, aber ich will es gar nicht sehen. Sonst wechsle ich vielleicht die Seiten und werde zum Kunsträuber.« Sie lachte gezwungen.
    Marion sah ihre Freundin verunsichert an. »Das würdest du doch nicht tun?«, fragte sie.
    »Wer weiß? Es scheint jedenfalls die Besitzgier der Leute zu wecken. Auch deine, Marion«, fügte sie nach einer kurzen Pause hinzu.
    Thomas hatte bisher geschwiegen. »Ich muss gestehen, dass es mich nervös macht, das Ding im Haus zu haben«, sagte er jetzt. Dann schob er das Kästchen zu Marion. »Ich will es ebenfalls nicht sehen.«
    »Ganz wohl ist mir bei der Sache nicht«, gab Susanne zu. »Aber es ist ja nur für ein paar Tage. Der Sinologe erwartet Marions Anruf. Er heißt Professor Kirschner und hat einen Lehrstuhl an der Uni Hamburg. Bring ihm deinen Schatz so schnell wie möglich.«
    »Ich werde ihn morgen früh anrufen. Sollen wir heute Nacht doch besser in ein Hotel gehen?«, fragte Marion.
    »Quatsch! Selbstverständlich bleibt ihr hier«, sagte Susanne mit Nachdruck. »Ihr macht Gesichter wie drei Tage Regenwetter, dabei regnet es schon seit drei Wochen. Ich öffne jetzt eine Flasche Wein. Wir feiern schließlich eure Rückkehr.«

    Thomas wälzte sich unter der ungewohnten Daunendecke hin und her. Susanne hatte ihm eine Matratze neben das Schlafsofa in ihrem Arbeitszimmer gelegt.
    »Ist auf dem Sofa nicht Platz für zwei?«, murmelte er. Dann schlief er ein.
    Marion lag mit offenen Augen auf dem Rücken und kämpfte gegen das Schwanken des Sofas an. Aus der Flasche Wein waren drei geworden, und sie war betrunken. Sie drehte sich zu Thomas um, ließ einen Arm über die Kante hängen und legte die Hand auf seine Brust. Sie musste sich darüber klarwerden, was sie von ihm wollte. Morgen. Oder übermorgen, dachte sie, dann schlief auch sie ein.
    * * *
    Die Nacht war viel zu kurz gewesen. Susanne trank drei Tassen Kaffee und nahm zwei Aspirin, bevor sie zur Redaktion hetzte. Marion rief Professor Kirschner an und verabredete sich für den Abend mit ihm. Danach fuhren Marion und Thomas zu ihrer Wohnung. Ute und Nils waren nicht da, aber Thomas hatte einen Schlüssel. Es war seltsam, nach so langer Zeit in den vertrauten vier Wänden zu stehen. Ihre Freunde hatten nur wenige eigene Möbel mitgebracht und nicht viel verändert.
    Thomas warf sich mit Schwung auf sein geliebtes knallblaues Sofa und streifte die Schuhe von den Füßen. Marion war in der Tür stehen geblieben und sah sich um. Ihre Wohnung. Ihr Zuhause.
    »Es fühlt sich gut an, hier zu sein«, sagte Thomas. »Ich hatte ganz vergessen, wie gemütlich unser Nest ist.«
    Marion ging zu ihm hinüber und setzte sich auf die Sofalehne. Sie fuhr ihm mit gespreizten Fingern durch die blonden Locken. Dann zog sie leicht an seinen Haaren.
    »Au! Das tat weh.«
    »Entschuldigung. Meinst du es wirklich so?«
    »Was?«
    »›Unser Nest‹. Und dass es sich gut anfühlt.«
    »Dies ist immerhin die Wohnung, in der wir fast drei Jahre gelebt haben. Es war eine schöne Zeit. Oder siehst du es anders?« Er setzte sich auf und sah Marion erwartungsvoll an.
    »Es war eine sehr schöne Zeit. Ich finde es nur schwierig, einfach wieder dort anzuknüpfen, wo wir vor einem Jahr abgebrochen haben. Die Reise war so weit weg vom Alltäglichen.«
    »Das stimmt nicht. Die Reise war auch Alltag, nur anders.«
    »Ein Alltag, dem unsere Beziehung nicht gewachsen war«, sagte Marion bitter. »Gestern hatte ich den Eindruck, dass du am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht hättest, um zurück nach Asien zu fliegen. Woher der plötzliche Sinneswandel?«
    »Es stimmt, die Atmosphäre in Hamburg ist nicht sonderlich ermutigend. Aber es lässt sich nicht ändern. Jetzt sind wir hier, und bevor wir wieder über eine Fernreise nachdenken können, müssen wir Geld verdienen. Du hast gestern selbst gesagt, dass Hamburg auch spannend sein kann«, sagte er.
    »Wir? Glaubst du denn noch an uns?«
    »Ja«, sagte Thomas schlicht. »Ich werde Frank fragen, ob ich bei ihm unterkriechen kann. Wenn die Geschichte mit dieser unseligen Figur ausgestanden ist, lasse ich dich und Susanne in Ruhe. Wir haben dann beide Zeit zum Nachdenken.« Er stand auf und nahm Marion in den Arm. »Ich liebe dich.«
    Zur Antwort drückte sie ihn fest an sich. Thomas war kein Mann, der sein Herz in der Hand trug, und sie wusste, wie ernst es ihm war. Vor ein paar Monaten hätte dieser kleine Satz sie vorbehaltlos glücklich

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